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Der alte Test Simca 1501 Special
Die französische Giulia

Inhalt von

Formschöne Karosserie, hochwertige Ausstattung, temperamentvoller Motor und eine sorgfältig geführte Starrachse. Der Simca 1501 Special hat viel mit der Alfa Romeo Giulia gemein, ist aber deutlich billiger und weniger rassig. Redakteur Fritz Reuter zeichnet in seinem Test von 1968 ein positives Bild von der kompakten französischen Mittelklasse-Limousine.

Simca 1501 Special, Frontansicht
Foto: Archiv

So unauffällig elegant wie seine Form ist auch seine Rolle auf dem deutschen Markt: Der Simca 1501 – im Herbst 1966 durch eine Verlängerung der Karosserie aus dem Modell 1500 hervorgegangen – wird bei uns in mäßigen Stückzahlen verkauft. Trotzdem hat er sich einen festen Freundeskreis geschaffen, dem er eine willkommene Alternative im stark besetzten Mittelklassefeld bietet. Es liegt sogar ein Schuss Mercedes in seiner Linienführung.

Unsere Highlights

Ausstattung: komplett und komfortabel

Die sich für ihn entscheiden, sind zumeist Individualisten, denen seine schlichte, kaum veraltende Form mehr zusagt als die modischen Blechkleider der Massenfabrikate. Zudem muss die Individualität hier weder mit höheren Preisen noch mit einem nennenswert größeren Risiko erkauft werden. Vor einigen Wochen nahm Simca am 1501 einige Änderungen vor, deren wichtigste zweifellos die von vielen Freunden der Marke gewünschte Erhöhung der Motorleistung ist. Und da sich das Wort „Special“, Bezeichnung für besonders reichhaltig ausgestattete Modellvarianten mit Sport-Appeal, mittlerweile als verkaufsfördernd erwiesen hat, kam als Spitzenmodell der Baureihe 1301/1501 der Simca 1501 Special hinzu.

Außer an den entsprechenden Schriftzügen an Bug und Heck ist der Simca 1501 Special äußerlich an Halogen-Zusatzscheinwerfern, Lochfelgen, breiten Chromleisten unter den Türen und auflackierten schmalen zu erkennen. Die Karosserie ist bekannt: Bei noch kompakt zu nennenden Außenmaßen bietet sie gute Platzverhältnisse im Innenraum und einen ausreichend großen, wenngleich verhältnismäßig flachen Kofferraum. Die vier breiten Türen zeichnen sich durch sehr große Öffnungswinkel aus und ermöglichen vorn wie hinten ein bequemes Ein- und Aussteigen. Die niedrige Gürtellinie sorgt für gute Sicht nach allen Seiten, und beim Rangieren hat man immer alle vier Ecken der übersichtlichen Karosse im Blick.

Die Ausstattung ist beim Simca 1501 Special bemerkenswert reichhaltig ausgefallen. Die für das ausgezeichnete Fernlicht des Wagens verantwortlichen Halogen-Zusatzscheinwerfer gehören ebenso dazu wie Gürtelreifen, Bremskraftverstärker, Mittelschaltung, gummibelegte Stoßstangenhörner, Rückfahrleuchten und eine Frontscheibe aus Verbundglas. Weiter sorgen wohnlich wirkende Bodenteppiche, Liegesitze, Mittelarmlehne im Fond, Sportlenkrad, Kompressorfanfare, abblendbarer Innenspiegel, Zeituhr, zwei abschließbare und beleuchtete Handschuhkästen sowie ein geräumiges Ablagefach auf dem Kardantunnel dafür, dass man nahezu nichts vermisst, was den täglichen Umgang mit einem Automobil erleichtern kann.

Schlecht ablesbare Instrumente

Die Sitze des Simca 1501 Special sind gut geformt und recht komfortabel; leider sind sie mit Kunststoff überzogen, der trotz Perforation nicht so angenehm ist wie ein guter Stoffbezug. Den Fond-Passagieren steht genügend Sitztiefe und Knieraum zur Verfügung, für großgewachsene Zeitgenossen ist jedoch der Kopfraum etwas knapp bemessen. Das Lochspeichen-Lenkrad steht ziemlich hoch im Raum, woraus eine etwas gewöhnungsbedürftige Fahrposition entsteht, die jedoch nicht unbequem ist. Kleinere Fahrer haben allerdings den oberen Teil des Lenkradkranzes ständig im Blickfeld.

Darüber hinaus aber wirkt dieses Sportlenkrad im Simca 1501 Special etwas deplatziert, denn es harmoniert nicht mit dem Armaturenbrett. Oder besser gesagt: Es lässt die gewünschte Funktionalität vermissen. Die Instrumente sind unübersichtlich und schlecht ablesbar, woran auch die großzügige Verwendung verschiedener Farben auf den einzelnen Skalen nichts ändert. Anlass zur Kritik bietet außerdem die zu tiefe Lage von Zündschloss und Stockhandbremse, deren Bedienung dem Fahrer stets eine Verbeugung abverlangt – ganz abgesehen davon, dass das Zündschloss eine Gefahr für das linke Knie des Fahrers darstellt.

Ebenso unmotiviert erscheint die unnötig scharfkantige Armaturenbrettabdeckung auf der rechten Seite, und schlecht zu erreichen ist der in der linken oberen Ecke des Bretts angebrachte Schalter für die zweistufigen Scheibenwischer. Gut zur Hand liegt dagegen der Mittelschalthebel, der weit genug hinten sitzt, um sich auch bei ganz zurückgestelltem Sitz ohne Verbeugung bedienen zu lassen.

Gute Heizleistung im Simca 1500 Special

Die Heizung hatte an den ersten kalten Wintertagen ausreichend Gelegenheit, ihre Wirksamkeit zu beweisen. Erfreulich ist vor allem, dass sie schon nach wenigen hundert Metern Fahrt Warmluft abzugeben beginnt. Weniger erfreulich steht es mit der Frontraumbelüftung, die nicht mehr dem heute in der Mittelklasse üblichen Niveau entspricht.

Schade, dass Simca beim 1501 die drehbaren Frischluftdüsen auf dem Armaturenbrett, die sein Vorgänger als einer der ersten Wagen besaß, wieder aufgegeben hat. Einen guten Eindruck macht die Verarbeitungsqualität des Simca. Im Detail ist manches sorgfältiger ausgeführt als bei durchschnittlichen Mittelklassewagen heute allgemein üblich. Die satt schließenden Türen und die Geräuscharmut der Karosserie tragen einiges zu diesem Eindruck von Solidität bei.

Motor mit mehr Leistung, aber weniger Elastizität

Für einen 1,5-Liter waren die Fahrleistungen des Simca 1501 Special rein zahlenmäßig auch bisher nicht schlecht, trotzdem schien hier eine Verbesserung angebracht, denn in den letzten Jahren sind die Leistungsansprüche in der Mittelklasse um einiges gewachsen. Die Simca-Techniker erreichten die Leistungssteigerung von 69 auf 81 PS hauptsächlich durch strömungstechnische Maßnahmen: Brennräume und Nockenform wurden überarbeitet, die Verdichtung geringfügig erhöht, das Auspuffsystem durch einen Vierfachkrümmer verbessert. Aber der seltsame Zentrifugal-Ölfilter blieb. Mit den so gewonnenen 12 Mehr-PS erreichte der Testwagen eine Höchstgeschwindigkeit von 154 km/h und beschleunigte von 0 bis 100 km/h in 14,4 Sekunden – zweifellos ordentliche Werte für ein 1.035 kg schweres Auto.

Leider ist der stärkere Motor des Simca 1501 Special im unteren und mittleren Drehzahlbereich nicht mehr so elastisch wie sein Vorgänger. Das geht schon daraus hervor, dass er sein maximales Drehmoment von 12,0 mkg erst bei 4.000 U/min abgibt. Zudem wurde die Getriebeabstufung dahingehend geändert, dass jetzt bei gleicher Drehzahl höhere Geschwindigkeiten in den einzelnen Gängen erreicht werden. Wenn man also stets Beschleunigungsreserven im Gasfuß haben will, darf man nicht schaltfaul fahren.

Längere Übersetzung reduziert den Geräuschpegel

Im Übrigen macht sich die aus einer längeren Hinterachsübersetzung resultierende Getriebestufung beim Simca 1501 Special nur positiv bemerkbar: Überholvorgänge werden durch die größere Reichweite der unteren Gänge (48, 81 und 125 km/h) erleichtert, und auf der Autobahn muss sich der Motor weniger anstrengen, was sich auch in einem niedrigeren Geräuschpegel niederschlägt. Das Getriebe des Simca 1501 Special ist sehr gut synchronisiert, und die Mittelschaltung arbeitet weich und ausreichend leichtgängig; nur die Schaltführung ist nicht ganz eindeutig, weshalb es einer gewissen Eingewöhnung bedarf.

Unbefriedigend sind die Kaltlaufeigenschaften des Motors. Er springt zwar zuverlässig an, nimmt jedoch sehr schlecht Gas an, so dass man relativ lange mit gezogenem Choke fahren muss. Der Testwagen reagierte darüber hinaus auch mit betriebswarmer Maschine beim Beschleunigen aus niederen Drehzahlen und nach dem Schalten nur zögernd auf Vollgas. Die Laufruhe des Motors erscheint gegenüber dem Vormodell verbessert. Bei vollem Ausdrehen ist er zwar nicht zu überhören, aber das Geräusch wirkt keineswegs lästig. Hinzu kommt, dass Wind- und sonstige Nebengeräusche sich in geringen Grenzen halten.

Der Simca-Motor gilt als robust und dauerhaft – Eigenschaften, die auch durch die Leistungserhöhung kaum gelitten haben dürften. Geringer Verbrauch scheint jedoch nicht seine starke Seite zu sein. Sparsam ist er nur bei mittleren Geschwindigkeiten. Wer ihn dagegen häufig voll fährt, muss mit einem Verbrauch von 13 Litern und mehr auf 100 Kilometer rechnen.

Simca 1501 Special-Fahrwerk ist solide und unproblematisch

Dass der Simca 1501 Special dem ruhigen Durchschnittsfahrer mehr entgegenkommt als dem Liebhaber einer sportlichen Fahrweise, zeigen seine Fahreigenschaften besonders deutlich. Als starker Untersteurer gebärdet er sich bei schneller Fahrt ausgesprochen kurvenunwillig, und seine sehr indirekt übersetzte Lenkung erfordert dabei ziemlich viel Kurbelei – zwei Punkte, die seine Handlichkeit beeinträchtigen und die auch durch die serienmäßig montierten Gürtelreifen (Kléber V 10 beim Testwagen) nur wenig gemildert werden.

Ansonsten ist das Fahrverhalten des Simca 1501 Special auf guten und schlechten Straßen gleichermaßen unproblematisch und bleibt unter allen Bedingungen gut kontrollierbar. Er ist unempfindlich gegen Verreißen der Lenkung und lässt sich von Seitenwind nicht sonderlich beeindrucken. Die exakt geführte hintere Starrachse sorgt auch auf schlechten Straßen für eine gute Bodenhaftung und gerät nur in besonders holperigen Kurven einmal ins Trampeln. Die Federung ist ausreichend komfortabel und spricht vor allem auf kleinere Unebenheiten sehr gut an. Größere Bodenwellen hingegen werden bei mittleren und höheren Geschwindigkeiten deutlich spürbar.

Trotzdem hat man im Simca 1501 Special das Gefühl, angenehm und komfortabel zu reisen, ein Gefühl, das zu einem großen Teil aus dem Zusammenspiel verschiedener Komponenten – geräuscharme Karosserie, recht leiser Motor, wohnliches Interieur, gut gedämpfte Reifen-Ablaufgeräusche – resultiert. Ein Lob verdienen die Bremsen: Sie sind mit Hilfe des jetzt serienmäßigen Bremskraftverstärkers leicht zu bedienen und gut dosierbar; darüber hinaus zeigen sie sich hohen Beanspruchungen gewachsen.

Braves Alltagsauto statt Sportlimousine

Man sollte sich durch die Bezeichnung „Special“ nicht täuschen lassen: Der Simca 1501 Special ist eher ein braves Alltagsauto denn eine reinrassige Sportlimousine. Er hat weder herausragende Qualitäten noch gravierende Mängel. Zu einem für die gebotene Ausstattung angemessenen Preis bietet er viele durchschnittliche Eigenschaften, die in ihrer Gesamtheit ein angenehmes und kultiviertes Fahren ergeben.

Wer auf einige Ausstattungsdetails verzichten will, kann rund 600 Mark sparen, indem er sich für den Simca 1501 GL entscheidet, der auf dem deutschen Markt ebenfalls mit dem 81 PS starken Motor angeboten wird.

Der Simca 1301 / 1501 heute

Die braven Simca-Mittelklasse-Limousinen treten allmählich aus dem Schatten der Szene. Alltags- und Familientauglichkeit bei günstigen Unterhaltskosten sind ihre Stärke. Sie bieten mehr Fahrspaß als ein zeitgenössischer Opel Rekord und weit mehr Individualität. Wen das geringe Prestige dieser interessanten Baureihe nicht stört, der kann vor allem im Nachbarland Frankreich und in der Schweiz noch günstig fündig werden.

Gesucht sind vor allem frühe 1500er vor dem Facelift von 1966 mit ihrem unschuldigen Charme. Aber auch spätere 1500 Special-Modelle mit dem 81-PS-Motor. Späte 1301/1501-Modelle haben nur noch 55 oder 69 PS und leiden auch unter schlechter Blechqualität. Die Ersatzteilsituation ist entspannter als gedacht.

Preise 2012 (Classic-Car-Tax): Simca 1501 Special, Baujahr 1970, Zustand 2/4 6.000 / 2.700 Euro

Die aktuelle Ausgabe
Motor Klassik 10 / 2024

Erscheinungsdatum 05.09.2024

148 Seiten