Zu den stärksten Argumenten des Käfer zählte seine Haltbarkeit. Er lebte meist länger als teurere Autos der oberen Mittelklasse. Der Karmann-Ghia dagegen hatte vor allem nett auszusehen: Dass er ein begabter Roster war, stand -seinem dauerhaften Erfolg nicht im Weg. Viele verwinkelte Hohlräume, keine Konservierung und eine voll verschweißte Karosserie machen die Sanierung zum Fall für Könner, dem sich zahlreiche Karmann-Besitzer mit Glasfasermatten und Plastikspachtel entzogen. Der berühmte erste Blick kann daher schon entscheidend sein: Er streift die Spaltmaße, das Vorhandensein der originalen Sicken (speziell am Schweller unter den Fahrertüren) und die Ebenmäßigkeit der Karosserie.
Vor allem im Bereich der Frontmaske wird gern gepfuscht: Ein Originalteil kommt auf mindestens 1.000 Euro, das Repro-Blech kostet ab 500 Euro, muss aber mit viel Sorgfalt aus Einzelteilen zusammengeschweißt werden. Nach dem Öffnen der vorderen Haube lohnt sich die genaue Sichtung der Reserveradwanne und Kotflügel-Ansätze entlang der Dichtungsgummis. Die Kotflügel rosten oft auch um die Scheinwerfer und Blinker, und Typen, die ab Herbst 1966 entstanden, weisen mit der Tankklappe im Kotflügel eine weitere Schwachstelle auf. Von den vorderen Radhäusern aus lässt sich der Zustand der empfindlichen Luftkästen und die Befindlichkeit der A-Säulen prüfen.
Makellose Schweller zählen zu den großen Raritäten des heutigen Angebots, hier empfiehlt sich der Wagenheber-Test - Knirschen gilt als Kaufabratung. Leichter zu erkennen sind häufige Kalamitäten wie aufquellende Türunterkanten, poröse Kotflügel-Endspitzen, verschlissene Fensterheber, verwohnte Innenausstattungen oder fehlende beziehungsweise ondulierte Stoßstangen - alles machbar, aber auch nicht ganz billig. Ein gutes Auto sollte daher nicht nur rostarm und unfallfrei sein, sondern auch so komplett wie irgend möglich.