Ein Käfer wie kein zweiter: 1969 ließ John von Neumann, Porsche-Importeur und Rennfahrer an der US-Westküste, eine Stretchlimousine auf Basis eines VW Typ 1 anfertigen. Das Einzelstück war so ungewöhnlich, dass VW of America es kurzerhand zur Hauptfigur einer landesweiten Werbekampagne machte. Die Anzeige trug den Titel: "Der 35.000-Dollar-Käfer". Tatsächlich war der Superkäfer damit teurer als das aufregendste Supercar seiner Zeit: Ein Lamborghini Miura kostete damals 20.000 US-Dollar. Die Ausgangsbasis, ein VW Käfer, war für 2.063 Dollar zu haben.
35.000 Dollar Umbaukosten auf Basis eines 2.063-Dollar-Käfers
Warum John von Neumann den Umbau eines Standard-Käfers zur luxuriösen Limousine in Auftrag gab, bleibt offen. Dokumente im Archiv deuten auf ein publicitywirksames Projekt hin. Der aus Wien stammende Unternehmer war eine prägende Figur des Motorsports an der Westküste und trug wesentlich zur Etablierung der Marken Porsche und Volkswagen in den USA bei. Schon vor Gründung seiner Firma Pacific Volkswagen Inc. in den 1950er-Jahren hatte von Neumann Porsches aus New York überführt und an Kunden in Kalifornien verkauft. Für sein Unternehmen ließ er 1969 schließlich die sogenannte "Rollswagen"-Limousine bauen – ein Unikat mit umfangreicher Sonderausstattung.
5,03 Meter Länge, 400 Kilogramm Mehrgewicht
Der Wagen wurde am 8. Oktober 1968 als regulärer Typ 1 mit schwarzem Lack und roter Kunstlederausstattung produziert und zunächst nach New Orleans ausgeliefert. Danach reiste der Käfer nach Kalifornien, wo der Karosseriebauer Troutman-Barnes den Radstand um rund 1 Meter verlängerte. Die Gesamtlänge betrug danach 5,03 Meter. Zum Einsatz kamen möglichst viele Originalteile von VW – auch für die verlängerten Türen und Trittbretter. Die Limousine blieb dadurch trotz des Umbaus optisch stimmig. Unter der Haube sorgte ein aufgerüsteter 1.600-cm³-Boxermotor mit Weber-Vergasern für Ausgleich zum gestiegenen Gewicht: Das Fahrzeug war durch den Umbau rund 400 Kilogramm schwerer als ein Serienkäfer.
Fünf Lautsprecher, Mahagonileisten, Minibar und Kutschenlampe
Auch innen zeigte sich der Umbau als Maßarbeit. Tony Nancy, bekannter Hot-Rod-Spezialist, fertigte die Innenausstattung – grau melierter Wollstoff im Fond, schwarzes Vinyl im Chauffeurbereich, getrennt durch eine elektrische Trennscheibe. Junior’s House of Colors aus Lynwood sorgte für die Einbrennlackierung. Ein Blick auf den originalen Fensteraufkleber zeigt das komplette Ausstattungspaket: Mahagonileisten, Minibar mit Klappsitzen, Intercom, Fünf-Lautsprecher-Phillips-System mit Kassettendeck, elektrische Fensterheber, Geräuschdämmung sowie eine Kutschenlampe auf dem Dach – zur Signalisierung des Portiers. Später wurde ein Kenwood-Radio mit CD-Wechsler ergänzt.
1970 bei den Oscars, 1971 auf dem Cover, 1979 versteigert
Laut Aktenlage wurde Schauspieler John Wayne 1970 mit dem Rollswagen zur Oscar-Verleihung gefahren, bei der er für "Der Marshal" seinen einzigen Academy Award erhielt. Bestätigt ist diese Episode nicht, wohl aber die mediale Aufmerksamkeit: 1971 zierte die VW-Limousine das Cover von Dune Buggies and Hot VWs. 1972 verkaufte von Neumann seine Firma samt Limousine an VW of America. Dort blieb der Wagen bis 1979 im Besitz und wurde regelmäßig für Werbezwecke eingesetzt. Danach wurde er im Januar 1979 per versiegeltem Gebotsverfahren versteigert. Käufer war Chick Iverson, erster VW-Händler in Orange County und enger Freund von John Wayne.
1996 in Sammlerhand, über 20 Jahre dokumentierte Pflege
Bis 1996 blieb der Rollswagen in Iversons Besitz. Anschließend übernahm Lorenzo Pearson, Gründer des VW-Teilezulieferers West Coast Metric, das Fahrzeug. Seither ist die Limousine Teil seiner Sammlung. Ein akribisch geführtes Wartungsbuch sowie zahlreiche Belege dokumentieren die Pflege über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg.
Schätzpreis: 200.000 Dollar
RM Sotheby's versteigert den XXL-Beetle während der Monterey-Auktionen am 15. August 2025. Der Schätzpreis liegt bei 150.000 bis 200.000 US-Dollar, umgerechnet 130.000 bis 170.000 Euro.