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Abenteuer für echte Männer
Airbus A320 fliegen - im Simulator

Auch wenn dieses Airbus-Cockpit immer am Boden in Bruchsal bleibt: Ein Flug im A320-Simulator fühlt sich sehr real an. Spätestens beim Landeanflug steigt der Adrenalinpegel.

Flugsimulator, René Olma
Foto: Dino Eisele

Von Frankfurt nach Stuttgart zu fliegen klingt nach Routine. Es sei denn, man sitzt in der ersten Reihe, genauer auf dem Pilotensitz im Cockpit eines Airbus A320. Dass ich mich nur virtuell auf der Startbahn in Frankfurt befinde, mindert die Anspannung kaum. Als Bruchpilot will ich nicht enden, selbst wenn ich nur an einem Simulator in einem Industriegebiet in Bruchsal bei Karlsruhe sitze.

Die Außenwelt: lediglich auf mehrere Leinwände gebeamt. Doch das Cockpit besteht zum größten Teil aus Original-Airbus-Teilen. Auch das Summen der Klimaanlage, die Borddurchsagen und der Funkverkehr vermitteln einen realistischen Eindruck.

Sieben Computer denken mit

Gesteuert wird per Sidestick. Der Airbus A320 verfügt über ein Fly-by-Wire-System. Impulse des Steuerknüppels werden also in Computer-Signale umgewandelt. Lässt man den Stick los, behält das Flugzeug den anliegenden Kurs. Allzu waghalsige Manöver wie einen Looping unterbinden die sieben Bordcomputer. Sicherheit geht vor. Ein Kinderspiel ist dieser Trip dennoch nicht.
Eine Batterie von Knöpfen und Anzeigen lässt mich erst mal ratlos zu Fluglehrer Jonas Bühler blicken, doch die meisten kann ich ignorieren. Bühler erläutert mir die Abläufe: Erst muss der Kurs programmiert werden, dazu werden Navigationspunkte festgelegt, die dann per GPS angesteuert werden. Zum Glück erledigt das der Copilot. Ich muss nur den Kurs halten.

Schnell wird es ernst: externe Stromversorgung kappen, die Triebwerke eines nach dem anderen unter lautem Heulen starten. Dann Kommando zum Türenschließen geben sowie Anschnall- und Nicht-Rauchen-Zeichen anschalten. Von hinten tönt daraufhin leise die entsprechende Bandansage ins Cockpit – alles wie in der Realität.

Landeklappe auf die erste Stellung, Schubhebel ganz nach vorn. Die Turbinen heulen auf, und der A320 setzt sich in Bewegung. Mein Blick pendelt zwischen Piste und Instrumenten. Als der Tacho 130 Knoten – also rund 240 km/h – zeigt, ziehe ich den Steuerknüppel nach hinten. Die Nase geht hoch, jetzt sehe ich nur noch den Himmel. Doch der ist mir ehrlich gesagt egal, viel wichtiger sind die Bordinstrumente.

Einen Steigwinkel von 15 Grad soll ich einhalten, der große Flieger reagiert relativ träge auf die Steuerbefehle. Beim Einfahren des Fahrwerks spürt man die Erschütterung. Schubhebel zwei Rasterungen nach hinten, jetzt übernimmt die Automatik die Regelung. Ich muss dem Autopiloten-Modus per Drehknopf nur die gewünschte Geschwindigkeit vorgeben, alles Weitere regelt der Bordcomputer. Landeklappen rein. "25 Grad nach rechts kippen." Der Airbus legt sich zur Seite.
Wir durchbrechen die Wolkendecke, doch ich habe nur Augen für den künstlichen Horizont. Eine blaue Markierung auf dem Kompass gilt es mittig zu halten, dann bin ich auf Kurs. Ganz langsam bekomme ich ein Gefühl für die Reaktionen des 38 Meter langen Flugzeugs.

Wo ist der Fahrwerks-Schalter?

Die größte Herausforderung kommt erst noch: die Landung. Doch zumindest beim Auffinden des Stuttgarter Flughafens hilft das GPS. Zum Landeanflug muss das Tempo runter: "Wenn wir schneller als 230 Knoten sind, fliegen uns die Landeklappen weg", erklärt Jonas Bühler. Da diese für eine sichere Landung nicht ganz unerheblich sind, reduzieren wir auf 210 Knoten.

Nun Landeklappen auf Stufe eins und weiter verlangsamen auf 190 Knoten, Landeklappen auf die zweite Stufe. Die Geschwindigkeit sinkt auf 130 Knoten. "Jetzt das Fahrwerk raus", doch wo war der Schalter noch? Ach da. Ein Rumpeln im Sitz signalisiert, dass es eingerastet ist. Landeklappen auf die dritte Position, Luftbremsen ausfahren und automatische Bremse aktivieren, die dafür sorgt, dass nach dem Aufsetzen der Airbus automatisch verlangsamt wird. "Die Anzeigen sind jetzt nicht mehr so wichtig, jetzt fliegen wir auf Sicht."

Stuttgart-Echterdingen liegt vor uns, doch die Landebahn erscheint mir lächerlich winzig. Wir sinken weiter. Monoton gibt eine Computerstimme die Höhe an: "Five hundred, four hundred", Bühler korrigiert den Anflug: "Noch etwas mehr nach rechts, ein wenig nach links, gut so", jetzt bloß nicht auf dem Acker landen. Die Landebahn wird immer größer. Schubhebel auf null, zweimal den Knopf drücken, um die Schubautomatik auszuschalten.

Der Airbus setzt auf. "Umkehrschub", kommandiert mein Fluglehrer, "bremsen." Ich trete mit beiden Füßen auf die zwei Pedale im Fußraum, langsam kommt der A320 zum Stillstand. Meine Hände sind feucht. Geschafft. "Gar nicht schlecht für das erste Mal", lobt Bühler. "Wo sollen wir jetzt hin?" Warum nicht nach Hongkong? Oder mal ins Cockpit einer Propellermaschine.

So kommt man ans Steuer des Airbus A320

Anbieter: Aircraft Simulation Technology
Kontakt: www.a320-selber-fliegen.de
Ort: Bruchsal
Kosten: ab 129 Euro
Tipp: Die reine Flugzeit im Simulator beträgt eine Stunde, davor gibt es eine halbstündige Einweisung. Im Preis enthalten sind drei Starts und Landungen. Zur Wahl stehen 24.000 Flughäfen weltweit.
 

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Erscheinungsdatum 03.07.2024

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