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VW Kombi Last Edition
Unterwegs im letzten Bulli

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25 VW Bulli der Last Edition fanden ihren Weg von Brasilien über den großen Teich nach Deutschland. Die T2-Produktionsgeschichte ist damit endgültig zu Ende. Wir sind Nummer 87 von 1.200 gefahren.

VW Bulli Last Edition
Foto: Arturo Rivas

„Ja, die 98 ist noch zu haben. Na klar, ist hiermit reserviert. 2.000 Euro Anzahlung und die Papiere gehen an Sie raus“ – Noch während wir die ersten Bilder im Showroom des Autohauses machen, rufen 3 Interessenten an und wollen ihn unbedingt haben – ihn, den letzten VW T2-Bulli.

Geburtstagsgeschenk als Anlageobjekt

Einer hat sich soeben bei Christian Loidl die Nummer 98 von den insgesamt 1200 gebauten Exemplaren gesichert. „Das ist ein Geschenk für seine Tochter – zum 16. Geburtstag, daher die Ziffer 98 – für 1998“, erklärt der Verkaufsberater Loidl, der den Import von 25 Exemplaren der VW Bulli Last Edition initiiert hat. „Wir haben uns ja auch extra niedrige Nummern gesichert – damit sich die Leute ihr Geburtsjahr kaufen können.“

Unsere Highlights

60 Anrufe pro Tag

Seit Wochen laufen hier in Mering im Autohaus Sedlmair die Telefone heiß. „Seit ich die Anzeige bei mobile.de eingestellt habe, wird diese etwa 700 Mal pro Tag angeklickt. Und pro Tag rufen rund 60 Leute an. 5 davon mit ernsthaftem Kaufinteresse“, erklärt der Bulli-Fan, der sich selbst das Exemplar 57 gesichert hat. Wie der Mann am Telefon, sieht auch Loidl den Kauf in erster Linie als Geldanlage: „So ein Bulli ist in 10 Jahren bestimmt schon 50.000 Euro wert“ prognostiziert er. Bei ihm kostet einer der 1.200 letzten VW Kombi – so heißt der T2-Bulli in Brasilien – 39.900 Euro.

Das große Problem des Last Edition-Bulli

Ein Problem gibt es allerdings – die Busse bekommen keine Zulassung. Zwar gibt es theoretisch die Möglichkeit, doch die Kosten sind immens. Loidl zählt auf: „Also erst mal muss ein Vorkatalysator verbaut werden, damit die Euro-Norm 5b erreicht wird – 2.000 Euro. Dann steht die Prüfung der elektromagnetischen Verträglichkeit an – macht nochmals rund 5.000 Euro. Und dann ist noch die Festigkeitsprüfung der Bremsen dran – 6.000 Euro.“ 

Damit sind wir schon bei 13.000 Euro. Und über die in Deutschland nicht zugelassenen Reifen, die fehlende Heizung und Dreipunktgurte, Kopfstützen, ABS, ESP und Airbags sowie noch einige weitere Hürden ist noch kein Wort gesprochen. „Wenn die Bulli eine Zulassung hätten, wären schon längst alle verkauft. Dabei ist es doch gar kein Problem: Eine Kurzzeitzulassung für 5 Tage kostet ja unter 100 Euro – oder man fährt eben mit roter Nummer“, meint Loidl.

Ministerpräsident soll's richten

Der Verkäufer lässt dennoch nichts unversucht, um eine Zulassung zu bekommen: „Ich habe schon an den Ministerpräsidenten Horst Seehofer geschrieben – vielleicht macht er ja mit einer Sondergenehmigung den Weg frei.“ Loidl hat schon beim Import von den letzten VW Käfer-Modellen gute Erfahrungen gesammelt. „Damals hat der Edmund Stoiber maßgeblich dazu beigetragen, dass wir die Sondergenehmigung bekamen.“

Zur Not führt der Weg über eine Firma aus Groß-Britannien. „Das ist eigentlich gar kein Problem, außer dass die Autos dafür nach England gebracht werden müssen – und es kostet 10.000 Pfund pro Auto plus Steuer“, erklärt Loidl.

Wie fährt sich der letzte Bulli?

Beim Einsteigen in den Brasilien-T2 fällt zuerst die große Kopffreiheit auf  – das Dach ist deutlich höher gesetzt. Ansonsten ist alles fast immer noch so, wie beim ersten T2. Die Ausstattung beschränkt sich auf eine heizbare Heckscheibe, ausstellbare Dreiecksfenster, Wärmeschutzverglasung und ein CD-Radio. Aufgehübscht wurde die Last Edition mit der zweifarbigen Vinylpolsterung, den niedlichen Vorhängen und einem mit Vlies bezogenen Himmel.

Beim Anlassen dann die erste große Enttäuschung – wo ist das charakteristische Boxer-Geräusch? Es ist nicht da, kann nicht da sein – denn im Heck sitzt ein 1,4-Liter-Reihenvierzylinder. Angeblich soll er 77 PS leisten, doch davon merkt man nichts. Immerhin lässt sich der „Total-Flex-Motor“ auch mit Bio-Ethanol betreiben, daher gibt es auch zwei Tankeinfüllstutzen.

Fahren lässt sich der Bulli aus dem Jahr 2013 genau so, wie sein 56 Jahre altes Pendant – was sollte sich auch ändern, schließlich ist auch hier so gut wie alles gleich geblieben. Das Ambiente ist innen wie außen mit Einsatz von Kunststoff etwas moderner, doch im Grunde ist der Brasilien-Bulli immer noch auf dem Stand von 1967. Auch die per Kreuzschlitzschrauben befestigten Anbauteile wie Stoßstangen, Rückleuchten und Scheinwerfer sind anachronistisch.

Beim Anfahren hebt sich die Front deutlich, als wolle der Bulli sagen: Los, lass uns ein bisschen Spaß haben. Die Schaltung ist so unpräzise und krakelig wie eh und je, das Vierganggetriebe will mit Nachdruck bedient werden. Das Fahrwerk – übrigens mit 14-Zoll-Rädern – läuft immer noch stoisch jeder Spurrille nach und schaukelt sich gerne auf, die Bremsen sind allerdings deutlich effektiver geworden.

Der Funke will dennoch nicht so richtig überspringen – die Fragezeichen sind zu groß . Warum soll man sich einen Neuwagen kaufen, der sich fährt wie ein Vorkriegsauto? Warum soll man ein Auto als Anlageobjekt und nicht zum Fahren kaufen? Doch beim Abschied ertappe ich mich dabei, wie ich nach meinem Geburtsjahrgang frage. „Ja, die 76 ist noch zu haben – aber Anfragen gibt es auch dafür schon“, sagt Loidl.

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Erscheinungsdatum 04.07.2024

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