MISSING :: structure.inactiveTabOverlay
{"irCurrentContainer":"19711582","configName":"structure.inactiveTabOverlay"}
MISSING :: ads.vgWort
{"irCurrentContainer":"19711582","configName":"ads.vgWort"}

Mercedes Museum nach der Corona-Pause
Mit der Mini-Drohne durch die Ausstellung

Inhalt von

Acht Wochen lang hatte das Mercedes Museum zu. Zeit, durchzuwischen und ein Video zu drehen. Mit einer Drohne, die weniger als 100 Gramm wiegt und durch Autos fliegen kann!

Mercedes Museum Mini Drohne 300 SL Flügeltürer W 198
Foto: Mercedes Museum Mini Drohne 300 SL Flügeltürer W 198

Marie glänzt wieder. Marie ist das Motorboot von Gottlieb Daimler. Einer der drei Zacken des Sterns, der für Fortbewegung zu Lande, zu Wasser und in der Luft steht. Im obersten Ausstellungsraum des Mercedes Museums steht Marie ganz am Anfang der Ausstellung. Im Zentrum des Raumes steht das erste Auto der Welt, der Patent-Motorwagen von Carl Benz, der zweite Zacken. Auch der dritte Zacken, ein Flugzeug, hängt im Museum. Genau wie ein neues Bildschirm-Rondell über dem Kassenring, das nun während der Corona-Zwangspause ungestört installiert werden konnte. Auch die Handwerker waren jetzt nicht auf den Montag beschränkt, sondern konnten auch an anderen Wochentagen Lampen tauschen, die Klimatisierung warten und Wände neu streichen.

Unsere Highlights

Kristalle abstauben, Messing polieren

Mercedes Museum Daimler-Schiff Marie
A. Of
Marie, das Boot von Gottlieb Daimler, glänzt wieder.

Maßnahmen, die nicht jedem Besucher auffallen. Anders als die Kristalle über dem Simplex. Das erste moderne Automobil und der erste Mercedes. Der steht auf einem Marmorpodest, kaum zu übersehen. Darüber ein Sternenhimmel aus Kristallen. Eine Herausforderung beim Abstauben. Um den Simplex herum: Fahrzeuge aus der Messing-Ära. Die heißt so, weil Autos in den ganz frühen Jahren aus ziemlich viel Messing bestanden. Wie viel, das weiß Margit Spalthoff ganz genau. Denn sie hat zusammen mit ihrer Kollegin Nela Glamonzina "zwei Wochen lang Messing geputzt". Und zwar auf Hochglanz.

Museum öffnet am 9. Mai 2020

Davon können sich Besucher ab dem 9. Mai 2020 überzeugen. An diesem Samstag öffnet das Mercedes nach achtwöchiger Corona-Pause wieder – zunächst an den Wochenenden. Die Vorsichtsmaßnahmen: reduzierte Besucherzahl, Hygiene-Hinweise, größere Abstände, Plexiglasscheiben an den Ausgaben für die Audioguides. Die werden ohnehin schon immer nach jedem Tragen neu desinfiziert. Die Gastronomie bleibt zunächst geschlossen.

Zeit für eine Glanzkur von Hand

Mercedes 300 Museum Pflege
A. Of
Die 300 Limousine bekommt eine Glanzkur, das Wachs wird von Hand aufgetragen.

Auch wenn das Museum offen hat, putzen Spalthoff und Glamonzina den ganzen Tag Autos. Sie folgen dabei einem strengen, schriftlich in Listen fixierten Putzplan: Jeden Tag geht eine der beiden Kolleginnen mit dem Staubwedel über alle Autos. Montags, wenn das Museum geschlossen ist, wird gründlicher geputzt, gefegt und poliert. Das Messing ist ein Mal im Jahr dran. Jetzt, während der Corona-Pause, hatten Spalthoff und Glamonzina Zeit für eine besondere Glanzkur: Das erste Mal seit Eröffnung des Museums wurden die Autos frisch gewachst: Von Hand trägt Glamonzina das Wachs auf, verteilt es über die Haube der dunkelroten 300 Limousine. Ein Kraftakt. Gewachst wird sonst nur an Stellen, die Besucher besonders gern anfassen. Den Kotflügel des roten 500K zum Beispiel. Spalthoffs Lieblingsauto: Das Uhlenhaut Coupé. Die Frau hat Geschmack. Und sie weiß alles über Autopflege.

Minidrohne im Museum

Mercedes Museum Mini Drohne
Mercedes Museum Mini Drohne
Daniel Wagner und André Jung (von links) drehen ein Video mit einer Minidrohne.

Reingeschlichen haben sich Daniel Wagner und André Jung natürlich nicht. Auch wenn es so aussieht, als sei ihre Minidrohne schnell durch die offen stehende Tür der Dachterrasse geschlüpft, um sich ein wenig im Museum umzusehen. Das selbst gebaute Fluggerät mit Teilen aus dem hauseigenen 3D-Drucker haben die beiden Köpfe von minidrone.studio selbst entwickelt und gebaut. Weniger als 100 Gramm wiegt die Drohne samt einer 4K-Kamera. "Wir haben genau überlegt, wie wir die Drohne auf das Nötigste reduzieren können", erklärt Daniel Wagner. Die Drohne ist nicht größer als der Handteller einer gewöhnlichen Männerhand und kann auch von dort starten.

Durch die Ausstellung – wörtlich genommen

Klein wie sie ist, passiert sie auch das Cockpit eines millionenteuren Flügeltürers, ohne anzuecken oder hängenzubleiben. Damit nichts passiert und der Film gut wird, tragen Wagner und Jung Videobrillen. Einer steuert die Drohne, einer achtet aufs Bild. Immer abwechselnd, der Konzentration wegen. Die Drohne bewegt sich derweil im Joggingtempo durch das Museum. Draußen könnte sie auch auf der Landstraße mithalten: Auf 80 bis 90 km/h schätzt Wagner die Höchstgeschwindigkeit seiner fliegenden Kamera. Ob das neue Bildschirm-Laufband über dem Kassenring auch seinen Filmauftritt bekommt?

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogenen Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzbestimmungen.

Interview mit Monja Büdke, Mitglied der Geschäftsführung Mercedes-Benz Museum

Was passierte im Mercedes-Museum, während es acht Wochen lang geschlossen war?

So ein Museum müssen Sie sich vorstellen wie ein Schiff, das Sie auch nicht sofort anhalten können. Wir waren zwei Wochen damit beschäftigt, den laufenden Betrieb herunterzufahren. Es reicht ja nicht, dass man die Tür zumacht: Dienstpläne mussten umgestellt, Kurzarbeit beantragt werden. Gleichzeitig sind Dienstleistungen wie die Reinigung eingekauft. Also haben wir einen Frühjahrsputz gemacht und alles einmal poliert, innen und außen gründlich saubergemacht. Manche Wartungsarbeiten konnten wir vorziehen und neue Bildschirme über dem Kassenring aufhängen – deren Lieferung sich Corona-bedingt verzögert hatte.

In der zweiten Hälfte der Schließungsphase haben wir uns auf die Wiedereröffnung vorbereitet: Bodenmarkierungen mussten angebracht, Plexiglasscheiben installiert und Abläufe geprobt werden. Zum Schluss gab es eine Generalprobe mit dem gesamten Führungspersonal.

Mercedes-Benz Museum zehnmillionster Besucher
Mercedes-Benz Museum
Museumschefin Monja Büdke (rechts) mit dem zehnmillionsten Besucher: Clemens Bergmann löste am 2. Juli 2019 die Jubiläums-Eintrittskarte. Der Stuttgarter kam in Begleitung seines Freundes Jamie Morgan-Ward aus Wellington, Neuseeland.
Wie werden Sie die ersten Besucher begrüßen?

Hinter Plexiglas. An den Ausgabestellen für die Audioguides haben wir Schutzwände installiert. Die Audioguides selbst wurden schon bisher nach jedem Gebrauch desinfiziert und mit Einweg-Kopfhörern ausgegeben. Die Lanyards kann jeder Besucher mitnehmen. Ein- und Ausgänge sind getrennt. Sicherheitspersonal achtet auf die Einhaltung der Hygienemaßnahmen wie das Tragen eines Mundschutzes und den Abstand von 1,50 Meter. Da wir keine kleinen Räume haben, fühlen wir uns gerüstet. Wer etwas unternehmen möchte, kann sich bei uns sicher fühlen und braucht sich keine Sorgen machen.

Der Konzertsommer findet dieses Jahr nicht statt, ob Kino oder Cars & Coffee möglich sind, ist noch offen – wie wird das Museum die Corona-Zeit überstehen?

Das wird kein normales Jahr. Internationale Besucher, die 60 Prozent ausmachen, fallen ebenso weg wie Schulklassen und andere Gruppen. Das Kino ist noch nicht abgesagt, wir schauen uns die Optionen an. Die Konzerte mit Sido, Wanda und Alvaro Soler sind auf 2021 verschoben. Was uns am stärksten trifft, sind die Events, von denen wir in starken Jahren bis zu 200 im Haus haben. Einige davon sind auf Herbst verschoben. Offene Themen sind die Veranstaltungen mit Kindern und die Gastronomie. Die darf noch nicht öffnen. Eine Art Außer-Haus-Verkauf werden wir jedoch anbieten. Was Cars & Coffee angeht, hoffen wir, dass es dieses Jahr noch stattfinden kann – da es ja eine Veranstaltung im Freien ist.

Monja Büdke arbeitet seit fünf Jahren in der Geschäftsführung des Mercedes-Benz Museums. Durch die Ausstellung zu gehen, ist für sie "eine tolle Abwechslung", ihr Arbeitsplatz im Gebäude des Architekturstudios UNStudio van Berkel & Bos "nicht nur ein Büro".

Fazit

Neben all dem übliche Putzen, Lampen tauschen und Technik überholen blieb während acht Wochen ohne Besucher im Mercedes Museum Zeit für eine gründliche Messingkur und ein Drohnenvideo. Besser lässt sich der technische Fortschritt während gut 130 Jahren kaum darstellen: Auf der einen Seite die mühsame Pflege alter Lampengehäuse von Hand, von denen heute eine Minikamera mühelos im Vorbeifliegen hochauflösende Videos drehen kann.

Die aktuelle Ausgabe
Motor Klassik 10 / 2024

Erscheinungsdatum 05.09.2024

148 Seiten