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„Sonntagsauto“
NSU Ro 80, hochgelobter Flop

Der NSU Ro 80 war der Star der IAA 1967. Sein revolutionäres Design und die außergewöhnliche Technik sollten die Limousine zu einem Hit werden lassen. Doch es kam alles anders.

NSU Ro 80
Foto: Frank Herzog

Das Echo deutete auf eine vielversprechende Zukunft hin. Als sich der NSU Ro 80 auf der IAA 1967 in maßgeschneidertem Anzug vorstellte, stand die Automobilwelt Kopf. Die avantgardistische Limousine der NSU Motorenwerke beeindruckte die Besucher durch seine einzigartige und revolutionäre Formsprache. Im glänzenden Scheinwerferlicht wurde die von Claus Luthe designte keilförmige Karosserie mit flacher Motorpartie und stark geneigter Frontscheibe zusätzlich betont. Der im Windkanal bis ins Detail geformte Anzug (cW-Wert: 0,366) hob den Ro 80 von der klobigen Konkurrenz ab. Dazu stachen die auffälligen Lackierungen, der Vorderradantrieb und zu jener Zeit neue Sicherheitsmerkmale hervor – wie dem vor der Hinterachse platziertem Kraftstofftank.

Unsere Highlights

NSU Ro 80 als Star der IAA

NSU Ro 80, Scheinwerfer
Die Fachwelt kürte das Auto zum "Star der IAA" 1967.

Die Fachwelt überschüttete die Ausnahmeerscheinung der 1960er Jahre mit Lob, und kürte den „Star der IAA“ ebenso zum „Auto des Jahres“. Doch wie das manchmal so ist, steigen Stars zwar schnell in den Himmel auf, werden aber genauso schnell wieder geerdet. Ein Beispiel dafür ist der NSU Ro 80, der als Revoluzzer gestartet war, und als hochgelobter Flop in Erinnerung geblieben ist. Die Hauptschuld daran trug sein Herzstück. Doch der Reihe nach.

Die Ingenieure bewiesen bei der Konstruktion des Ro 80 Mut, und verbauten statt eines klassischen Hubkolbenmotors einen Rotationskolbenmotor. Daher stammt auch das Kürzel Ro im Namen, während die 80 als Entwicklungsnummer unter allen damals laufenden NSU-Entwicklungen gewählt worden war.

Wankelmotor sorgt für Probleme

Der Rotationskolbenmotor – nach seinem Erfinder Felix Wankel auch Wankelmotor genannt – hatte im Vergleich zum Hubkolbenmotor den Vorteil, dass er leichter war und weniger Platz in Anspruch nahm. Daher war es Luthe möglich, die Frontpartie flacher zu gestalten. Ein weiteres Plus des Wankelantriebs war dessen vibrationsarmer Lauf. Im Ro 80 wurde die neueste Evolution dieser Motorisierungsart integriert, ein 115 PS-starker Zweischeiben-Kreiskolbenmotor.  

NSU Ro 80
Frank Herzog
Damit lag die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h bei 12,8 Sekunden.

Mit dem Motorisierungskonzept ging der Hersteller ein Risiko ein, dass sich nicht auszahlen sollte. Im Stadtverkehr krankte der Motor vom Typ KKM 612 an Zündaussetzern und übermäßigem Durst. Der Verbrauch lag nach Angaben der NSU Motorenwerke bei 15 Litern. Das Triebwerk stellte sich als nicht ausgereift heraus, weshalb es in den ersten Jahren nicht nur zu zahlreichen Motorschäden kam, sondern auch eine kuriose Geschichte entstand. Angeblich grüßten sich die Fahrer der Ro-80-Limousinen stets mit erhobenen Fingern. Je mehr sie davon zeigten, desto mehr Motoren hatten sie bereits verschlissen.

Ob wahr oder nicht, jedenfalls war der Ruf des Ro 80 in Mitleidenschaft gezogen, obwohl der Hersteller den Motor kulant ersetzte, und im Laufe der Zeit einige konstruktive Änderungen vorgenommen hatte.

NSU Ro 80 zum Preis von 14.150 Mark

Neben dem anfangs anfälligen Triebwerk sorgte auch der satte Preis von 14.150 Mark dafür, dass der Ro 80 nicht zu einem Verkaufsschlager, sondern zu einem Flop wurde. Nichtsdestotrotz: Das Fahr-, Lenk-, und Bremsverhalten der Limousine galt als äußerst ansprechend. Der Ro 80 war mit einer Beschleunigung von Null auf 100 km/h in über 12 Sekunden kein Gefährt für sportliche Fahrer, sondern ein Auto für Feingeister. 1976 lief der Ro 80 ohne Nachfolger aus. Vielleicht war der Wagen mit dem leicht sperrigen Namen, der insgesamt 37.406 Mal übers Band lief, auch einfach etwas zu neuartig für seine Zeit, um ein Verkaufsschlager zu werden. Nach dem Motto: Nett anzusehen, aber lieber auf Altbewährtes setzen. Das Erscheinungsbild der Limousine sorgt jedenfalls noch heute für Staunen.

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