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Bosch Travel Pilot von 1989
Weg-Weisend - so funktioniert das 1. Navi

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1989 präsentierte Bosch mit dem Travel Pilot IDS das erste serienreife Navigationssystem in Europa, welches damals jedoch noch gänzlich ohne Satelliten-Unterstützung auskommen musste. Dass dieser Mini-Computer sich heute noch auskennt, begeistert allerdings.

Bosch Travel Pilot, VW Golf GTI, Versuchsträger
Foto: Arturo Rivas

Optisch erinnert das erste Navi an Pac-Man

Es dauert eine Weile, bis ich mich an die grüne Bildschirmdarstellung des Bosch Travel Pilot gewöhnt habe, aber dann ist alles klar: Die wirren Linien auf dem Display des kleinen Computers stehen für das Straßennetz, während der kleine grüne Pfeil in der Mitte die Position des roten Golf GTI verrät, mit dem ich durch das schwäbische Abstatt fahre. Ein Sternchen am oberen Rand der Kartendarstellung markiert mein Ziel in Stuttgart, ein zusätzlicher Pfeil zeigt die Luftlinienrichtung an, und die Zahl daneben verrät die Luftlinienentfernung bis dorthin: 34 Kilometer.

Was mich optisch an ein Pac-Man-Spiel erinnert, war im Jahr 1989 absolut Hightech und zugleich ein Meilenstein: Die kleine Kiste mit der grünen Elektronenstrahlröhre hört auf den Namen Bosch Travel Pilot IDS und ist das erste autarke, für ein Auto in Serie gefertigte Navigationsgerät.

Eine nette Frauenstimme gibt's beim Bosch Travel Pilot nicht

Also gut, Abfahrt. Laut Bedienungsanleitung des Bosch Travel Pilot muss ich irgendwie dem Richtungspfeil folgen, der unabhängig von meiner Position stur die Zieladresse anpeilt. Was auf See oder in der Luft wohl kaum ein Problem wäre, gestaltet sich im Straßennetz erwartungsgemäß etwas komplizierter: Während sich die grüne Linie auf dem Display ganz langsam unter dem Positionspfeil nach unten wegbewegt, warte ich sehnsuchtsvoll auf eine freundliche Damenstimme, die das gewohnte „Bitte rechts abbiegen“ in mein Ohr haucht. Oder auf einen ähnlichen Hinweis in Form eines zusätzlichen Richtungspfeils kurz vor dem entsprechenden Abzweig. Doch diesen Service hat es vor 25 Jahren natürlich noch nicht gegeben – eine Route zum Ziel muss ich mir mithilfe der groben Kartendarstellung auf dem Display selber suchen.

Immerhin führt mich der kleine Computer zur Autobahn, auf der ich laut der angezeigten Luftlinienrichtung dann auch Kurs Stuttgart einschlage. Die ersten sechs Kilometer verlaufen vollkommen unproblematisch – trotz diverser Kreisverkehre und einer kurzen Umleitung. „Solange man am Ende wieder die richtige Richtung einhält, kann man sich eigentlich nicht verfahren“, erklärt Eckhart Rapp, der Besitzer des Golf, der dieses Auto 1983 als Neuwagen erstanden und als langjähriger Bosch-Mitarbeiter mit diversen zeitgenössischen Zubehörteilen des Hauses ausgestattet hat, und eben auch mit diesem wegweisenden Bosch Travel Pilot IDS.

Mini-Computer mit dem ersten CD-Laufwerk für mobilen Einsatz

Anders als bei späteren Navigationssystemen genießt der erste Bosch Travel Pilot für seine Zielführung noch keine GPS-Unterstützung (erst ab 1993 verfügbar). Die Infos stammen von einer CD, auf der damals bereits die meisten Straßennamen aus vielen deutschen Großstädten, über 40.000 Ortsmittelpunkte, sämtliche Autobahnen und Anschlussstellen sowie alle Bundes- und die wichtigsten Landstraßen gespeichert waren. Der Silberling rotiert in einem Laufwerk – dem ersten seiner Art für mobile Nutzung, das sich im Kofferraum befindet.

Innerhalb dieses digitalisierten Bereichs findet sich der Bosch Travel Pilot dank seiner sogenannten Koppelortung zurecht: Radsensoren ermitteln die zurückgelegte Strecke, während ein am oberen Rand der Frontscheibe angebrachter elektronischer Kompass mit Magnetsonde die jeweiligen Richtungsänderungen festhält. Vorher sollte der Travel Pilot jedoch die genaue Position des Fahrzeugs kennen – dazu muss der Positionspfeil manuell mithilfe der Pfeiltasten auf den Punkt der Landkartendarstellung geschoben werden, der dem Standort des Fahrzeugs möglichst exakt entspricht. Wurde das Auto abgeschleppt oder per Zug oder Fähre bewegt, ist abermals eine Kalibrierung erforderlich.

Einfache Menü-Steuerung, hoher Preis

Die Eingabe der Zieladresse erfolgt beim Bosch Travel Pilot ebenfalls über die jeweils sechs Tasten rechts und links des Displays, wobei die Menüführung erstaunlich einfach geraten ist. Obendrein genügen bereits wenige Anfangsbuchstaben, um eine Auswahl der infrage kommenden Orts- oder Straßennamen zu erhalten – ein möglichst hoher Bedienungskomfort scheint ganz oben im Lastenheft gestanden zu haben.

Noch zwei Kilometer bis ins Zentrum von Stuttgart – Luftlinie. Man muss schon sehr genau auf das kleine Display schauen, um die richtige Autobahnabfahrt zu erwischen, aber ich gelange ohne größere Umwege direkt bis zu meiner Zieladresse. Ein Luxus, den sich 1989 nicht viele leisten konnten: 4.500 Mark kostete der Travel Pilot bei seiner Einführung – aber es war schließlich schon immer etwas teurer, ein Vorreiter zu sein.

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