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Mercedes W111 Cabrio und Coupé Wartungskosten
Kann ich mir die schicken W111 leisten?

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Kapriziös sind Mercedes W111 Coupé und Cabrio nicht. Trotzdem sollten Schrauberlaien die Kosten für Wartung und Technikreparaturen im Auge behalten. Wer bei der Wartung nicht spartr, wird lange Freude haben.

Mercedes W111 Coupé und Cabrio, Frontansicht, Motorhaube
Foto: Fact

Von der technischen Seite her bereiten die Mercedes W111 Coupés und Cabrios vergleichsweise wenig Probleme. Allerdings können der altersbedingte unaufhaltsame Verschleiß bestimmter Bauteile oder mangelhafte Wartung durch den Vorbesitzer angehende Käufer eines solchen Autos zu größeren Ausgaben zwingen – speziell, wenn diese mangels Schraubertalent alle Arbeiten einer Werkstatt anvertrauen müssen. "Grundsätzlich sind die Coupés und Cabrios im Vergleich zu den günstigeren Limousinen besser gepflegt", konstatiert Walter Pusch, langjähriger Mercedes-Experte in Klein-Winternheim bei Mainz. Genauso sieht es Gunnar Hahn, der nordöstlich von Hamburg in Bargfeld-Stegen diese Modelle betreut: "Sie stehen mehr im Sammlerfokus, und ihre Besitzer sind meist finanziell gut ausgestattet."

Mercedes W 111 Coupés und Cabrios stehen im Sammlerfokus

In dieser Service-Station konzentrieren wir uns auf die Sechszylinder-Motoren M130 und den V-Achtzylinder M116. Es geht also um die Modelle 280 SE und 280 SE3.5, wobei zumindest die Fahrwerksthemen zum großen Teil auch für andere Mercedes-Modelle gelten, wie etwa die 250er Coupés und Cabrios oder die W108 Limousinen. Ein Blick auf die Service-Tabelle zeigt, dass vieles für die V8- Version teurer ist, was sich durch die entsprechenden Teilepreise und/oder den erhöhten Arbeitsaufwand ergibt. Letzteres trifft zum Beispiel auf das Einstellen des Ventilspiels zu, denn der V8 hat nicht nur zwei zusätzliche Ventile, sondern eben auch eine zusätzliche Nockenwelle. Ein Einstellen des Spiels ist laut Werk alle 20.000 Kilometer vorgeschrieben.

In einem ähnlichen Intervall würde normalerweise auch ein Wechsel des Unterbrecherkontakts anstehen, doch hierzu gibt es einiges zu sagen. Ursprünglich war beim V8-Modell die Lage wegen der kontaktgesteuerten Transistorzündung etwas entspannter. "Die Kontakte werden nur durch einen geringen Steuerstrom belastet, der Abbrand ist minimal und die Lebensdauer lang", erklärt Pusch. Beim Sechszylinder-Motor musste daher auf jeden Fall öfter ein Auge auf die Kontakte geworfen werden.

Ärger mit dem Unterbrecherkontakt der Zündung

Allerdings hat sich die Lage etwas geändert. Etliche Werkstätten berichten unisono von einer mangelhaften Qualität der nachgefertigten Unterbrecherkontakte. So nutzt sich beispielsweise das Gleitstück des Unterbrecherhebels übermäßig schnell ab, was ein Einstellen des Kontaktabstands in sehr kurzen Intervallen erfordert. Genervt haben deshalb manche Werkstätten auf eine kontaktlose Zündung umgerüstet.

Ein anderes Thema ist die Gemischaufbereitung. Der M130-Motor besitzt eine Sechsstempel-Einspritzpumpe. Muss sie überholt werden, was ein Fall für Spezialisten ist, stehen schnell 3.000 Euro und mehr auf der Rechnung. "Die Pumpe liefert dann zwar wieder den vollen Druck, doch wenn die Einspritzdüsen alt und verschlissen sind, ist das nur die halbe Miete", sagt Pusch. Ein Erneuern der Düsen sollte man deshalb ebenfalls einkalkulieren, was zusätzlich etwa 900 Euro kostet.

Spezialequipment für manche Arbeiten unerlässlich

Allerdings darf man bei nicht zufriedenstellendem Motorlauf nicht gleich der Einspritzanlage die Schuld geben. Sofern Dinge wie die Zündung oder das Ventilspiel in Ordnung sind, kann es auch an der Einstellung des Gasgestänges und an verschlissenen Kugelköpfen liegen. "Das Verhältnis zwischen dem Arbeitsweg des Einstellhebels der Einspritzpumpe und dem Klappenstutzen muss genau stimmen", hebt Pusch hervor. Die entsprechenden Werte enthält das Reparaturhandbuch.

Beim M116-Motor übernimmt eine Bosch D-Jetronic die Gemischaufbereitung. Um diese zu checken, bedarf es wiederum eines gewissen Fachwissens und Spezialequipments. "Probleme können schon mal der Mikroschalter am Klappenstutzen und die Einspritzdüsen machen, die mit dem Alter verkoken oder deren feines Sieb sich mit der Zeit zusetzt", weiß Pusch. Bei vorhandenen Leerlauf- oder Übergangsproblemen genügt es manchmal, für etwa 550 Euro die Düsen überholen zu lassen, statt sie gleich durch teure Neuteile zu ersetzen. Auch bei den Einschubkontakten genügt gelegentlich eine Reinigung anstelle der Montage eines Neuteils für mehrere Hundert Euro. Das Gebiss oder Triggergebiss genannte Teil besitzt vier Kontakte, von denen jeder für zwei Einspritzdüsen zuständig ist. Zum Reinigen muss man natürlich den Zündverteiler ausbauen.

Hohes Preisniveau für Mercedes-Original-Ersatzteile

Selbst wenn man in diesem Fall sparen kann, bleiben viele Reparaturen, die ordentlich Geld kosten. So etwa das Ersetzen der Kraftstoffpumpe. Wer nicht gerade auf ein markenfremdes Produkt ausweicht, zahlt derzeit bei Mercedes für die M116-Pumpe rund 1.000 Euro – ohne Einbau. Ein Kupplungswechsel schlägt mit mindestens der gleichen Summe zu Buche, und eine neue Auspuffanlage in Edelstahl kostet je nach Motor samt Einbau über 2.000 Euro.

Die Zylinderkopfdichtung ist relativ selten defekt. Eine Reparatur kostet für den M130-Motor etwa 1.250 Euro, für dem M116 rund 2.000 Euro. Eher typisch für den M116 sind rasselnde Steuerketten bei Laufleistungen von über 200.000 Kilometern, verursacht durch Spiel, das der Spanner nicht mehr ausgleichen kann. Dann ist mit Ausgaben von um die 850 Euro zu rechnen. Beim M130 ist Ölverlust ein Thema, und zwar an der hinteren Kurbelwellendichtung. Wegen der aufwendigen Reparatur sollte der Schaden am besten im Rahmen einer Motorüberholung beseitigt werden.

Fahrwerksprobleme durch marode Vorderachsstützlager

Werfen wir einen Blick auf das Fahrwerk. Zu den typischen, durch Alter und Abnutzung verursachten Reparaturen zählen zum Beispiel eine Erneuerung der vorderen Achsschenkelbolzen. Der damit verknüpfte hohe Arbeitsaufwand treibt die Kosten auf etwa 2.000 Euro. "Oft abgerissen oder verschlissen sind die Vorderachsstützlager (Reparaturkosten um 500 Euro), oder die Gummis der Silentbuchse der Eingelenkpendelachse haben sich aufgelöst (Reparaturkosten um 1.000 Euro)", berichtet Pusch. Die Lenkgetriebe sind seiner Erfahrung nach robust, meist müssen nur die Dichtringe ersetzt werden. Auch der Simmerring am Differenzial kann undicht sein. "Man sollte im Rahmen der Reparatur dann auch auf den am Tragrohr befindlichen Entlüfter achten, der häufig verschmutzt oder durch Unterbodenschutz verklebt ist", empfiehlt Pusch.

Gunnar Hahn weist noch auf zwei Besonderheiten hin: "Selbst bei teuer angebotenen W111 Coupés und Cabrios ist öfter die Heizungsanlage nicht in Ordnung, weil deren Instandsetzung wegen der schlechten Zugänglichkeit recht aufwendig ist." Die Mängel reichen von schwergängiger Bedienung über abgebrochene Hebel bis hin zu Undichtigkeiten und daraus resultierender Feuchtigkeit im Innenraum. Außerdem sollte man laut Hahn darauf achten, dass die bei den hier besprochenen Modellen vorhandene Vakuum-Sitzlehnen-Verriegelung funktioniert. Das bedeutet, dass sich bei laufendem Motor nicht die Vordersitzlehne nach vorne klappen lässt. Auch wenn so mancher bei den erwähnten Reparaturkosten zusammenzuckt, sollte man bedenken, dass diese Investitionen erst nach langer Zeit anfallen. Die Technik der W111 Coupés und Cabrios ist sehr dauerhaft und robust. Die Autos sind daher würdige Vertreter des guten Sterns.

Service-Tipp für das W111 Coupé und Cabrio

Ein jährlicher Check in der Werkstatt hält die W111 Coupés und Cabrios fit. Zeichen für unfachmännisch durchgeführte Wartung sind versäumte Wechsel des Automatiköls oder des Filters der Schaltautomatik oder der Servopumpe. Nicht zu vergessen: Diese Autos benötigen auch einen regelmäßigen Schmierdienst, es sind diverse Schmiernippel vorhanden. Die Betriebsanleitung ist nicht mehr so detailliert wie für ältere Mercedes, enthält aber die nötigen Hinweise für den Schmierdienst. Wertvolle Tipps zur Wartung enthält die mit Mercedes-Kenner Günter Lehmann produzierte DVD über W108, W109, W110, W111 und W112, erhältlich bei www.trianomedien.de, Preis 9,95 Euro

Mercedes W111 - Service- und Wartungskosten
Arbeiten am MotorZirka-Preise (Alle Preise sind lediglich Richtwerte. Sie können je nach Ersatzteilpreisen und nötigen Zusatzarbeiten sowie den jeweiligen Stundensätzen der Werkstatt deutlich abweichen
Keilriemenwechsel (zwei Stück), M130/M11670/125 Euro
Motorölwechsel mit Filter (je nach Ölsorte und Motortyp)90 bis 130 Euro
Zündkerzenwechsel M130/M11665/75 Euro
neuer Unterbrecherkontakt plus Check der Zündungab 80 Euro
Ventilspiel prüfen und einstellen, M130/M116100/180 Euro
neuen Luftfilter montieren60 Euro
Einspritzanlage und Gasgestänge überprüfen, M130ab 50 Euro
Einspritzpumpe überholen, M1302.900 Euro
Auslösekontakte D-Jetronic (Gebiss) erneuern, M116500 Euro
Kraftstoffumpe ersetzen, M130/M116750/1.300 Euro
Kühlmittelthermostat erneuern, M130/M11685/125 Euro
Wasserpumpe erneuern, M130/M116250/460 Euro
überholten Wasserkühler einbauen, M130/M116850/950 Euro
neuer Auspuff ab Krümmer, M130/M116, Edelst.1.650/2.050 Euro
Kupplungswechsel mit Ausrücklagerab 1.000 Euro
Motorüberholung, M130/M116ab 14.000/17.000 Euro
Arbeiten an Fahrwerk, Bremsen etc.-------------------------------
Prüfen und Einstellen der Achsgeometrie130 Euro
AT-Lenkung einbauen1.200 Euro
Spurstangengelenke und Lenkstange neu inkl. Verm. 450 Euro
neue Achsschenkelbolzen vorn inkl. Vermessen2.000 Euro
Vorderachsstützlager erneuern500 Euro
Silentblock Eingelenkpendelachse erneuern1.000 Euro
neue Stoßdämpfer rundum1.000 Euro
Austausch eines Radlagers vorn450 Euro
Austausch eines Radlagers hintenum 550 Euro
Bremsbelagwechsel vorn/hinten110/90 Euro
Wechsel der Bremsbeläge vorn plus Bremsscheiben und neue Bremssättel im AT2.000 Euro
Sonstige Arbeiten--------------------------------
Schmierdienst110 Euro
Getriebe überholen (Automatik)ab 3.500 Euro
Simmerring am Differenzial170 Euro
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Erscheinungsdatum 05.09.2024

148 Seiten