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Audi Q3 Trans China Tour 2011, Tag 8
Gib Gummi beim Reifenwechsel

Am achten Tag wird die Audi-Trans-China-Tour von einem ungeplanten Zwischenfall aufgehalten. Die Diagnose lautet: Plattfuß. Per Bus geht es später noch nach Honkong - in die Stadt der mobilen Wolkenkratzer.

Audi Q3 Trans China Tour 2011 Tag 8
Foto: Audi

"Endlich passiert mal was", sagt Bert, und da hat er zweifellos recht. Erstaunlich seine Begeisterung nur angesichts der Tatsache, dass es ausgerechnet er und Kollege Jan waren, die für den Zwischenfall sorgten. Der Tag war noch keine 100 Kilometer alt, da setzte das dynamische Duo einen Funkspruch mit der Frage ab, ob es irgendetwas zu bedeuten habe, wenn der Bordcomputer vermelde, dass ein Reifen Luft verlöre. Die Audi-Technik-Truppe empfiehlt umgehendes Anhalten, und da stehen sie nun auf dem Seitenstreifen und kramen nach Wagenheber und Radmutterschlüssel.

Unsere Highlights

Alsbald ist ein Grüppchen weiterer Teilnehmer der Q3 -Trans-China-Tour eingetroffen, zehn Minuten später sind es bereits sieben Autos, die solidarisch hinter dem Pannenfahrzeug parken, darunter zahlreiche einheimische Helfer, die Audi für die Tour angeheuert hat. Einer davon entpuppt sich als wahrer Wirbelwind mit dem Bordwerkzeug.

Platter Reifen, eingedrückter Seitenschweller

Noch ehe Kollege Jörg von der Schweizer Auto-Illustrierten eine helfende Hand ans malade rechte Hinterrad legen kann, springt der chinesische Kollege dazwischen, knechtet die Schrauben, wuchtet den Wagenheber unter den Schweller und kurbelt los, als wollte er sich als Grinder für den America’s Cup bewerben.

Prompt hebt der Audi Q3 mit der Startnummer elf artig das Bein, um allerdings kurz danach wieder abzusacken. Der hilfreiche Geist hat den Wagenheber falsch angesetzt und den Schweller eingedrückt. Nun setzt er zum zweiten Versuch an, aber der Standfuß steht schief auf dem Boden. Nun hält es Jörg nicht mehr aus: "Halt! Halt!" ruft er und übernimmt mit der gesamten Autorität eines Mannes, der zwei Paris-Dakar-Rallyes und zwei Mal die Camel-Tour mitgemacht hat, das Kommando. Fünf Minuten später steht der Audi Q3 auf drei Beinen und das Hinterrad ist ordnungsgemäß demontiert.

Währenddessen war der chinesische Kollege nicht untätig. Um seine Scharte auszuwetzen, wollte er schon mal das Ersatzrad aus der Mulde holen, aber leider wird er wieder mit Vehemenz an seinem Tun gehindert. Wir übersetzen seiner Englisch sprechenden Kollegin, dass dies nur ein lausiges Notrad sei, ein properer Gummi mit Felge sei schon samt Service-Crew unterwegs. Die junge Dame erklärt dem übereifrigen Kollegen den Sachverhalt, sie selbst wirkt leicht betroffen. Die kurz danach eintreffende Profi-Truppe, die das neue Rad in fünf Minuten montiert hat, erwägt gar, die gesamte chinesische Helfer-Abteilung ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass sie doch besser die Finger von den Autos lasse. Der arme Chinese hat gerade vor den Fremden sein Gesicht verloren. "Er wollte nur helfen", sagt seine Kollegin, um auf mildernde Umstände zu plädieren.

Lasst mich durch, ich bin Arzt

Mittlerweile ist auch der Arzt eingetroffen und bahnt sich seinen Weg zum Geschehen. Die Enttäuschung steht ihm ins Gesicht geschrieben, als ihm Stier mit einem fröhlichen: "Haben Sie eine Sterbeurkunde dabei. Sie können nur noch den Tod feststellen", entgegentritt.

Tatsächlich standen die Sterne schlecht für den armen Pirelli des Typs Scorpion tödlich getroffen. Sein Aszendent war Stier, bekanntermaßen stoisch, aber auch leidenschaftlich und zuweilen zu Überreaktionen neigend. Die Flanke ist innen über die komplette Schulter aufgeschlitzt. Auf der gegenüberliegenden Seite ist die Lauffläche durchbohrt.

Die schnell gebildete Task Force von CSI Xiamen macht sich umgehend an die Spurensuche: "Sieht aus, als sei etwas hier eingedrungen und dann an der Flanke wieder ausgetreten", sagt Ermittler Petersen. "Dafür spräche die deutlich größere Austrittsöffnung", fachsimpelt Zielfahnder Stier. Petersen glaubt auch den Tatort zu kennen: "Ihr habt da vorhin auf dem Standstreifen mal eine Riesenstaubwolke aufgewirbelt, da habt Ihr Euch bestimmt was eingefangen."

Definitiv beim Radwechsel hat sich Jörg eine blutende Wunde am Finger eingefangen, angesichts des fließenden Lebenssaftes blüht der Doc schlagartig auf und darf heute doch noch die Flasche mit dem Desinfektionsmittel aufschrauben.

Tunnel-Phobie beim Schweizer Kollegen

Kaum wieder auf der Piste, holt uns der Alltag wieder ein. Immer noch liegen heute über 500 Kilometer Autobahn vor Wagen drei und seiner Besatzung. Wie schon auf der Marathon-Etappe vor zwei Tagen führt die Route auf der G15 durch ein landschaftlich reizvolles Terrain voller Berge und Täler. Wieder liegt das Tempolimit bei lähmenden 100, wieder unterbinden Dutzende Tunnel den Blick auf die Umgebung. So langsam muss man sich um den Kollegen Petersen Sorgen machen, der sich an der Schwelle zu einer ernsthaften Tunnel-Phobie sieht - nicht gut, für jemanden, der sein Geld in der Schweiz verdienen muss.

Dennoch, angesichts der perfekt ausgebauten Autobahn bleibt uns nichts anderes, als vor Chinas Infrastrukturausbau den Hut zu ziehen. Schon jetzt verfügt China nicht nur über das größte Schnellzugnetz der Welt, auch das Straßennetz ist mit knapp vier Millionen Kilometern rekordverdächtig. Das viertgrößte und bevölkerungsreichste Land der Erde muss allein 150 Städte mit einer Million Einwohnern verbinden. Noch hat nicht jede davon einen brauchbaren Autobahnanschluss, zehn Prozent der Dörfer haben nach wie vor gar keine Straßenanbindung.

"Wer reich werden will, muss zuerst Straßen bauen." Das sagt ausnahmsweise mal nicht Konfuzius, sondern die Pekinger Rundschau. Allein im Straßenbauwesen selbst hat die Volksrepublik nach eigener Angabe fast 90 Millionen Arbeitsplätze geschaffen. In zehn Jahren soll die verbesserte Infrastruktur 400 Millionen Bürgern den Aufstieg von niederem zu einem mittleren Einkommen verhelfen. Das gilt natürlich nur für die, die jene goldenen Zeiten auch erleben. China ist auch bei der Anzahl der Verkehrstoten ganz weit vorn. Jährlich sterben  300.000 Menschen im Straßenverkehr, wenn man dem staatlichen Fernsehen CCTV in diesem einen Fall eine Statistik glauben darf.

Straßenverkehrsregeln: Ignoranz und Gottvertrauen

In den letzten sieben Tagen gab es genug Situationen, in denen sich mancher über ein vorzeitiges Ableben nicht hätte wundern müssen. Vor allem die Ignoranz oder das Gottvertrauen, mit denen Rad- und Mopedfahrer in den Städten vierspurige Straßen überqueren, ohne auch nur den leisesten Blick zur Seite zu werfen, fasziniert. Allerdings muss auch erwähnt werden, dass wir außer zwei havarierten Motorrollern und zwei leichten Auffahrunfällen auf überfüllten Schnellstraßen bis zur Halbzeit der Tour keinen nennenswerten Unfall sehen mussten.

Als Wagen drei schließlich am Nachmittag nach 610 Kilometern im Etappenziel Shenzen einläuft, ist die Audi-Technikmannschaft leicht aus dem Häuschen. Zwei Journalisten-Gruppen hat sie nun durch halb China geschleust, und noch immer sind alle 20 Audi Q3 - abgesehen von einem eingedrückten Schweller - ohne jeden Kratzer.

Wollen Sie da wirklich hin?

Ein bisschen angekratzt ist dagegen das Image unseres Etappenziels. Das betreffende Kapitel im Reiseführer beginnt mit dem Satz: "Wollen Sie hier wirklich hin?" Zum Ende der siebziger Jahre wohnten in dem kleinen Nest der Provinz Guandong (bei uns besser bekannt als Kanton) gerade mal 30.000 Menschen. Dann wurde als Konkurrenz zum nahen Hongkong eine Sonderhandelszone beschlossen, eine Stadt am Reißbrett entworfen und anschließend dem Wildwuchs überlassen. Heute leben im Stadtgebiet zwölf Millionen Menschen. Shenzen hat eine der höchsten Wachstums- und Kriminalitätsraten Chinas. Man reist heute allenfalls aus einem Grund nach Shenzen: Um weiterzureisen.

Das tun auch wir und steigen in ein halbes Dutzend Toyota-Kleinbusse, die uns nach Hongkong bringen. Rein streckentechnisch wäre die Entfernung in einer Dreiviertelstunde zu bewältigen, wäre da nicht die Grenze. Sie haben richtig gelesen. Nach den Niederlagen Chinas in den Opiumkriegen und allen erzwungenen Landabtretungen an das britische Empire musste die Queen gemäß einem nach 99 Jahren auslaufenden Vertrages die Halbinsel Kowloon und die angrenzenden New Territories an die Volksrepublik zurückgeben, die man sich einst zur Erschließung eigener Frischwasserzugänge unter den Nagel gerissen hatte.

Die Hauptinsel Hongkong-Island hätte weiter britisch bleiben können, aber die Enklave zu teilen wäre ein nahezu undurchführbares Unterfangen gewesen, und so überantworte Großbritannien am 1. Juli 1997 Hongkong an China. Dass sich bis dahin auf mickrigen 1.100 Quadratkilometern sieben Millionen Einwohner zusammenquetschen, liegt nicht zuletzt daran, dass sich die Bevölkerung in beträchtlicher Zahl aus Flüchtlingen aus dem kommunistischen Mutterland rekrutierte. Die schoben angesichts der Rückgabe beträchtliche Furcht, angeblich ließ ein reicher Hongkonger einen Wolkenkratzer von Stararchitekt Norman Foster so konstruieren, dass er notfalls zu demontieren gewesen wäre.

Grenzformalitäten vor ehemaliger britischer Kolonie Hongkong

Tatsächlich ließ die Pekinger Zentralregierung die ehemalige britische Kolonie jedoch weitgehend in Ruhe. Das führt zu der kuriosen Lage, dass wir eine halbe Stunde wegen Grenzformalitäten verlieren, danach sind wir offiziell aus der Volksrepublik ausgereist. Unsere chinesischen Mitreisenden müssen übrigens in Shenzen bleiben. Sie bräuchten für Hongkong einen weiteren Reisepass, den die meisten nicht haben.

Hinter der Grenze spricht man abgesehen von Englisch vor allem Kantonesisch, oder, wie es in China-typischer Poesie heißt: "die Sprache südlich des Flusses". Gefahren wird nach wie vor auf der linken Seite, und anstelle des chinesischem Yuan wird mit Hongkong-Dollars bezahlt. Das ist insofern von Bedeutung, als dass wir die Taschen voller chinesischen Scheinen haben, und man nach Hongkong außer zum Bestaunen der Skyline vor allem zum Einkaufen kommt.

Hinter vorgehaltener Hand gesteht ein Einheimischer aber, dass die lokalen Händler zur Zeit den Yuan mit Kusshand akzeptieren, denn der Dollar schwächelt, die Finanzkrise hat auch Hongkong durchgerüttelt. Kein Wunder, steht doch das Gebäude der Bank of America genau gegenüber der Ecke des Gebäudes der Bank of China. Ist eine spitze Kante auf dich gerichtet, trifft dich automatisch all die negative von dort ausgehende Energie. Schlechtes Feng Shui also, die Krise war absehbar. Wir verstehen uns selbstverständlich auch als Botschafter und Entwicklungshelfer und so wollen wir am morgigen Ruhetag die Krise mildern und Geld nach Hongkong pumpen.

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