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Klassiker mit Potential, Teil 1
Autos, die Sie jetzt kaufen sollten!

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Zu oft fiel die Stammtischparole "Hätte ich mir doch schon vor 10 Jahren einen gekauft." Schluss damit - nicht träumen, endlich zuschlagen! In 10 Jahren reiben wir uns die Hände. Teil 1 unserer Kauftipps.

Citroën DS21, Seitenansicht
Foto: Archiv

Citroën DS21 - Die Göttin hebt bald ab in hydropneumatische Sphären

Auf der diesjährigen Retro Classics in Stuttgart passierte es. Citroën-Spezialist Stefan Schneider aus Geislingen hatte ein Juwel im Schlepptau. Eine Art Juliette Gréco unter den Göttinen, eine Voiture fatale. DS 23 Pallas, Injection Electronique, Borg Warner Automatique, Baujahr 1973, in betörendem Rouge Masséna für 38.000 Euro. Nein, kein Mondpreis, sondern eine realistische Bewertung von etwas, das es so kein zweites Mal gibt, mit original 56.000 Kilometern, ungeschweißt.

Unsere Highlights

Auch Edelhändler Lucas Hüni dekorierte seinen feinen Stand auf der Techno Classica mit einer Schar farbenfroher Frühzeit-DS. Selbst späte DS oder ID ab 1967 mit den gelenkigen Fernscheinwerfern unter der gläsernen Front kosten gut mindestens 15.000 Euro. Die technische und stilistische Avantgarde der Göttin, 20 Jahre ihrer Zeit voraus, wird jetzt endlich honoriert.

Nicht nur Lebenskünstler stellen ihr nach, sie wird zur Ikone der Besserverdienenden. Verdient hat sie es mit ihrem unbeschreiblich schwebenden Fahrgefühl, mit ihrem divenhaften Auftritt, der nicht nur Kennern den Atem raubt.

Eine Citroën DS (Baujahr 1965 bis 1972) ist alles, nur nicht sportlich. Das verzeihen wir ihr gerne, wenn wir hinter dem Einspeichenlenkrad buchstäblich flüssig im Verkehr mitschwimmen, exotisch wie eine Skulptur im Supermarkt. Unser Discount-Tipp heißt D-Spécial.

Alfa Romeo 1750/2000 Berlina - Nicht länger im Schatten der Giulia

Schon immer war die formal reizvollere Alfa Romeo Giulia das begehrtere Auto. Jetzt, wo Julchens Italien-Reservoir allmählich leergefischt ist, rückt die verschmähte Altherren-Berlina langsam in den Fokus streng gläubiger 105er-Alfisti. Ihre Tage als williger Organspender für malade Bertone-Coupés sind längst gezählt.

Mehr Platz, mehr Radstand, mehr Holz und doch ein paar raffinierte Details in der von Bertone geglätteten Karosserie im typischen Alfa-Stil sorgen dafür, dass der Funke im Alfa Romeo 1750/2000 Berline (1967 bis 1977) der Golden-Lodge-Zündkerzen überspringt.

Der brillante Alfa-Doppelnocker grollt dumpf, zieht kräftig durch und dreht immer noch wunderbar hoch, obwohl er sich schon beim Vergrößern auf 1.750 Kubik mit Langhubigkeit infiziert hat. Wer immer noch zögert, mit einer Berlina anzubandeln, sollte sich den Film "Der Fall Serrano" mit Alain Delon ansehen, Alfa Romeo 2000 in Lila (pruneo) mit gelben Scheinwerfern – einfach unwiderstehlich.

Mercedes-Benz 400 E (E 420) - Die clevere Alternative zum 500 E

Den 500 E oder E 500, Feuer und Seide, made by Porsche, haben wir schon verpasst. Top-Exemplare marschieren auf die 20.000 Euro zu. Mit dem 400 E respektive E 420 darf uns das nicht passieren. Er trägt nicht den Mythos wie einen Orden vor sich her, tritt lieber dezent und bescheiden auf. So harmlos wie der Zwillingsbruder eines gut ausgestatteten 300 D, bis auf 16-Zoll-Räder und Tachoskala kaum zu entlarven. Tauchen wir ihn noch in anonymes Weiß, kennt ihn keiner. Stolze Hunderttausend Mark hat auch er gekostet, fast ohne Extras.

Unter der Haube des Mercedes E 400 (1992 bis 1995) klotzt der gleiche Vierventil-V8 mit etwas weniger Hubraum und kaum weniger Leistung. 279 PS sind im W 124 ein souveränes Erlebnis erster Güte, Fahrwerk und Bremsen stecken den Schub locker weg. Der 400 E ist hübscher, weil er noch das klassische Mercedes-Gesicht trägt, der E 400 leichter zu bekommen. Insgesamt liefen 22 802 vom Band.

Fiat Dino Coupé Bertone - Der Ferrari Gran Turismo des kleinen Mannes

Er hat den Charme und die Klasse eines Ferrari 330 GT 2 + 2, kostet aber nur ein Viertel dieses bezaubernden Sechziger-Jahre-Herrenfahrer-GT, den Commendatore Enzo so liebte. Okay, der Ferrari-Motor unter der Fiat-Haube ist nur ein V6 und kein V12, und das Design des Fiat Dino Coupé (1967 bis 1972) stammt von Bertone und nicht von Pininfarina, der für den Spider verantwortlich war.

Aber Bertone gelang mit dem geschlossenen Dino der wunderbare Archetypus eines bildschönen Zweipluszwei, der gerne kopiert wurde. Audi 100 Coupé S und Aston Martin DBS sind stilistisch nicht so weit weg vom imposanten Fiat Coupé, das aus Homologationsgründen das gleiche Triebwerk nutzt wie der Dino 246 GT und später der Lancia Stratos.

Die erste Version des Lampredi-Viernockenwellen-V6 mit drei Webern war ein Zweiliter ganz aus Leichtmetall, hatte heißblütige 160 PS bei 7.700/min und gilt unter Kennern als die begehrenswertere Variante. Aber der 2,4-Liter mit Graugussblock und 180 PS bei immer noch feurigen 6.600/min ist deutlich standfester.

Die zweite Fiat Dino-Serie startete im Frühjahr 1969, hinten ersetzte die aufwendige Längslenker-Einzelradaufhängung vom Fiat 130 die bisherige Starrachse. Im Cockpit gab es noch schönere Instrumente. Der imposante Fiat GT sieht bezaubernd aus und fährt sich auch grandios. Da muss sich der Elfer warm anziehen. Nur ist der seltene Fiat Dino (7651 Stück) immer noch krass unterbewertet.

Opel Kapitän PL-V - Der realistische Traumwagen

Sein kurzlebiger Vorgänger, der Schlüsselloch-Kapitän P 2.5, ist für Opel-Verhältnisse schon unbezahlbar. Übertriebene Panoramascheiben-Mode und schmale Fondtüren ließen ihn beim Publikum durchfallen, nur 34.842 Stück wurden gebaut.

Ganz anders sein technisch identischer Nachfolger. Er wurde zum Kapitän schlechthin, ein Erfolgsmodell, von dem Opel trotz konservativer Konstruktion und wegen seines Straßenkreuzer-Aussehens 145.000 Stück absetzte. Seine Karosserie war von repräsentativer Eleganz und übersetzte die US-Designsprache behutsam ins Deutsche, sein sanfter, niedrigtouriger Reihen-Sechszylinder machte sogar Mercedes-Fahrer neidisch.

Die Vorkriegskonstruktion mit Stirnradantrieb war dank üppigem Hubraum für 90 PS gut, ein Dreiganggetriebe genügte - dank 190 Nm bei nur 1.900/min. Heute ist der harmonische Kapitän (1959 bis 1963) sehr begehrt, seine Rostempfindlichkeit das einzige Problem.

Porsche 911 S 2.7 - Der ungeliebte Elfer startet durch

Die gemeinen 2,7-Liter-Porsche haben nicht den besten Ruf. Undichtigkeiten und Stehbolzen machen mehr Probleme als beim 3,0-Liter, die Leistung fällt mit 150 PS, 165 PS und 175 PS eher zahm aus. Zudem wurde die Vollverzinkung der Karosserie erst ab Modeljahr 1976 eingeführt. Genau diese Kriterien drücken die frühen G-Modelle preislich unter 25.000 Euro.

Dabei tragen sie die schöne, auch um die Hinterläufe schlanke Karosserie, schmücken sich mit Chromrahmen um Seitenscheiben und Scheinwerfer. Es sind Puristen unter den Porsche, Nachfolger des 911 T, in Sound und Leistungsentfaltung so berauschend wie alle SC und Carrera. Tatort-Kommissar Thorsten Lannert alias Richy Müller beweist Kennerschaft. Er rast mit einem 911 S 2.7 (1973 bis 1975) in Targaversion auf Verfolgungsjagd durch Stuttgart. Ein liebenswerter Anti-Elfer in der gewagten Farbe Cockneybraun. Kaufen, bevor er Kult wird!

Die aktuelle Ausgabe
Motor Klassik 08 / 2024

Erscheinungsdatum 04.07.2024

164 Seiten