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Audi Q3 Trans China Tour 2011, Tag 13
Von Flussstaus und Bierfischen

Am 13. Tag tummelt sich die Audi-Q3-Trans-China-Tour noch immer in der Provinz Guangzi. Eine Fahrt auf dem Li-Fluss ist ein Muss, wenn auch ein bisschen überlaufen. Aber Spaß macht das Erkunden der Gegend auch mit dem Auto.

10/2011 Audi Q3 Trans China Tour 2011, Tag 13, Guilin – Yangshuo
Foto: Markus Stier

Ehrlichkeit wird überschätzt, das fand jedenfalls Richard Nixon. Als "Tricky Dickie" 1973 China besuchte, führte man ihn auch nach Guilin, und freimütig bekannte der amerikanische Präsident, der vorzeitig aus dem Amt gejagt wurde, er habe in seinem Leben nie eine schönere Landschaft gesehen. Da man trotz aller Ressentiments gegenüber der Weltmacht aus dem Westen an der Führungsspitze ein ähnliches Verhältnis zur Wahrheit pflegt, käme es der KP in China nie in den Sinn, Nixons Einschätzung anzuzweifeln.
 
Dabei hätte die Provinz Guangxi die Fürsprache eines zwielichtigen Amerikaners gar nicht nötig. Das Tausende zählende Heer der hochaufragenden Kalkstein-Berge, dazwischen die sich windenden Flüsse, gigantische Terrassen-Landschaften und riesige Tropfsteinhöhlen gehören zu den schönsten Flecken der Erde. Das chinesische Wort für Landschaft bedeutet in der Übersetzung so viel wie "Berge und Flüsse" und stammt aus diesem Flecken des Landes. Schon die Grundschulkinder lernen den Spruch: "Ob im Osten oder Westen, in Guilin ist es am Besten."

Unsere Highlights

Flusstourismus bringt China Geld

Das galt allerdings lange nicht für Leben der Menschen. Das Reich der Mitte beherbergt neben den Chinesen selbst über 50 weitere ethnische Gruppen wie das Volk der Zhuang. Im äußersten Südosten, nahe der vietnamesischen Grenze leben allein ein Dutzend Stämme, die auch die Mehrheit der Bevölkerung stellen. Daher gilt Guangxi nicht als eigentliche chinesische Provinz, sondern als autonomes Gebiet.
 
Als vor 350 Jahren die Mandschuren von Norden das Reich der Ming-Kaiser aufrollten, flohen die Letzten der alten Elite nach Guangxi. Heute würden viele gern von hier fliehen, denn die Mehrheit der Bevölkerung ist arm. Geld bringt vor allem der Tourismus in den Städten Guilin und Yangshuo, denn zwischen ihnen liegt der spektakulärste Flussabschnitt des Li Jiang. Und so steigen morgens Tausende Touristen in Daxu, eine Busstunde von Guilin entfernt, auf die Ausflugsdampfer, die zu Dutzenden im Minutentakt ablegen und mit je 50 Passagieren den Fluss hinunterdieseln.
 
Der Fluss führt wenig Wasser, denn die Monsun-Regen sind Ende Oktober lange vorbei.  Die Fahrrinne ist schmal und muss von Baggern freigehalten werden. Dicht an dicht bummeln die Schiffe den Fluss hinunter. Wer vorn auf dem Aussichtsdeck steht, kann dem Koch des davor fahrenden Schiffes in die Töpfe gucken.

Massentourismus und kulinarische Köstlichkeiten

Man muss sich ohnehin in China von der sehr europäischen Vorstellung freimachen, man könne in diesem Land irgendetwas, was besonders schön ist, allein genießen. Seit China auch Wochenenden und Urlaub kennt, reist das Volk in Scharen zu den Sehenswürdigkeiten. Der Chinese liebt Krach und Enge, und so fühlt er sich ausgesprochen wohl, wenn er den Gipfel eines heiligen Berges, die Große Mauer oder die Verbotene Stadt zusammen mit ein paar Tausend Landsleuten genießen kann.
 
Das aufgeregte Schnattern der Reisenden erzeugt aber noch nicht genug Lärm, weshalb die Reiseleiter gern ihre Gruppen mit Megaphonen durch die Massen dirigieren, deren Lautstärke nur noch vom Plärren der folkloristischen Musik aus den Lautsprechern der Andenkenverkäufer übertönt wird.
 
Immer wenn der Reiseleiter, der sich als Peter vorgestellt hat und ohne Megaphon auskommt, einen besonders schönen Felsen wie den "bemalten Hügel der neun Pferde" zu präsentieren hat, stürmen ein paar Dutzend  Passagiere (darunter auch Briten, Finnen und Deutsche) das Oberdeck, knipsen sich gegenseitig vor dem Berg, der dann auf dem Foto im Hintergrund nur unscharf zu erkennen ist und eilen wieder unter Deck. Vor allem als die Passage bei Xinping in Sicht kommt, die ein Kupferstecher auf der heimischen Währung verewigt hat, kontrollieren die Passagiere die Originaltreue des Meisters auf dem eilig gezückten 20-Yuan-Schein.
 
Peter verkündet, man könne nun wieder unter Deck gehen, es gebe nichts Besonderes mehr zu sehen, dafür aber gleich Essen. Das All-Inclusive-Buffet sieht nicht übermäßig einladend aus, der Magen sagt nein. Zudem sollte man sich den Hunger noch ein Stück aufbewahren, denn am Ziel der Flussfahrt in Yangshuo gilt es, die örtliche Spezialität zu kosten. Der Bierfisch ist ein in einem Sud aus Bier, roten und grünen Paprika, Ingwer, Knoblauch und Zwiebeln gegarter Wels, der zusammen mit gebratenem Reis eine fantastische Mahlzeit abgibt.
 
Doch nach vier Stunden wäre schon ein Snickers eine Köstlichkeit, denn wegen des Gegenverkehrs der bereits wieder flussaufwärts strömenden Schiffe, steht unsere Flotte im Stau. Warum soll es in China auf dem Wasser auch anders zugehen als auf dem Land? Mit einer Stunde Verspätung landet das Schiff an. Bevor allerdings die einladenden Düfte der Restaurants locken, muss erst das 500 Meter lange Spießrutenlaufen an den Andenkenständen vorbei absolviert werden.

Hector übernimmt mit Mexiko-Erfahrung

Der auto-motor-und-sport-Tourist hat einen Bildband über den Fluss erstanden, blättert endlich am gedeckten Tisch durch die Seiten und klickt sich anschließend durch den Monitor der Kamera. Enttäuschung macht sich breit. Auf fast allen Fotos machen sich mindestens vier Flussdampfer breit, außerdem sind alle Bilder milchig und farblos. Der Reiseführer tröstet, dass die bis zu 700 Meter hohen Karst-Berge ohnehin meistens Wolken verhangen sind, und dass die ganze Szenerie bei blauem Himmel eher langweilig aussehe. Der ambitionierte Hobby-Fotograf würde dagegen jederzeit ein bisschen von der dunstigen Mystik gegen etwas mehr Schärfe, Farbe und Kontraste eintauschen. Immerhin: Der Fisch ist scharf.
 
Wer die gleiche Strecke nach Yangshuo auf dem Landweg reist, kann parallel zur von Bussen überlaufenen Hauptverbindung eine parallel verlaufende Landstraße wählen, die sich herrlich kurvig durch die Gegend schraubt. Nachdem der brasilianische Kollege Carlos die Heimreise angetreten hat, ist Hector Ocampo Espinoza unseres Partnerunternehmens Televisa am Steuer.
 
Nachdem er am Morgen eine reichlich abschreckende Einführung in die Gefahren des chinesischen Verkehrswesens erhalten hat, grinst er fröhlich: "Klingt wie bei uns in Mexiko." Auch die armen Dörfer am Wegesrand mit ihren unverputzten Ziegelbauten, den in Schuppen dem Kartenspiel frönenden Männern und den schwere Lasten schleppenden Mütterchen erinnern ihn an die Heimat. Nur die allseits vertretenen Hunde kommen ihm unspanisch vor: "Die sehen irgendwie anders aus - so chinesisch."
 
In Nan Bianshan sind auch die Kinder irgendwie anders. Mit enthusiastisch vorgetragenem "Hello" begrüßen sie die Fremden am Straßenrand. Frau Shi stellt ihre Grundschulklasse vor und berichtet stolz, dass ihre Kinder Englisch lernen. Sie selbst hat sich daher auch den im angelsächsischen Amerika beliebten Namen Donna zugelegt. Im richtigen Leben heißt sie Shi Dong Mei. Sie lädt uns ein, ihre Schule zu besichtigen, doch wir haben wie immer wenig Zeit. Also laden wir lieber die Kinder ein, unseren Audi Q3 zu besichtigen. Die sind aber viel mehr interessiert, mit aufs Foto zu kommen. Mit einem bestens im Chor gesungenen "Thank you very much", werden wir zurück auf die Straße entlassen.

Offroad-Abstecher und echt chinesisches Essen

Wir sind spät dran, und es wird wohl noch später. Schließlich gibt es rechts und links der Route immer wieder abgehende Schotterpfade, die verlockend zwischen die hochaufragenden Felsriesen führen. Wozu haben wir schließlich Allradantrieb? Leider baut der Chinese Schotterpisten nicht für rallyebegeisterte Langnasen, sondern im Allgemeinen nur bis zu seiner Hütte. Meist steht Wagen drei mit der Schnauze nach spätestens anderthalb Kilometern den Schnauzen einer Wachhund-Familie vor einer kleinen Hütte gegenüber.
 
Aber wir wollen nicht jammern. Wir haben ein paar schöne Pfade gefunden, durften im Matsch spielen und über eine Sprungkuppe sausen. Wir sind mit Schwung durch Pfützen und Flüsse geschossen. Leider ist dabei der mühsam aufgetragene Lehmmantel rund um unser Auto wieder abgewaschen worden.
 
Das Mittagessen musste mal wieder warten. Dort sitzen schon die neuen Mitreisenden, auf der letzten Reisewelle in großer Mehrheit Chinesen. Das hat zwei Folgen: Zum einen sind die Autos Nummer vier und 14 nicht mehr existent. Die vier ist in China die schlimmste Unglückszahl, weshalb 14. oder gar 44. Stockwerke in Gebäuden gern ausgelassen werden. Nun ziert die ehemalige Nummer 14 eine fette 88. Von Achten können Chinesen gar nicht genug bekommen, sie bringen Glück.
 
Die zweite Konsequenz des Andrangs heimischer Presse ist der leicht abgeänderte Speiseplan. "Das Essen wird jetzt sehr chinesisch", warnt ein Audi-Mitarbeiter. Was bitte haben wir denn dann in den Wochen vorher gegessen. Ein Großteil der Besatzung der Eventagentur und die Mehrheit des Fotografentrupps ist der regionalen Köstlichkeiten ohnehin längst überdrüssig. Sie müssen sich schon zum dritten Mal mit großen McDonalds-Tüten erwischen lassen. Fotograf Tobi hält sich beim Beweisfoto schützend ein Kissen vors Gesicht. Er gehört zu den anonymen Burger-Fressern, hat bisher immer stolz verkündet, er sei seit Monaten clean und möchte von seiner Selbsthilfegruppe nicht beim Rückfall erwischt werden.
 
Für die unverdrossene Fraktion der Liebhaber kulinarischer Folklore gibt es zur Einstimmung heute Hühnerfüße (alter Hut), gebratene Frösche (wie Hühnchen, nur ohne Fleisch) und Bierfisch. Na, wen wollt ihr denn hier erschrecken? Ist doch lecker.

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