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Audi Q3 Trans China Tour 2011, Tag 15
Kauf mir einen Audi

Am 15. Tag müssen einige Teilnehmer der Audi-Q3-Trans-China-Tour lernen, dass chinesische Frauen mit Komplimenten nicht so leicht zu beeindrucken sind.

10/2011 Audi Q3 Trans China Tour 2011, Tag 14, Zhaoqing-Guangzhou
Foto: Markus Stier

Hector hat gut geschlafen, und prompt bricht beim mexikanischen Kollegen das lateinamerikanische Temperament durch. Als Probantin für seine Latin-Lover-Charme-Offensive dient die chinesische Audi-Mitarbeiterin Shu Li. Hector zwitschert irgendwas von "mei ling" und hockt anschließend mit der gleichen, enthusiastischen Erwartungshaltung auf seinem Sitz, die wir von Pluto kennen, wenn Mickey Mouse einen Knochen hinter dem Rücken versteckt. Doch Shu Li runzelt nur die Stirn. "Irgendwas mit Blume?" fragt sie. "Schöne Blume?"

Unsere Highlights

Was Hector eigentlich sagen wollte war: "Du bist so schön wie eine Blume", nur der mexikanische Akzent in seinem Chinesisch sorgt für ein anfängliches Verständigungsproblem. Nicht, das Hector bei der jungen Dame ernsthafte Absichten hätte, er ist schließlich glücklich verheiratet und stolzer Vater einer zweijährigen Tochter, aber es ist nie ein Fehler sich in fremden Ländern sofort mit den wichtigsten Redewendungen vertraut zu machen, als da wären: "Qing zài gei wo jiä yixie, häoma?" (Könnte ich davon bitte noch ein bisschen haben?) oder "Qinwhèn wèishengjiän zàinä’er?" (Wo bitte, sind die Toiletten).

Soll ich dir einen Audi kaufen?

Audi hat an nichts gespart und allen Mitreisenden ein Wörterbuch mit bunten Bildchen mitgegeben, das Wort Liebe sucht man im Register allerdings vergebens. Wo also soll man nachschlagen? Bei Menschen, Gesundheit, Sport, oder gar Dienstleistungen? Hector muss sich schließlich belehren lassen, dass chinesische Frauen offensiv vorgetragene Komplimente von den einheimischen Männern nicht gewohnt sind, da er allerdings Ausländer sei, dürfe er sich durchaus auch wie ein Elefant im Porzellanladen benehmen.

"Ja und, funktioniert jetzt die Nummer mit der Blume bei den Chinesinnen?" will Stier wissen. Eher nicht, meint Shu Li. Sie findet, das mit der Blume sei zu dick aufgetragen. "Wir wäre es dann mit: Du bist so schön wie ein Audi." will Hector wissen. Shu Li verneint abermals, räumt aber ein, mit "Soll ich dir einen Audi kaufen?" würde sich das Türchen ein wenig öffnen. Stier fragt knallhart nach: "Stimmt es, dass sich die Chinesinnen ihre Männer danach aussuchen, ob sie ein Auto haben?" Shu Li findet, die Frage sei zu pauschal gestellt: "Nicht nur. Sie gucken auch, ob du ein Haus hast." Ist eigentlich je nachgeforscht worden, ob der vor einer halben Millionen Jahren datierte Peking-Mensch der Gattung Homo Erectus aus Schwaben eingewandert ist?

Lektion über die Vielschichtigkeit Chinas

Wir lassen das Thema Frauen links liegen und wenden uns lieber wieder der Landschaft zu. Die Fahrt von Zhaoqing nach Guangshou zählt zu den schönsten auf der Trans-China-Tour. Eigentlich wäre die Distanz ein Katzensprung, wenn man die Autobahn nähme, aber das Roadbook sieht vor, dass wir Provinzstraße X525 wählen, die durch ein sattgrünes Flusstal verläuft und mit ihren flüssigen Kurven und ständigen Kuppen und Senken ein echtes Achterbahnerlebnis bietet. Wie so oft in China, wird nicht auf Asphalt gefahren, sondern auf einer Betonpiste.

Der hellgraue Belag bietet in Kurven erstaunlich viel Haftung, wer die allerdings je ernsthaft verliert, muss sich auf einen malträtierten Unterboden und eingedrückte Seitenschweller einrichten, denn die Piste wird in einer Kastenform gegossen und ist nicht in die Umgebung eingebettet, sondern ragt am Rand mit scharfer Kante um die 30 Zentimeter aus dem Boden.

Wir stoppen an einer Brücke für ein Foto und bekommen wieder einmal eine eindrucksvolle Lektion über die Vielschichtigkeit Chinas. Auf der einen Seite wippert das Wasser fröhlich glitzernd dahin, in den Vordergrund ist eine malerische Sandbank ins Bild genossen, den Hintergrund ziert dichter Bambuswald mit eingestreuten Bananenbäumen, um 180 Grad gedreht taucht im Sucher die vor sich hin gammelnde Betonbrücke auf, an deren Böschung das Volk einfach den Müll runtergekippt hat.

Audi Q3 sollte wieder schmutziger werden

Plötzlich taucht ein gelber Lastwagen auf. Heraus springt ein junger Kerl, der uns aufgeregt in gutem Englisch begrüßt. "Mensch, ihr seid wirklich hier." Kennen wir uns etwa? Der begeisterte Kantonese stellt sich als Wyman vor und berichtet, dass er im Internet von unserer China-Tour erfahren hat und sie seitdem aufmerksam verfolgt. Völlig aus dem Häuschen ist er, als er sich mit Hector für ein Foto vor dem Auto aufstellen darf.

Selbiges müsste übrigens noch ein bisschen schmutziger werden. Man hat ja schließlich einen Ruf zu verlieren. Einer der Audianer hat uns den Tipp gegeben, dass gegenüber unserer Mittagsrastplatzes an einer Rafting-Station ein Feldweg abgeht, der zum Einstieg der Rafting-Tour in die Berge führt. Fahrtzeit in eine Richtung: eine Stunde.

Nachdem wir das Barbecue niedergemacht haben, brechen wir frohen Mutes in die Büsche auf. Die stehen allerdings ziemlich dicht. Das hier soll der Weg sein? Das ist doch höchstens ein Trampelpfad. Aber die Wegbeschreibung war ziemlich eindeutig, ein Schild zur Rafting-Station weist in die richtige Richtung und im Umkreis von 500 Metern in beide Richtungen geht kein weiterer Weg ab.

Auf der Suche nach Schotter und Schlamm

Vielleicht wird es ja nach dem Einstieg breiter, also rumpeln wir den Pfad hoch. Hinter der ersten Kurve wird es breiter und besser befahrbar, doch die Freude über das bevorstehende Abenteuer trübt sich schon 200 Meter weiter wieder ein. Auf dem grasbewachsenen Mittelstreifen gedeihen junge Büsche und Sträucher, die darauf schließen lassen, dass hier schon lange kein mehrspuriges Fahrzeug mehr den Berg erklommen hat. Wir sind auf der Suche nach Schotter und Schlamm. Auch am Wegesrand drängelt die Vegetation mit Macht auf den Pfad. Es wäre schade, wenn wir auf dem Weg den Lack an den Flanken komplett abschmirgeln, denn dann wäre ja auch der mühsam gesammelte Schmutz weg. Also wenden wir Wagen drei schweren Herzens und fahren wieder auf die Straße.

Um die Enttäuschung über das entgangene Highlight zu mildern, steuern wir den Markt von Yangmeizhen an. Hier waren wir vor einer knappen Woche schon. Einige der Marktfrauen erkennen Stiers Australierhut wieder und fangen an zu lachen. Einige winken oder zeigen mit Fingern auf den Wiederholungstäter, der selbstverständlich seine Kamera im Anschlag hat.

Allerdings ist heute weniger los als beim letzten Mal. Es ist früher Nachmittag. Die Eingeborenen haben ihre Morgeneinkäufe fürs Mittagessen längst erledigt, auch die Marktfrauen haben gegessen und manche hat ihren Kopf für ein Nickerchen auf den Tisch gelegt. In einer der Gassen wurden vor wenigen Tagen noch Fische ausgenommen. Hector, der wie immer begeistert verkündet, das sähe alles aus wie in Mexico, findet den Geruch zwischen den Ständen dann doch ein bisschen unangenehm unmexikanisch.

Geschichten vom Markt

Beim Passieren eines der Fischbecken passiert es dann. Ein Barsch hat mit einem beeindruckenden Sprung das enge Becken verlassen und sich in die Freiheit aufgemacht. Aber anders als bei "Free Willy" wartet jenseits der Barriere nicht der rettende Ozean, sondern nur schmutziger Betonboden. Der 50 Zentimeter lange Prachtfisch stemmt sich vom Boden ab, vollführt wilde Sätze, um vom Trockenen wieder ins Nasse zu gelangen. Er landet in der Wasserablaufrinne. Die ist zwar noch feucht, aber das Rinnsal reicht nie und nimmer, um seinen Kiemen Wasser zuzuführen. Heftig nach Luft schnappend liegt er da und sammelt Kraft, um dann wieder heftig mit ganzem Körper zuckend in die Luft zu springen.

Die Fischverkäuferin hat bemerkt, dass die beiden Ausländer gebannt zuschauen, ob der Fisch den Weg zurück ins Becken schafft. Sie ist nicht mehr die Jüngste, erhebt sich mühsam und humpelt gemächlich um den langen Ladentisch. Sie greift nach einem Kescher. Halte durch, tapferer Wels, gleich schwimmst du wieder. 

Doch es kommt anders. Die Frau wirft einen kurzen Blick auf den Fisch am Boden, macht eine lakonische Bemerkung und dreht schnurstracks wieder um. Mit weiten Augen schnappt der Fisch nach Luft. Die Frau hinkt zu ihrem Stammplatz, der Barsch setzt zu einer weiteren Serie von Sprüngen an, während sich die Frau nach einer abfälligen Bewegung zur Seite kippen lässt. Sie legt sich auf einem Tisch zur Siesta nieder, während einer ihrer Fische mit dem Tod ringt.

Es ist ein erschreckend langer Kampf. Immer noch pumpt der Körper des Fisches heftig, die Kiemen blähen sich rhythmisch, doch es kommt kein Wasser, kein Sauerstoff. Sollen wir ihn selbst ins Becken zurückpacken? "Nein", sagt Hector bestimmt. Wir drehen uns um und gehen, wollen das Leiden nicht bis zum Ende sehen.

Ankunft in Guangzhou

Eben noch war es ein sonniger, unbeschwerter Tag. Jetzt liegt plötzlich eine Last auf deiner Brust. Du kommst dir vor wie ein Kriegsreporter. Soll man nur dokumentieren, was geschieht, denn dazu wurde man hergeschickt. Oder soll man eingreifen? Der Fisch war ohnehin dem Tode geweiht. Er wird gute Gründe gehabt haben, warum er aus der Enge des Beckens floh. So starb er wenigstens beim Versuch, sich nicht in sein klägliches Schicksal zu fügen. Ein schwacher Trost.

Mit gemischten Gefühlen rollen wir in den Vorstädten von Guangzhou ein. Hector ist überwältigt von den neuen Hochhäusern, die bis zum Horizont reichen. "Wow, das ist eine wirklich große Stadt", sagt ausgerechnet ein Mann, der in Mexico City wohnt, mit 20 Millionen Menschen die größte Metropole der Welt.

Vor dem Hotel empfängt uns die Technik-Crew mit enttäuschten Gesichtern. "Der war aber schon mal dreckiger", sagt einer der Audi-Männer. Kleinlaut entschuldigen wir uns. Wir haben bei dem schönen Wetter eben keine Matschpfützen gefunden. Nun ja, morgen ist ja auch noch ein Tag.

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