Der Ruf CTR, Spitzname "Yellowbird", ist eine wahre Autolegende. Nicht nur, weil er seinerzeit schneller war als ein Ferrari F40 oder Porsche 959. Ein weiterer Grund für den Ruf wie Donnerhall: Der erste CTR ist eines der exklusivsten Autos der Achtzigerjahre: Nur 29 Exemplare hatte Ruf einst gebaut. Lediglich sechs übrigens in der Lackierung Blütengelb, die ihm später den heute so geläufigen Kosenamen verlieh. Und so kommt es, dass ein Yellowbird durchaus ein schwarzes Feder..., ach Quatsch, Karosseriekleid tragen kann.
Der Yellowbird fiel aus dem Nest
So auch das Exemplar, das aktuell unfreiwillig zu Ehren als Internetstar kommt. Es gehen Fotos und Videos durchs Netz, die einen schwarzen Ruf CTR in misslicher Lage zeigen. Der Sportwagen im Millionenwert hängt bewegungsunfähig hinter einem Autotransporter, aus dem er zuvor offensichtlich herausgefallen war. Ein auf Instagram veröffentlichtes Video des Podcasters und Moderators Spike Feresten trägt deshalb den durchaus passenden Kommentar: "A RUF Yellowbird falls from the nest yesterday in CA", ins Deutsche übersetzt: "Ein Ruf Yellowbird fiel gestern in Kalifornien aus dem Nest."
Zu sehen ist jedoch nur die Konsequenz des Malheurs: ein mit dem Unterboden auf der Rampe des Transporters aufliegender Ruf CTR. Die Nase zeigt nach oben, die hintere Stoßstange berührt den Asphalt, und alle Räder hängen in der Luft. Zu Beginn des Videos diskutiert der Fahrer des Sportwagens noch angeregt mit einem anderen Mann, der anscheinend den Lkw steuerte. Als sich der oder die Filmende etwas näher an den Ruf heranpirscht, gibt es als Reaktion den ausgestreckten Mittelfinger aus dem CTR-Cockpit. Durchaus nachvollziehbar, dass seine Peinlichkeit den Überführungsfahrer die gute Kinderstube kurzzeitig vergessen lässt.
Gerade erst frisch lackiert
Was genau passiert war, wird in einem anderen Instagram-Post ein Stück weit aufgeklärt. John Clay Wolfe, ein anderer Auto-Podcaster, schildert, dass der Ruf-Fahrer wohl vergaß, die Räder des Sportwagens zu blockieren. Dabei bleibt allerdings unklar, ob der Yellowbird von selbst von der Ladefläche gerollt ist oder der Fauxpas passierte, als der Lastwagen vorwärtsfuhr. Wolfe zufolge soll der CTR erst kurz zuvor in seiner Heimat gewesen sein, wo er bei Ruf schwarz lackiert wurde.
Der Besitzer aus San Francisco dürfte nun erneut eine Lackierung in Auftrag geben; mit etwas Glück betrifft sie nur die Heckpartie. Und er sowie der betroffene Spediteur dürfte hoffen, über eine passende Versicherung zu verfügen. So ein Ruf CTR Yellowbird ist heutzutage nämlich ein ziemlich teures Gefährt. Erst Mitte März wurde ein (tatsächlich gelb lackiertes) Exemplar für 6,055 Millionen US-Dollar (aktuell umgerechnet knapp 5,2 Millionen Euro) versteigert. Auf Kosten in dieser Höhe möchte man als Dienstleister ungern selbst sitzen bleiben.
Schneller als Porsche 959 und Ferrari F40
Der Ruf CTR Yellowbird kam 1987 auf den Markt und war einer der schnellsten Sportwagen seiner Zeit. Der bayerische Porsche-Spezialist pflanzte beim CTR einen 3,4-Liter-Motor mit je zwei Turboladern und Ladeluftkühlern in die schmale Carrera-Karosserie. Der nur 1.150 Kilogramm schwere Ex-Zuffen- und Neu-Pfaffenhausener leistete fortan 469 PS und hängte bei Fahrtests selbst die Crème de la Crème der internationalen Sportwagen-Elite ab. sport auto ermittelte 1987 Sprintwerte von 4,1 (null auf 100 km/h) respektive 11,4 Sekunden (null auf 200 km/h), auto motor und sport trieb den Yellowbird in Nardo auf 342 km/h.
Trotz besserer Fahrleistungen war der Ruf CTR seinerzeit mit 328.000 Mark deutlich günstiger als der Porsche 959 und der Ferrari F40, die jeweils weit über 400.000 Mark kosteten. Heute hat sich das Blatt gewendet: Die Legenden aus Schwaben und Norditalien erreichen zwar Werte im Millionenbereich, doch der im Allgäu veredelte Ex-Porsche hat das illustre Duo längst überflügelt.