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Ansichtssache Reichweite
Wo ist der Tank?

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Um das Gewicht der neuen C-Klasse zu senken, hat Mercedes einen fragwürdigen Trick angewendet. Der nutzt weder den Kunden noch der Umwelt, meint Peter Wolkenstein.

Peter Wolkenstein, Porträt, Mercedes C 300
Foto: ams

Wo ist der Tank? Erinnern Sie sich noch an die Frage, auf die ein Audi-Fahrer vor vielen Jahren am Ende eines Werbespots keine Antwort weiß, weil er sich wegen der immensen Reichweite seines TDI nicht an den letzten Tankvorgang erinnern kann? Mit der neuen C-Klasse würde ihm das nicht passieren, obwohl er sich die gleiche Frage stellen könnte – wenn er feststellt, dass die Reservelampe 200 Kilometer früher aufleuchtet als beim Vorgänger.

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Wie kann das sein? Laut Mercedes setzt die neue Mercedes C-Klasse "in vieler Hinsicht neue Maßstäbe in der Mittelklasse". So soll die Rohkarosserie aus fast 50 Prozent Aluminium mit einem cw-Wert von nur 0,24 zu "beispielhaften Verbrauchswerten" beitragen – und dann sinkt die Reichweite um 200 Kilometer?

Die C-Klasse fasst immer weniger

Das Rätsel löst sich an der Tankstelle. Während der Kraftstofftank der alten Mercedes C-Klasse inklusive acht Litern Reserve 59 Liter fasst, passen in die neue nur noch 41 Liter rein. Zum Vergleich: Beim Audi A4 sind es 63, beim BMW 3er  57 und selbst bei der A-Klasse 50 Liter. Sogar Kleinwagen wie ein VW Polo bunkern 45 Liter, obwohl sie kaum als Langstreckenauto gekauft werden.

Nun verbraucht der neue Mercedes C 180 im Normzyklus nur noch 5,0 l/100 km, was rein rechnerisch über 800 Kilometer Reichweite ergibt. Was ist also das Problem? Man nimmt dem Kunden etwas weg, wie schon beim Ersatzrad. Wer aber beim Tanken nach dem ersten Abschalten die Zapfpistole einhängt, hat nicht randvoll und somit nicht 41, sondern vielleicht nur 36 oder 37 Liter getankt. Die Reserve beträgt laut Mercedes sieben Liter, bleiben rund 30 Liter bis zum nächsten Tanken. Hierzulande kann das bei flotter Autobahnfahrt auch mit dem neuen Mercedes C 180 schon nach 300 oder weniger Kilometern der Fall sein.

In der C-Klasse ist wohl Platz für einen größeren Tank

Damit die Mercedes C-Klasse ihre beispielhaften Verbräuche erzielt, musste sie abspecken. 75 Kilogramm wiegt der C 180 weniger als der Vorgänger, Gramm für Gramm weggefeilt mithilfe teurer Materialien und hohen Entwicklungsaufwands. Mercedes spricht von "intelligentem und innovativem Leichtbau". Aber das war wohl nicht genug oder vielleicht auch zu teuer.

Sonst wäre man kaum auf die Idee gekommen, einfach an der Füllmenge zu sparen. Bei vollem Tank summieren sich 18 Liter weniger Kraftstoff im Handumdrehen auf etwa 14 kg Gewichtsersparnis, die den Hersteller weder Aufwand noch Geld kosten – intelligenter Leichtbau eben.

Die Kunden kostet es natürlich Reichweite und jenes gute Gefühl, genug Reserven an Bord zu haben, um überfüllte oder zu teure Tankstellen rechts liegen lassen zu können.
Bekommen sie im Gegenzug einen anderen Vorteil, etwa einen größeren Gepäckraum? Der wuchs um ganze fünf auf 480 Liter, aber nicht aus diesem Grund. In der Mercedes C-Klasse ist sehr wohl Platz für einen größeren Tank, schließlich bietet Mercedes wie beim Vorgänger einen 66-Liter-Behälter an. Aufpreis: 59,50 Euro. Also alle Aufregung umsonst?

Nicht ganz. Wem nützen solche Tricks, um Verbrauch und Emissionen im Prospekt zu schönen, wenn sie beim Bestellen einfach umgangen werden können?

Sie können, müssen aber nicht volltanken

Es wäre doch viel kundenfreundlicher, den 41- und nicht den 66-Liter-Tank als Option anzubieten. Sollten Flottenkunden ohne den kleinen Behälter wegen zu hoher CO2-Emissionen nicht C-Klasse fahren dürfen, wäre er ihnen sicher 59,50 Euro Aufpreis oder eine um einen Euro höhere Leasingrate wert.

Freiwillig wird sonst wohl kaum einer auf den großen Tank verzichten. Übrigens: Sie können, aber müssen ihn nicht volltanken – wenn Sie Gewicht sparen und den Verbrauch senken wollen.

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Auto Straßenverkehr 13 / 2021

Erscheinungsdatum 26.05.2021

76 Seiten