Es gibt Vorurteile, die halten sich so hartnäckig wie Rost im Schweller eines Siebziger-Jahre-Autos. Eines davon heißt: Wer im Autohaus als Barzahler auftritt, erhält einen höheren Preisnachlass für seinen Neuwagen.
Autoverkauf am liebesten im Gesamtpaket
Das kann so stimmen, muss es aber längst nicht mehr. Denn in Zeiten niedriger Zinsen, die sich bei den Neuwagenkonditionen der Autobanken im Bereich um fünf Prozent und darunter eingependelt haben, müssen die Händler sich nicht mehr unbedingt an den Niedrigzinsaktionen des Herstellers finanziell beteiligen. Was dazu führt, dass sie die Finanzierung aus einer Hand anbieten können, ohne eigenes Geld zubuttern zu müssen - und im Gegenteil auch noch an verbundenen Serviceleistungen verdienen. So geben VW-Händler derzeit unumwunden zu, dass sie Fahrzeuge am liebsten inklusive Finanzierung, Versicherung und Servicepaket über die Volkswagen Bank verkaufen und deshalb ein Barzahlerrabatt allenfalls im Gegenwert von ein, zwei Tankfüllungen eingeräumt wird.
Zusätzliche Provisionen sind für den Händler attraktiv
Kunden, die sich für einen Finanzierungs- oder Leasingvertrag bei der Autobank entscheiden, bringen dem Händler nämlich nicht nur zusätzliche Provisionseinnahmen, sondern sind auch rein statistisch gesehen die besseren Kunden: Sie kaufen ihr nächstes Auto deutlich früher als Barzahler. Auch ein BMW-Händler stellt bei den Recherchen von auto motor und sport klar: Ob der Kunde den Wagen als Barzahler kauft oder über die BMW Bank finanziert, ist ihm bei der Berechnung des Hauspreises egal. Im einen wie im anderen Fall gibt es für den angefragten X1 einen Nachlass von zehn Prozent - schließlich sei es für ihn als Händler gleich, ob der Kaufpreis vom Konto des Käufers oder der Hersteller-Bank überwiesen werde.
Wenige Prozentpunkte Unterschied beim Zins erhöhen die Kosten deutlich
Dennoch gehört es zur Verhandlungstaktik, nach den ersten Verhandlungen über einen Hauspreis die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten der Autobank durchrechnen zu lassen – lieber eine Schlussratenfinanzierung, einen klassischen Kredit mit voller Tilgung des Darlehens innerhalb von drei oder vier Jahren oder doch ein Leasingvertrag? Wenn diese Zahlen auf dem Tisch liegen, kann man dann noch mal nachhaken mit Hinweis auf die schlechten Zinsen fürs angelegte Festgeld und nach einem Barzahlerrabatt fragen.
Gibt es einen zusätzlichen Rabatt, steigt auch die Chance, dass sich die Finanzierung über die Hausbank oder ein anderes Geldhaus lohnt. Allerdings müssen die Kreditkonditionen dieser Bank halbwegs konkurrenzfähig sein mit dem Effektivzins, den die Autobank anbietet. Denn schon wenige Prozentpunkte Zins-Unterschied bedeuten am Ende einen gewaltigen Kostenunterschied: 30.000 Euro, zu 4,53 Prozent über drei Jahre finanziert, kosten 2.097 Euro Zinsen. Der scheinbar marginale Unterschied eines Darlehens mit 6,55 Prozent wirkt sich auf dem Konto schon sehr viel deutlicher aus: Über 900 Euro mehr, nämlich 3.032 Euro Zinsen müssen in den drei Jahren gezahlt werden. Wer ein Kreditangebot erwischt, das mit 9,99 Prozent Effektivzins so gerade eben noch unter der Zehnprozent-Marke liegt, überweist im gleichen Zeitraum 4.625 Euro an Zinsen. Diese 2.500 Euro Zinsunterschied müssten also bei den Rabattverhandlungen noch als Extra-Nachlass erfeilscht werden, um mit der Finanzierung über die Hausbank einen Vorteil im Vergleich zur Autobank zu erzielen.
Suche nach einer günstigen Bank: Das Web hilft
Wer ein Angebot seines Autohändlers in der Tasche hat, sollte gezielt nach einer anderen Finanzierungsmöglichkeit suchen. Das kann die eigene Bank sein, denn Geschäfts- und Volksbanken sowie Sparkassen bieten speziell für Autokäufer interessante Konditionen, die erheblich günstiger liegen als die oft zweistelligen Prozentsätze für den Dispo. Kreditrechner im Internet, etwa www.check24.de, geldsparen.de oder forium.de helfen dabei, ein günstiges Geldhaus zu finden.
Allerdings sollte man beachten, dass viele Niedrigzinsangebote von (Internet-)Banken bonitätsabhängig sind. Das bedeutet: Der offerierte Zinssatz von vier oder fünf Prozent gilt nur für Kunden allerbester Bonität. Ist der Kreditinteressent zum Beispiel beruflich selbstständig, sind diese Schaufensterkonditionen sofort hinfällig. Wer sich Konditionen bei verschiedenen Banken einholt, sollte darauf achten, dass er ein unverbindliches "Angebot Kreditkonditionen" anfordert. Behandelt die Bank eine solche Anfrage nämlich bereits als einen Kreditantrag, führt dies zu einer Verschlechterung des so genannten Scorings bei der Schufa. Mit der Folge, dass allein durch die Anfrage die Bonität des Kunden sinkt, was wiederum bei vielen bonitätsabhängigen Angeboten schlechtere Zinssätze zur Folge hat.