Die Bremsen quietschen, der Motor ruckelt, der Auspuff zeigt Risse und die Wasserpumpe streikt - wenn das Auto in die Jahre kommt, sind technische Wehwehchen an der Tagesordnung. Gerade wenn der Euro nicht gerade locker in der Tasche sitzt, steht man schnell vor der kniffligen Problematik. Müssen es wirklich die vom Automobilhersteller gelieferten Ersatzteile sein? Oder tun es günstigere gegebenenfalls Identteile auch? Und ist "Erstausrüsterqualität" tatsächlich so gut wie das Original?
Die Qualität der Ersatzteile lässt sich nicht pauschalisieren
Wer dazu Antworten in den Weiten des Internets sucht, ist nach dem Browsen durch die Autoforen meist genau so schlau, wie zuvor. Von "sehr zufrieden und jede Menge Geld gespart" bis "wer Erstausrüsterqualität will, muss Originalteile kaufen. Alles andere ist Müll", reichen die Erfahrungsurteile der User. Pauschal lasse sich die Qualität sogenannter "Identteile" gar nicht beurteilen, sagt Andreas Kessler, Berliner Kfz-Experte, der als "Autopapst" Ratsuchenden in Tageszeitungen, Fernsehen, Radio und Internet bei automobilen Problemfällen auf die Sprünge hilft. "
Da gibt es eben einmal Teile, die im Auftrag des Herstellers vom gleichen Zulieferer produziert werden wie die Originale. Die unterscheiden sich häufig wirklich nur durch Verpackung und Preis vom Ersatzteil mit Herstelleremblem. Daneben bietet der freie Handel funktionsgleiche Teile der Branchenmitbewerber an, die zum Teil um einiges preiswerter - und auch nicht unbedingt schlechter sind."
Bei manchen Ersatzteilen kann man viel Geld sparen
Laut einer ADAC-Untersuchung ist das Einsparpotenzial vor allem bei Lichtmaschinen, Wasserpumpen und Anlassern besonders hoch. Hier lassen sich im Durchschnitt weit über 30 Prozent der Kosten sparen, wenn man sich für ein "gleichwertiges" Identteil entscheidet, dass von einem Branchenkollegen und nicht vom Ur-Ausrüster stammt. Autopapst Kessler hat sich kürzlich sogar weit mehr als die Hälfte der Kosten gespart, als er sich beim Kauf einer neuen Wasserpumpe fürs Auto mit Stern für ein Nachbauteil entschieden hat. "Aus Erfahrung weiß ich, dass man da nicht viel falsch machen kann. Der Preisunterschied ist zudem enorm. Das Ersatzteil aus dem freien Handel hat mich 100 Euro gekostet, fürs Originalteil hätte mir die Werkstatt 250 Euro in Rechnung gestellt."
In Sachen Haltbarkeit kann es große Unterschiede geben
In punkto Sicherheit unterscheiden sich die nachgebauten Teile der Konkurrenz nicht von denen der Ur-Herstellers, so Kessler. "Die werden genauso geprüft und müssen die gleichen Anforderungen erfüllen, wie die Originalteile". Vor billigen Plagiaten aus Fernost warnt der Autofachmann indes. "Solche Teile sind hierzulande zwar nicht zugelassen aber trotzdem im Handel. Wenn die KWA-Nummer fehlt, sollte man in jedem Fall die Finger davon lassen." In Sachen Haltbarkeit schneiden die als gleichwertig deklarierten Nachbau-Ersatzteile oftmals jedoch deutlich schlechter ab, betont Kessler. Und selbst zwischen den Originalersatzteilen und solchen, die im Herstellerauftrag mit "Erstausrüsterqualität" für den "Aftermarkt" produziert werden, treten im Hinblick auf die Lebensdauer gelegentlich Unterschiede auf, sagt Dietmar Huhs, Kundendienstleiter in einer Vertragswerkstatt in Garbsen bei Hannover.
Bei jungen Fahrzeugen sind originale Ersatzteile empfehlenswert
Wenn es um die Instandsetzung eins jüngeren Fahrzeuges gehe, sei man daher mit den Originalteilen auf der sicheren Seite. "Die halten fünf bis sieben Jahre durch." Wer sein Auto dagegen nur noch für eine Restzeit von zwei bis drei Jahren fahren will, ist mit den günstigeren Aftermarket-Produkten auf jeden Fall gut beraten und auch noch preiswertere Nachbau-Teile können dann durchaus eine sinnvolle Alternative sein.
Das teuerste Teil ist nicht immer das beste
Preisbewussten Kunden rät der Kfz-Meister, sich von einem Teile-Fachmann durch den unübersichtlichen Produkte-Dschungel lotsen zu lassen. "In der Praxis stellen wir ja immer wieder fest, dass das Teuerste nicht immer besser ist." So greifen Huhs und Kollegen beim Austausch eines Auspuffs gern und mit gutem Gewissen auf ein bestimmtes Nachbauprodukt zurück. Das kostet 150 Euro, während das Originalersatzteil mit 350 Euro zu Buche schlägt.
In anderen Fällen seien die als gleichwertig deklarierten Teile von Fremdanbietern schon deshalb die schlechtere Wahl, weil sie sich in der Materialkomposition dann doch vom Original unterscheiden. "Bremsbeläge, die für deutsche Autos gut sind, sind für die Japaner zu hart. Das gibt Probleme." Über solches Detailwissen verfüge aber nur ein Markenprofi, der seine Modelpalette mit all ihren Eigenheiten kennt, ist Huhs überzeugt. "Das Einzelfallwissen kann keiner für alle Fabrikate haben. Aber wer ein Modell in- und auswendig kennt, wird Sie gut beraten können, an welcher Stelle sinnvoll gespart werden kann - und wo die Reparaturkosten durch den Einsatz von billigen Produkten auf längere Sicht erst recht in die Höhe schnellen."