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Audi Q3 Trans China Tour 2011, Tag 2
Lost in Deviation

auto motor und sport-Reporter Markus Stier begleitet den Audi Q3 quer durch China. Der zweite Tag der Audi-Trans-China-Tour führt unterwegs zur Heimat des großen Philosophen Konfuzius. Doch das Thema des Tages ist eher Konfusion, denn das Navigieren zum Zielort Qingdao gestaltet sich als echte Herausforderung.

Audi Q3 Trans China Tour 2011 Tag 2
Foto: Markus Stier

Wenn der Stier früher mal wieder von Asche bedeckt und aus Schürfwunden blutend vom Tennisplatz kam, hieß es im Clubhaus: "Der Name ist Programm." Gleiches lässt sich aber auch ohne Zweifel für den schwedischen auto-motor-und-sport-Kollegen Nils sagen. Sein Nachname ist Svärd, was im Deutschen Schwert bedeutet, und schon bei seiner ersten Fahrt im chinesischen Stadtverkehr gleitet der Mann aus Stockholm durch das Morgenchaos wie das Messer durch die Butter.

Unsere Highlights

Das Roadbook verkündet auf der zweiten Etappe der Trans-China-Tour nicht nur stramme 546 Kilometer, sondern erst einmal eine satte Dreiviertelstunde, um aus der Sieben-Millionen-Hauptstadt der Provinz Shandong zu gelangen. Wagen Nummer drei ist eher im hinteren Mittelfeld der 20 Audi Q3 zählenden Armada gestartet, als die Stadtgrenze hinter uns liegt, hat er locker vier Ränge gutgemacht. Gekonnt umkurvt er an der ersten großen Kreuzung ein Knäuel auf der Straße lauernden Radfahrer. Beim nächsten Rechtsabbiegen landen wir versehentlich auf dem Radweg, was sich aber als genialer Schachzug erweist.

Die wegen ihrer für Rikschas beträchtlichen Breite nicht einwandfrei als solche erkennbare Fahrbahn für Pedaleure schneidet zwei Ampelkreuzungen auf der Innenseite ab. Kein Chinese regt sich über das Auto auf der Strampelpiste auf, bis Nils mit geschmeidigem Haken zurück auf die vierspurige Ausfallstraße biegt und zügig von ganz rechts nach ganz links kreuzt, und zack, sind wir aus dem Gröbsten raus.

Es ist Markttag und Operation Huhn läuft an

Die Route führt alsbald im Süden in ein hübsches Flusstal, im Gegensatz zur komplett flachen Gegend vom Vortag eine willkommene Abwechslung. Das finden auch die Chinesen, deshalb spannen sich zahllose Brücken über den Fluss, die zu ebenso vielen Restaurants am westlichen Ufer führen. In Beimingcun ist Markt, der der Einfachheit halber an der Hauptdurchgangsstraße abgehalten wird. Nils macht sich auf, um Tee zu kaufen.

Obst leuchtet in knalligen Farben, es riecht alle paar Meter nach frischem Gebäck, in einem Winkel preist ein fliegender Schuhverkäufer seine Ware auf dem Wühltisch seiner Lastwagen-Ladefläche an. Eine Ecke weiter windet sich wie ein Flussbett ein nicht endender Müllhaufen mitten durch den Ort. Daneben stehen weitere Marktstände und der Kammverkäufer winkt fröhlich in die Kamera, während sich einen Meter daneben verrottende Plastikhaufen stapeln. Auch das ist China.

Bei der Abreise stoßen wir auf drei Audi-Damen, die verschwörerisch vor den Hühnerkäfigen lungern. Schon die Menschen wurden im Reich der Mitte Jahrtausende lang eher nachlässig behandelt, wer kann da erwarten, dass man sich um Tiere besser kümmert? Auf engstem Raum zusammengepfercht bieten sie ein Bild des Grauens. Die meisten Tiere sind schon halb gerupft, bevor sie getötet werden. Planen die drei Damen eine spektakuläre Befreiungsaktion? "Wir arbeiten daran", raunt man uns zu. Wir rollen derweil unauffällig weiter, um kein Aufsehen zu erregen.

Die Route wird berechnet, die Brücke noch gebaut

Bald sind wir die letzten im Feld und sehen uns beim Fotografieren am Duozhuang-Stausee dem Tross der Lumpensammler gegenüber. Zwei silberne Audi Q3-Begleitfahrzeuge folgen uns, dazu ein weiterer in Orange-Metallic, besetzt mit Mechanikern. Dazu zwei VW-Busse und ein Ambulanzwagen. Viel auffälliger reiste auch der Kaiser bei der Inspektion durch sein Reich nicht durch die Lande.

Es ist alles entspannt, bis an einem Bahnübergang plötzlich eine junge chinesische Dame am rechten Seitenfenster gestikuliert. Nils macht eine abwehrende Geste. Wir kaufen nichts an der Tür. Daraufhin zeigt sie leicht verzweifelt ihren Audi-Ausweis. "Sie sind falsch gefahren", sagt sie. Unser Navi sagt das Gegenteil. Nun gut, im mit vier Chinesen besetzten Begleitfahrzeug werden sie schon wissen, wo es lang geht.

Rasch umgedreht gondeln wir auf den östlichen Stadtrand von Taishan zu, wo sich einer der fünf heiligen Berge Chinas befindet. Doch für den 1.500 Meter hohen Berg gleichen Namens haben wir kein Auge, denn die Autobahnauffahrt fordert unsere volle Aufmerksamkeit. Das Navi führt uns in einer einfachen Schleife auf die G3 zu, nur dass in der Realität die Brücke erst halb steht.

Kein Problem, im Ort am Buddha-Tempel vorbei einen Schlag nach Westen, dann nach Süden auf die Autobahn, schon wäre die Scharte ausgewetzt. Aber nun folgt erst einmal ein viertelstündiges Beratschlagen auf einem Kaufhaus-Parkplatz. Es wird telefoniert, gefunkt, Computer gestartet, resettet und wieder neu gestartet, abermals telefoniert und gefunkt, bis die Chinesen zugeben: "Unser Navi hat sich verirrt."

Beharrlich mahnt das Navi

Am Ende folgt der kleine Konvoi der Route durch die Stadt, am Buddha-Tempel vorbei nach Westen und so weiter. Es wäre ja nun alles ganz entspannt, wenn die freundliche Dame im Navigationsgerät nicht ständig ein baldiges Umdrehen fordern würde. Wir haben einen der einprogrammierten Wegpunkte nicht angefahren, nun beharrt sie stur auf der Rückkehr. Mit einer Dreiviertelstunde Verspätung erreichen wir Qufu, wo Mittagsrast ist und ein zierliches Streichquartett in dottergelben Roben süß lächelnd unsere Anspannung löst.

Die ist ohnehin hier nicht angebracht. Schließlich ist Qufu die Heimat des legendären Philosophen Kong Fu Zi, den jesuitische Mönche 2000 Jahre nach seinem Tod im Jahr 479 vor Christus der damals üblichen Sitte folgend als Konfuzius lateinisierten. Angefangen als Scheunenaufseher, legte er bald einen steilen Aufstieg hin und brachte es bis zum Bau- und Justizminister, musste aber nach Hofintrigen fliehen.

Er begab sich auf eine 13-jährige Wanderschaft. Die Zeit des streitenden Reichs brachte ihn zu zwei Erkenntnissen: Erstens, dass der Mensch edel zu sein hat, und zweitens, dass Ordnung herrschen muss. So entstand ein Geflecht aus Achtung und Gehorsam zwischen Eltern und Kindern, Vorgesetzten und Untergebenen, die sich noch heute durch die chinesische Gesellschaft zieht.

Während er selbst der Utopie nachhing, dass erst die Ordnung und daraus resultierende Harmonie zur wahren Freiheit führe, führten die ihm folgenden Konfuzianer ein gängelndes Regiment ein, in dem viele Regeln zum Selbstzweck wurden und deren Starrheit zu neuen Zwängen führte. Es herrscht keine absolute Klarheit über die Theorien des Meisters, denn er hinterließ keine schriftlichen Anweisungen, die wurden erst 100 Jahre nach seinem Tod verfasst.

Madam schweigt orientierungslos - endlich

Wir erhalten dagegen die mündliche Anweisung, nach der Zahlstelle der Autobahnausfahrt am Stadtrand von Qingdao rechts abzubiegen, verpassen aber wie zahllose Kollegen den Abzweig. Wieder schickt uns die Madame von der Navigation im Kreis, um den Wegpunkt korrekt anzufahren. Der Zirkel bleibt unvollendet, denn die Fahrt endet auf einem Bauhof.

Genervt löschen wir den Wegpunkt und streben auf eine Landzunge zu, von der aus es laut Karte aber schnurstracks zurück und rund um die Bucht der Hafenstadt liegt, Madame gibt 100 Kilometer als Restdistanz an, dabei ist es jetzt schon nach sechs und dunkel. Stier war nicht beim Briefing, Svärd hat nur halb hingehört, irgendwie war von einem Tunnel die Rede.

Der führt hoffentlich unter der Meer hindurch auf die andere Seite der Bucht. Wenn nicht, kommen wir nicht vor halb Acht im Hotel an. Stier wählt zur Assistenz die im Roadbook angegebene Service-Nummer. Im Hauptquartier wird man doch wissen, was Sache ist. Das mag zwar sein, aber dort geht nur eine chinesische Mailbox an.

Wir schlängeln uns weiter über die südliche Halbinsel, und tatsächlich führt die Straße weiter, wo das Navi-Gerät eine Sackgasse anzeigt. Für fünf Minuten ist Madame mal ruhig, zum einen, weil sie nicht fassen kann, wie sich selbst ein moderner SUV so zügig über komplett unerschlossenes Gelände bewegen kann, zum zweiten, weil sie nun völlig orientierungslos ist. Der Vorteil: Für fünf Minuten ist sie mal ruhig und fordert nicht zum Wenden auf.

Es wird alles gut. Wir unterqueren das Meer, stauen uns über die im Navi nicht bekannte Hochtrassenschnellstraße Richtung Westen, umfahren auch die wegen Baustelle nicht existente Rechtsabbiegung erfolgreich und erreichen das Hotel am Olympiahafen. Beim Abendessen mahnt ein Audi-Mensch, wir sollen doch bitte künftig unbedingt jeden im Navigationsgerät angegebenen Wegpunkt ordnungsgemäß anfahren, um nicht die Ordnung und Harmonie zu stören. Unmerklich schüttelt einer der Anwesenden leise den Kopf. Es ist Stier, und es sieht kaum jemand, denn er hat zum Essen den Hut abgenommen.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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