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Lincoln Continental Mark V im Fahrbericht
Automobile Luxus-Suite für Zwei

Inhalt von

Der riesengroße Lincoln Continental Mark V ist die absolut richtige Wahl - wenn Sie auf der Suche nach einer komfortablen und mobilen Luxus-Suite für Zwei sind - und das Ganze zum kleinen Preis.

Lincoln Continental Mark V, Front
Foto: Hardy Mutschler

Will man jemandem erklären, was ein Lincoln Continental Mark V ist, sagt man einfach, er sei das krasse Gegenteil eines Smart. Während der kugelige City-Flitzer nämlich seinen Insassen nur so wenig Auto wie nötig bietet, zieht der Luxus-Ami alle Register einer laut tönenden, pompösen Ausstattungs- und Design-Orgel, wie sie die Welt noch nie zu sehen bekam - und wohl auch nie wieder zu sehen bekommt: Mehr (ziemlich sinnfreies) Auto für gerade mal zwei Personen bietet nach dem Krieg sonst keiner.

Unsere Highlights

Kanten und Rundungen fügen sich beim Continental zum Gesamtkunstwerk

Allein schon diese kantige Coupé-Karosserie mit mehr Überlänge als der monumentale Gangster-Film "Es war einmal in Amerika". Eigentlich endet die Frontpartie des Lincoln Continental Mark V vorn mit den Deckeln der Klappscheinwerfer. Der 6,6-Liter-V8 findet darunter auch reichlich Platz. Doch der Chrom-Kühlergrill im Stil eines Rolls-Royce und die beiden seitlichen, messerscharfen Hochkant-Blinker setzen noch fast 20 Zentimeter dran, bis mit weiteren 20 Zentimetern die Chromstoßstange endlich einen Schlusspunkt setzt. So entsteht ein blindes, scheinwerferloses Autogesicht. Es wirkt kalt, mondän, überheblich und ziemlich protzig.

Auch das Heck des Lincoln Continental Mark V endet noch lange nicht mit dem typischen, von Lincoln 1940 als Design-Gag eingeführten Reserveradbogen. Das V12-Cabrio erhielt damals den Beinamen "Continental", weil sportliche Luxusautos in Europa das Ersatzrad gern am Heck transportierten. Die Tradition dieses später rein optischen Erkennungsmerkmals behielt die Ford-Luxusmarke bis zum Lincoln Mark VIII von 1998 bei.

Einer der letzten seiner Art: Continental Mark V als Fullsize-Ami

Unser Lincoln Continental Mark V von 1977 ist einer der allerletzten Fullsize-Amis und endet natürlich nicht einfach mit dem schön gerundeten Kofferraumdeckel, sondern mit zwei ebenfalls messerscharfen Hochkant-Rückleuchten und mit einer massiven Chromstoßstange. Das 1977 eingeführte Design lässt den Wagen, von der Seite betrachtet, besonders lang gestreckt wirken. Der Radstand beträgt bei einer Wagenlänge von 5,85 Meter jedoch nur 3,06 Meter. Entsprechend ausladend sind die Überhänge an Heck und Wagenfront.

Weitere typische Lincoln-Merkmale sind am Lincoln Continental Mark V das Landau-Roof genannte Teil-Vinyldach mit den obligaten Opera-Windows und, ganz neu für 1977, die seitlichen Motorraum-Entlüftungskiemen im Haifisch-Stil. Zur opulenten Standardausstattung zählten vor gut 40 Jahren bereits Kurvenlicht, Abblend- und Dämmerungs-Automatik.

Wem ein normaler Lincoln Continental Mark V zu bescheiden vorkam, der konnte sein "personal luxury car" noch zusätzlich mit Leichtmetallfelgen sowie speziellen Lack- und Polsterfarben in einer Designer-Edition mit schillernden Namen bestellen: Pucci, Givenchy, Bill Blass oder Cartier. Givenchy bevorzugte als Außenfarbe beispielsweise Dark Jade and Chamois, Dunkel-grün-Metallic und senffarbenes Dach, während Bill Blass mit Midnight Blue and Pigskin, Mark V-Fahrer verführte: Mitternachtsblau und Schweinehaut. In Amerika genießen gut erhaltene Wagen der Continental Mark IV und Mark V Designer Series inzwischen Kultstatus.

Mehr Plüsch als die Mailänder Scala

Jetzt steigen wir in die Luxus-Opernloge ein und werden nicht enttäuscht: Die Mailänder Scala bietet weniger purpurnen Plüsch als unser Mark V. Ein butterweicher, mit dunkelrotem Samtvelours gepolsterter und kunstvoll abgesteppter Sitz saugt den Fahrer förmlich auf und verbindet ihn locker mit dem Riesen-Auto.

Man sitzt relativ tief in dem Lincoln Continental Mark V, doch der sechsfach verstellbare Polstersessel fährt noch einige Zentimeter nach oben, sodass der Lincoln-Pilot jetzt die vor ihm eingebaute Kommode mit ihren (wohl falschen) Walnut-Woodgrain-Applikationen bestaunen kann: Das senkrecht stehende Armaturentenbrett mit quadratischen Instrumenten, Cartier-Uhr und Bedienbereichen wirkt wie ein Möbelstück. Um zu verhindern, dass man sich beim starken Bremsen daran stößt, erhielt die Kommode einen weit in Richtung Fahrer reichenden Polsterrahmen.

Wir wollen endlich losfahren, schalten die Zündung ein - und der Lincoln Continental Mark V klingelt und schnarrt. Aha, zuerst Gurt anlegen, Handbremse lösen – die Geräusche sind weg – , den Wählhebel am Lenkrad auf D runterstellen, dann ganz sanft etwas Gas geben. Wir müssen uns ja zunächst an die ungeheure Größe gewöhnen, zumal wir hier in dieser Riesenhalle wirklich nirgendwo anecken möchten.

Schon unter 10.000 Euro gibt es Continental Mark V

Als Kulisse für die Fotoproduktion wählten wir das Warenlager von RD Classics in Emmerich (www.rdclassics.de ), in dem über 100 Ami-Klassiker parken. In den hellen Ausstellungsräumen stehen noch einmal rund 100 US-Cars, womit RD Classics Europas größter Indoor-Ami-Händler ist. Hier warten allein fünf Lincoln Continental Mark V ab 9.000 Euro auf neue Besitzer.

Schnell gewöhnt man sich an die Größe des Coupés. Die Peilkanten der Kotflügel, der bullige V8, gute Bremsen und eine relativ präzise, extrem leichtgängige Lenkung erlauben es, mit dem Lincoln Continental Mark V zügig durch die Fahrgasse zwischen den Eldorado, Toronado und Barracuda hindurchzurollen. Obwohl der Big Block nur magere 182 PS leistet, hängt das Schiff gut am Gas und reckt seinen Bug spontan nach oben, wenn das Pedal mal kurz durchgedrückt wird. Der Motor zischelt dann etwas lauter, ansonsten bleibt die Technik nahezu lautlos.

Geringes Risiko, wenn man einige Tipps beachtet

Doch hinter der opulenten Glitzerfassade steckt auch ehrliche, langlebige Technik. Cadillac- und Lincoln-Experte Tom Witzel (www.tomsclub.de) sagt: "Der Antriebsstrang des Lincoln Continental Mark V ist kräftig dimensioniert, und der V8 ist mit seiner Nennleistung bei nur 4000/min eigentlich unterfordert." Außerdem hätte man die großen Luxusliner nie hart rangenommen oder gar in Pseudorennwagen verwandelt. Sein Tipp: "Stammt der Wagen nachweislich aus dem Süden, hat er weniger als 100.000 Meilen auf dem Tacho und besitzt er eine lückenlose Service- Historie, ist das Risiko gering."

Wer also ein gewaltiges Monument der Automobilgeschichte zum kleinen Preis erwerben und den Hyperluxus der wilden Siebziger erleben möchte, der sollte jetzt zugreifen.

Die aktuelle Ausgabe
Motor Klassik 10 / 2024

Erscheinungsdatum 05.09.2024

148 Seiten