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Mercedes MB 100 - der VW Bulli-Konkurrent
Laut, langsam - aber zuverlässig!

Inhalt von

Den Spitznamen "Kutter" trägt der Mercedes MB 100 ganz zu Recht. Sein Vierzylinder-Diesel mit stampfenden 72 PS und das butterweiche Fahrwerk vermittelt eher das Gefühl von Schwimmen denn Fahren. Kommt etwas Seitenwind hinzu, wird's zum Segeln.

Mercedes MB 100, Wohnmobil
Foto: Archiv

Kann man einem Auto böse sein, das im Grunde seines Rohrrahmens der späte Nachfolger des DKW-Schnelllasters und des Hanomag F20 in einem ist? Bei dem der Motor wie ein ebenso ungebetener wie vorlauter und ungehobelter Gast mitten im Fahrerhaus sitzt, der Schalthebel dafür hinter die Sitze ausweichen muss und bei dem die DIN-mäßig eckigen Scheinwerfer so traurig blicken wie ein Dackel, der sein Herrchen verloren hat?

Mercedes MB 100, Wohnmobil
Archiv
So monoton die Triebwerksauswahl, so reichhaltig die möglichen Aufbauten - vom Pritschenwagen, bis zum Fensterbus war alles lieferbar.
Mercedes MB 100, Wohnmobil
Archiv
Sogar Allradantrieb gab es: Der Iglhaut Allrad entstand auf Initiative der Vertragswerkstatt Iglhaut im bayrischen Marktbreit. Der permanente Allradantrieb mit Viscokupplung lässt den MB 100 fast jeden Gipfel erklimmen.
Mercedes MB 100, Wohnmobil
Archiv
Moderne Zeiten: Mercedes präsentierte den NECAR 1994 als erstes Brennstoffzellenfahrzeug.

Im dritten Gang über die Kasseler Berge

Sehen Sie, das können selbst Sie nicht. Und daher parken auf meinem Internet-Mobile-Parkplatz gern ein paar Mercedes MB 100, der eine oder andere mit Karmann-Wohnmobilaufbau. Wie es so weit kommen konnte? Vielleicht liegt es ja an der Midlife-Krise, dass man nicht nur dankbar an die Damenbekanntschaften der Studententage zurückdenkt, sondern ebenso zärtlich an die Autos, die man damals bewegen durfte. Gegen Bezahlung!

Bei mir waren ein paar MB 100 darunter, ich jobbte einige Semesterferien lang als Fahrer und Hilfsmonteur bei einer Blitzschutzanlagen-Firma. Wir fuhren mit dem blauen Mercedes-MB-100-Kastenwagen quer durch Deutschland, gern auch mit Kompressor-Anhänger, der in den Kasseler Bergen nach dem dritten Gang verlangte.

Laut, langsam - aber zuverlässig!

Abends parkten wir den Mercedes MB 100 dann vor Landgasthöfen, aßen Schnitzel und tranken Licher Pils aus tulpigen Gläsern. Am nächsten Morgen ging es weiter zur nächsten Baustelle. Das konnte ein Kirchturm sein, ein klammer Keller oder eine neue Industrieanlage.

Der Mercedes MB 100 brachte uns überall hin, laut und langsam, doch zuverlässig. Er rostete schneller als sein Schatten, kein Wunder, er kam ja auch ziemlich rostungeschützt aus dem ehemaligen DKW-Werk in Spanien. Dort wurde er bis 1995 gebaut, dann nach Korea und Vietnam weitergereicht, bis er schließlich 2004 in China landete. Der Schnelllaster lebt!

So wenig kostet ein Mercedes MB 100

Schon ab etwa 1.000 Euro kann man einen fahrbereiten Mercedes MB 100 ergattern - wobei ergattern ist wahrscheinlich das falsche Wort, erbarmen wäre richtiger. Von "gutem Zustand" zu sprechen, ist beim MB 100 ebenfalls schwierig, denn solche Exemplare gibt es fast nicht. Nennen wir einigermaßen rostfreie MB 100 also lieber alltagstauglich und in ordentlichem Zustand. Wer solch ein Auto sucht, kann ab rund 2.500 Euro glücklich werden.

Die Mercedes MB 100 mit Wohnmobil-Aus- und Aufbau kosten deutlich mehr. Hier besonders gut nach Rostspuren suchen, denn dadurch, dass bewohnte Fahrzeuge nur ungern trocknen, wird das Blech auch noch von innen angegriffen.

Fazit

Der Mercedes MB 100 stand und steht immer noch im riesengroßen Schatten des VW Bulli. Doch der MB 100 hat weder ein tolles Fahrwerk mit Boxermotor, eine umwerfende Optik oder solides Blech zu bieten. Dafür einen unkaputtbaren Uralt-Diesel und die Erziehung zur Langsam- und Genügsamkeit. Außerdem ist er billig zu haben.

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Erscheinungsdatum 05.09.2024

148 Seiten