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Studebaker Dictator und Porsche 928 - Autotausch
Im Tausch der Sinne

Inhalt von

Was hält eine Porsche 928-Fahrerin von einem Vorkriegsklassiker? Und ist der schwäbische Sportwagen etwas für die Garage eines Studebaker-Besitzers? Eine Tauschaktion klärt diese Frage.

Studebaker Dictator 6 GE, Porsche 928 S4
Foto: Arturo Rivas

Beginnen wir mit den Gemeinsamkeiten: Jessica Herbert, 29, und Helmer Schmidt-Leonhard, 72, schwärmen für ältere Autos. Sie pflegen eine ganz besondere Beziehung zu ihren Fahrzeugen, sehen diese als persönliches Statement, als Ausdruck eines besonderen Lebensgefühls und empfinden sich als Teil der Klassiker-Szene - so weit, so gut. Wenn die beiden jedoch über ihre Autos reden, trennen sie Welten: Sie fährt einen Porsche 928 S4 von 1987, er einen Studebaker Dictator 6 GE, Baujahr 1928.

Unsere Highlights

320 PS starker Sportler gegen 84 Jahre alten Vorkriegswagen

Heute werden die beiden in Mannheim lebenden Klassiker-Fans, die sich zuvor noch nie begegnet sind, für ein paar Stunden ihre Autos tauschen. Um auszuprobieren, ob das Ideal des anderen für einen selbst in Frage käme.

Wobei dieses Unternehmen zugegebenermaßen einen ungleichen Schwierigkeitsgrad birgt: Jessica Herbert ist bislang noch nie einen Vorkriegsklassiker wie den Studebaker Dictator gefahren. Also ein Auto, das anders als der vergleichsweise hoch moderne Porsche 928 weder über Sicherheitsgurte noch über Servolenkung und -Bremsen verfügt, andererseits über Handgas und eine manuelle Zündzeitpunktverstellung. Macht so etwas im Vorfeld nervös? "Ein wenig", erklärt die junge Frau. Sie sei jedoch ziemlich gespannt auf dieses Fahrerlebnis.

Helmer Schmidt-Leonhard sieht diesem ungewöhnlichen Abenteuer recht gelassen entgegen. "Wer in der Lage ist, einen 320 PS starken Sportwagen sicher zu bewegen, kann bestimmt auch einen 84 Jahre alten Studebaker fahren." Ein paar Minuten werde die Einweisung in das Wesen eines Vorkriegsklassikers jedoch schon dauern.

Kompliziertes Startprozedere beim Studebaker

Als Jessica Herbert schließlich hinter dem Holzlenkrad Platz nimmt, weiß sie bereits, dass die hohe Bank, auf der sie sitzt, nicht einstellbar ist. Und dass es sich bei diesem Fahrzeug um ein außergewöhnlich gut restauriertes Exemplar handelt, auf das Schmidt-Leonhard erst nach langer Suche in den USA gestoßen ist. Um das Auto in Deutschland zuzulassen, habe er es nur noch mit Blinkern, Bremslichtern, einer Warnblinkanlage sowie Scheibenwischern versehen müssen.

Höhepunkte der seit gut einem Jahr währenden Beziehung zum Studebaker waren die erfolgreiche Teilnahme an der Bertha-Benz-Fahrt sowie der zweite Preis in der Kategorie "US-Cars bis 1930" beim 9. Internationalen Concours d‘Elégance in Schwetzingen.

Jetzt aber - das Startprozedere. Schmidt-Leonhard erklärt die dafür erforderlichen Schritte: Lenkradschloss entriegeln (um damit gleichzeitig die Zündung zu aktivieren), den Zündzeitpunkt auf "Spät" stellen (der Hebel dafür befindet sich am Lenkrad), mit dem rechten Fuß den Starterknopf drücken (rechts vom Gaspedal) und gleichzeitig mit der Hand etwas Gas geben (der Hebel dafür befindet sich ebenfalls am Lenkrad). Schmidt-Leonhard gibt gern zu, dass es eine Weile dauert, bis man diesen Ablauf verinnerlicht hat.

Studebaker-Motor leistet 88 PS aus 3.949 Kubik

Umso mehr freut es den Mann, dass Jessica Herbert großes Interesse an der historischen Technik seines Studebaker Dictator zeigt. Wie zur Belohnung für sämtliche Mühen nimmt das Sechszylinder-Aggregat im nächsten Moment anstandslos seine Arbeit auf. Schmidt-Leonhard hat von seinem Studebaker insgeheim nichts anderes erwartet: "Meine Autos müssen sich in einem technisch perfekten Zustand befinden." Für ihn ist das Gefühl wichtig, jederzeit losfahren zu können.

Kupplung, erster Gang rein, Gas geben, Kupplung langsam kommen lassen. Der Studebaker Dictator ruckt kurz, rollt an, nimmt Fahrt auf. "Das völlige Gegenteil zum 928", schmunzelt Herbert. Doch sie arrangiert sich schnell mit dem Eigenleben des langen Schalthebels oder der Notwendigkeit, beim Gangwechseln Zwischengas zu geben. Die Pilotin zeigt sich angesichts des plötzlichen Temperamentausbruchs des Oldies zudem angenehm überrascht. "88 PS aus vier Liter Hubraum", ergänzt Schmidt-Leonhard, der vom Beifahrersitz aus dieses erste Fahrmanöver begleitet.

Studebaker im Handling zu umständlich

Unterstützend eingreifen muss er jedoch nicht - Jessica Herbert bewegt den Studebaker Dictator vom ersten Meter an souverän durch den betriebsamen Mannheimer Hafen, obwohl sie die Lenkung auf Dauer als zu schwergängig empfindet.

Das endgültige Urteil der jungen Frau: Das Auto sehe wirklich toll aus, sei ihr jedoch etwas zu behäbig, im Handling zu umständlich.

"Und irgendwie hätte ich ständig Angst, dass etwas kaputt geht, was dann nur schwer zu ersetzen ist." Die Welt der Vorkriegsklassiker wird ganz offensichtlich wohl noch eine Weile auf Jessica Herbert warten müssen.

Fahrzeugwechsel. Helmer Schmidt-Leonhard freut sich sichtlich auf die Begegnung mit dem Sportcoupé, das bereits seit 2003 zum Fuhrpark der Familie Herbert gehört. Es mache ihr großen Spaß, dieses Auto so oft wie möglich im Alltag einzusetzen oder damit in den Urlaub zu fahren, erklärt die Besitzerin. Was ihr an dem Porsche am besten gefällt? Die Kombination von Luxus und Leistung. "Und natürlich dieses avantgardistische Design."

Porsche 928 mit V8, der begeistert

Die futuristisch anmutende Form des Porsche 928 trifft auch den Geschmack von Helmer Schmidt-Leonhard. Nicht viele Autos seien so zeitlos wie dieser Porsche. "Zweifellos ein Fahrzeug mit einem großen Klassikerpotenzial."

Viel zu erklären gibt es erwartungsgemäß nicht, als Schmidt-Leonhard in der Lederlounge des Porsche 928 Platz nimmt. "Alles wie in einem modernen Wagen - gepaart mit dem Charme der Achtziger." Nur beim Schaltschema muss der Mann für einen kurzen Moment umdenken: Der erste Gang sitzt - wie es sich für einen Sportwagen gehört - links hinten.

Als der V8 des Porsche 928 im nächsten Moment seine Arbeit aufnimmt, lauscht der Pilot eine Weile andächtig dessen betörendem Fauchen, welches bereits im Standgas Kraft im Überfluss signalisiert. Jessica Herbert kennt ihr Auto nur allzu gut: "Der Fahrspaß beginnt beim 928 mit einem Dreh am Zündschlüssel."

Unterschied zu modernen Autos zu gering

Gleich darauf die erste Runde im Porsche 928. "Dieser Antritt aus dem Drehzahlkeller ist schon beeindruckend." Schmidt-Leonhard genießt die bärige Leistungsentfaltung des Fünfliters, vor allem aber dieses heisere Fauchen bei höheren Drehzahlen.

Sein Auto ist der Porsche 928 dennoch nicht. Der Unterschied zu modernen Fahrzeugen sei ihm einfach zu gering. "Für mich muss ein Klassiker auch wie ein altes Auto fahren." Auf dieses ganz besondere, pure Erlebnis will er auf keinen Fall verzichten.

So, wie es aussieht, werden die beiden ihre Nischen in der Welt der Klassik-Szene weiterhin treu besetzt halten. Aber man könne ruhig öfter einmal das Auto tauschen.

Technische Daten
Porsche 928 S 4 Kat Studebaker Dictator 6 GE
Höchstgeschwindigkeit270 km/h80 km/h
Die aktuelle Ausgabe
Motor Klassik 10 / 2024

Erscheinungsdatum 05.09.2024

148 Seiten