Roadster ohne Türen? Pritsche mit Klappdach? Oder doch lieber ein Van-Coupé? Die Kreativität der Konstrukteure kannte keine Grenzen. Nicht alle Ideen waren erfolgreich, doch die Flops von gestern sehen wir heute mit anderen Augen. Fünf persönliche Kauftipps.
Michael Schröder über den BMW Z1
- Motor R6, 2.494 cm3
- Leistung 170 PS
- Gewicht 1.294 kg
- Vmax 220 km/h
- Bauzeit 1988–1991
- Preis* 55.000 Euro
Trendsetter wollte man bei BMW werden. Neue Ideen und Technologien entwickeln, die eine noch höhere emotionale Bindung zu einem Automobil zulassen würden als bisher. Nein, kleiner hatten sie es damals nicht, als sie sich in der BMW Technik GmbH, der 1985 gegründeten hauseigenen Denkfabrik unter der Leitung von Ulrich Bez, daranmachten, die Gattung der Roadster mal eben neu zu definieren. Das Ergebnis? Ebenjener kompakte wie keilförmige Z1 , eine Kreuzung aus kompromissloser britischer Sportwagen-Philosophie und dem aus München vorgegebenen avantgardistischen Hightech-Anspruch. Dessen größter Clou: versenkbare Türen.
Noch mehr Offenheit dürften nur noch sehr wenige Automobile bieten, und sicherlich sitzt auch so mancher Motorradfahrer hinter der Verkleidung seines Bikes windgeschützter, als es in einem Z1 der Fall ist. Also, streichen Sie dieses Auto von Ihrer Wunschliste, wenn Sie zugempfindlich sind. Oder Sie einfach nur bequem ein- und aussteigen wollen: Bei geschlossenem Verdeck gleicht dieses einer Übung bar jedweder Eleganz. Anders sein wollen als die anderen hat eben immer auch einen Preis.
Brav hingegen die Technik, vielen am Ende zu brav, aber das verbuchen wir als Luxusproblem. Der 170 PS starke 2,5-Liter- Sechszylinder aus dem 325i macht seinen Job recht gut – aber, so die oft gehörte Kritik, aus dem Z1 keinen Sportwagen. Leute, ihr habt das Wesen dieses Autos nicht verstanden, möchte man da rufen. Aber gegen den Wind hört dich halt niemand!
Peter Michaely über den Citroën C3 Pluriel
- Motor R4, OHC, 1.360 cm3
- Leistung 73 PS bei 5.400/min
- Gewicht 1.211 kg
- Vmax 164 km/h
- Bauzeit 2003–2010
- Preis* 2.000 Euro
Citroën konnte es eben doch noch. Ungewöhnlich sein nämlich. "Pluriel" ist das französische Wort für "Plural", und wenn die Marketingstrategen einst von "fünf Autos in einem" sprachen, meinten sie den Schritt von der Monotonie zur Vielfalt.
Es war ein vollmundiges Versprechen, denn bis man sich von der Limousine (Auto Nummer eins) über die Panorama-Limousine ohne B-Säulen (Auto Nummer zwei) und das Cabrio mit elektrisch betätigtem Rolldach samt variablen Öffnungsmöglichkeiten (Auto Nummer drei) zum sogenannten Spider vorgearbeitet hat (Auto Nummer vier), müssen zu guter Letzt die Dachholme abgenommen werden. Ohne sie lässt sich das Verdeck jedoch nicht mehr schließen – entweder sollte also die Wetterprognose gerade günstig oder eine passende, einst als Zubehör erhältliche Persenning oder ein Notverdeck zur Hand sein. Selbst einen Pickup- Spider (Auto Nummer fünf) versprach Citroën, denn bei umgeklappter Rückbank entsteht ein fast ebener Laderaum.
Exzentrik erfordert indes auch Leidensfähigkeit, denn auf Undichtigkeiten und Probleme muss man gefasst sein. Bei etlichen Offerten findet sich der Zusatz, dass das Dach sich nicht mehr öffnen lasse. Reparaturen sind kostspielig, Teile rar und auch gebraucht teuer. Tipps finden sich im Netz. Wer dennoch mit der 2CV-Reinkarnation glücklich werden will, greift zum 1,4- oder 1,6-Liter-Benziner (73/109 PS), Letzterer mit automatisierter Schaltung. 109 682 Exemplare des von Donato Coco entworfenen Pluriel liefen vom Band, 11 659 fanden deutsche Käufer.
Andreas Of-Allinger über den Mazda RX-8
- Motor Zweischeiben-Wankel, 1.308 cccm
- Leistung 231 PS
- Gewicht 1.390 kg
- Vmax 235 km/h
- Bauzeit 2003 bis 2011
- Preis* 11.000 Euro
Dass Mazda dem Mainstream folgt, kann man nicht behaupten. Bis heute baut die Marke aus Hiroshima Wankelmotoren und hält damit ein Konzept am Leben, das Mercedes schon 1976 offiziell beerdigt hat: zu teuer, zu durstig, zu schlechtes Abgasverhalten. Mazda entwickelte den Wankel stetig weiter, verbesserte mit Seitenauslass und fein verstäubender Benzineinspritzung die Effizienz des Motors. Denn der in der Trochoide kreisende Drehkolben ist stärkster und schwächster Punkt des Konzepts: Der Rotarier vibriert nicht und dreht leicht hoch, hat dafür wegen der ungünstigen Brennraumform wenig Drehmoment und viel Durst. Im Test verbrauchte der RX-8 15,5 Liter Superbenzin auf 100 Kilometer. "Damit muss man leben", schrieb Klaus Westrup in auto motor und sport 25/2003.
Doch wer einmal erlebt hat, wie mühelos ein Wankel Drehzahlen erreicht, bei denen handelsübliche Alltagsmotoren längst mit Ventilen um sich werfen würden, vergisst das nie wieder. Erst bei 9500/min warnt im 231 PS starken Topmodell des RX-8 ein Glockenton vor dem Abregeln. Genau diese Variante sollte es sein – auch wenn die 192-PS-Version häufiger ist. Mit dem kompakten Zweischeiben-Wankel hinter der Vorderachse fährt der RX-8 herrlich agil. Praktisch ist der 1,34 Meter flache Viersitzer auch noch: Jeder Sitz hat seine eigene Tür, und der Kofferraum fasst 290 Liter. Westrup schrieb 2003: "In einer Auto-Welt der Nischen ist auch Platz für die Erfindung des Felix Wankel. Ohne Mazda wäre sie schon im Museum." Das stimmt immer noch.
Sebastian Renz über den Peugeot 1007
- Motor R4, 1.360 cm3
- Leistung 73 PS
- Gewicht 1.215 kg
- Vmax 165 km/h
- Bauzeit 2005–2009
- Preis* 3.000 Euro
Ein guter Ratschlag? Von mir? Gar zu Autos? Nicht euer Ernst! Woher soll ich denn einen haben? Die besten habe ich entweder direkt ignoriert oder ungenutzt weitergegeben. So bleibt mir nur eine Erkenntnis, die ich über Kauf und Besitz von Autos erlangt habe: Es wird nie günstiger und einfacher als erwartet, stets teurer und umständlicher. Damit Tür auf für Sésame.
So heißt die Studie eines Stadtautos, das Peugeot 2002 auf dem Pariser Salon zeigt. Es hat elektrische Schiebetüren, ums Design hat sich Pininfarina in wunderbarer Stil-Akrobatik gekümmert. Bei Herstellern aus jedem anderen Land wäre klar, dass dies nur ein Showcar ist, das kurz bejubelt und dann in die Katakomben der Erinnerung und des Museums geschoben wird.
Peugeot entwickelt das Auto um die Idee der Schiebetüren bis 2005. Ob es da Serienreife erlangt oder das Technikerteam das Entwicklungsbudget aufgebraucht hat? Nun, uns scheint beides möglich. Der 1007 steht auf der Plattform des 207, wiegt mehr, bietet galante Variabilität. 120 000 Stück will Peugeot verkaufen. Exakt das gelingt, doch nicht wie geplant pro Jahr, sondern während der Gesamtbauzeit. Der Basis-1007 kostet wegen der aufwendigen Fertigung 14 750 Euro. Das ist den Kunden zu teuer. Aber wie schön, dass sich Peugeot so eine Fehleinschätzung des Risikos (man nennt sie auch "Mut") erlaubt. Die Türen – so sie funktionieren – eröffnen ein grandioses Fahr..., nun eher Ein- und Ausstiegsvergnügen. Ob ihr einen kaufen sollt? Unbedingt, er ist entzückend! Das wäre mein Rat, aber eher kein guter.
Martin Puthz über den Renault Avantime
- Motor V6, 2.946 cm3
- Leistung 207 PS
- Gewicht 1.795 kg
- Vmax 220 km/h
- Bauzeit 2001–2003
- Preis* 7.800 Euro
Sich dem Avantime mit dem humorlosen Pragmatismus eines Autotesters zu nähern, führt ins Abseits. Nutzwert ist bei ihm so zweitrangig wie bei einer Pfeffermühle von Alessi oder einer Saftpresse von Philippe Starck. Statt die 82 Zentimeter hohe Ladekante zu bekritteln oder die Stufe im Gepäckabteil, hätten die Kollegen vor 24 Jahren lieber Renaults Mut loben sollen, eine sinnfreie Designstudie fast unverändert in Serie zu bauen. Als Antipoden des Mainstreams waren Autos wie er schon damals sympathisch. Heute sind sie das Salz in der Klassiker-Suppe.
Die 1,40 Meter langen und fast 60 Kilo schweren Türen, deren Scharniere den Drehpunkt um zehn Zentimeter nach außen schwenken, um auch bei kleinem Öffnungswinkel einen bequemen Zustieg zu ermöglichen, sind das Verrückteste am Avantime. Abseits der Optik ist das französische Van-Coupé ansonsten ein relativ konventionelles, angesichts der Espace-Abstammung sogar enttäuschend unvariables Auto. Am erhabenen Fahrgefühl im rollenden Designer-Loft kann man Freude haben. Angeborene Schwächen wie ein Zahnriemen, dessen Wechsel elf Stunden dauert, oder Oberflächen, die nach ein paar Jahren schäbig aussehen, verdrießen eher. Darauf, anderen ihr Auto erklären zu müssen, sollten Käufer gefasst sein. Seine Schöpfer schwurbelten, der Avantime sei "im Dialog mit der Architektur" entstanden. Die Pariser Innenarchitektin Andrée Putman fand ihn "frech wie einen Teenie mit umgedreht aufgesetzter Baseballkappe". Wirklich verstanden hat sie ihn, glaube ich, auch nicht.
*guter Zustand, Quelle: Classic-Analytics