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Jaguar XJ 6 (X 300) Fahrbericht
Luxus-Edelkatze ab 5.000 Euro

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Der Nachfolger des Jaguar XJ 40 hört intern auf die Bezeichnung X 300 und trägt wieder ein klassisches Doppelscheinwerfer-Gesicht. Am Start: die Top-US-Version Vanden Plas 4.0 mit 241 PS-Reihensechser.

 

Jaguar XJ 6 (X 300), Frontansicht
Foto: Arturo Rivas

Der große Jaguar erhält optisch seine Würde zurück

Der Jaguar XJ 6 (X 300) ist seinem Großvater, dem Ur-XJ 6, fast wie aus dem Gesicht geschnitten. Weil er - endlich! - wieder Doppelscheinwerfer anstelle dieser rechteckigen Glasbausteine tragen darf, mit denen sein direkter Vorgänger, der kantige XJ 40, die Jaguar-Fans einst so verschreckt hatte.

Dessen ebenfalls rechteckige Rückleuchten in stilistisch fragwürdiger Rauchglasoptik - auch ausrangiert. Ersetzt durch nach innen spitz zulaufende Lampen, die dem fein gezeichneten Heck wieder die notwendige Würde mit auf den Weg geben. Nur in der Mitte ist der 1994 präsentierte, intern X 300 genannte Jaguar XJ 6 formal ein XJ 40 geblieben. Aber das stört genaugenommen niemanden, weil er nun endlich wieder im Vollbesitz der markentypischen Eleganz über die Straßen rollen darf. So wie der Rest der Welt das einst von einem gentlemanliken XJ 6 gewohnt war.

Jaguar XJ 6 mit "Retrolutionary Styling"

Als "Retrolutionary Styling" bezeichnet der Konzern dieses neue Jaguar XJ-Gesamtpaket - was wohl so viel wie Fortschritt durch Tradition bedeuten soll. Egal. Auf jeden Fall ist nun endlich Schluss mit dem kruden 80er-Jahre-Design, es dominieren ab sofort wieder weiche, elegante Radien.

Allein die sanften Wellen des Jaguar XJ 6 (X 300) auf der Motorhaube, die sich an vorderster Front wie Augenlider über die Lampen wölben, wirken da schon wie Balsam für die Seelen leidgeprüfter Jaguar-Traditionalisten, die einen XJ 40 zwar irgendwie geduldet haben, aber nie so richtig akzeptieren konnten. Und die Schlimmstes befürchteten, als Ford 1990 die englische Nobelmarke übernahm.

Viel Geld von Ford

Im Fall des Jaguar XJ 6 (X 300) also große Erleichterung. Tradition und Stil bleiben erhalten, die Fingerabdrücke des US-Konzerns sind zumindest auf den ersten Blick nur schwer auszumachen. Dabei hat Ford ziemlich tief in die Kasse gegriffen, um den Fortbestand der vornehmen Jaguar-Limousinen zu sichern. Umgerechnet rund 500 Millionen Mark sollen notwendig gewesen sein, um zumindest die größten Problemzonen der XJ-Baureihe auszumerzen. Klaffende Karosseriespalten beispielsweise. Oder die noch immer ungenügende Rostvorsorge.

Ein komplett neuer Antrieb erscheint der neuen Firmenleitung hingegen für den Jaguar XJ 6 (X 300) nicht erforderlich. Es bleibt bei den bewährten Doppelnockenwellen-Reihensechszylindern mit 3,2 und 4,0 Litern Hubraum, die allerdings ein paar grundlegende Modifikationen wie optimierte Nockenwellen, neue Kolben und ein verbessertes Motormanagement über sich ergehen lassen müssen. Und denen dabei gleich auch noch eine neue Typenbezeichnung ins Leichtmetallgehäuse gestempelt wird: Aus AJ6 wird AJ16.

Leistungsspritze und Kompressor-Version mit 320 PS

Ein paar zusätzliche PS springen obendrein auch noch heraus: Der 3,2-Liter leistet nun 211 PS (vorher 200 PS), und der 4.0 steigert sich von vormals 222 auf 241 PS. Im ebenfalls neu vorgestellten Jaguar XJR pustet ein Kompressor die Leistung des Sechszylinders sogar bis auf 320 PS - damit gilt dieses Triebwerk ab sofort als sportivere Alternative zum komfortbetonten, 311 PS starken Zwölfzylinder, der unverändert im Programm bleibt.

Doch das eigentliche Thema eines Jaguar XJ 6 heißt Geborgenheit, erst recht wenn das Auto - wie das rote Fotomodell - den feinen Zunamen Vanden Plas trägt. Eine Wellness-Oase inklusive 12,5 Zentimetern mehr Radstand, reichlich Chromschmuck und solch erfreulichen Extras für die Passagiere in der zweiten Reihe wie Klapptische, die wie das Instrumentenbrett oder die Türeinlagen mit einem hochwertigen Wurzelholzfurnier versehen sind.

Mehr Komfort als die US-Version bietet kein Jaguar XJ

"Mehr Komfort bietet keine andere Jaguar XJ-Version", schwärmt Besitzer Bence Mélykúti, der das US-Modell - Jahrgang 1995 - nach einem Studienaufenthalt in Kalifornien mit zurück in seine süddeutsche Wahlheimat Freiburg genommen hat.

Der Mann kennt die Problemzonen seines Jaguar XJ 6 (X 300) inzwischen sehr genau, weiß nach vielen Jahren zwischen Unpässlichkeiten und Katastrophen zu unterscheiden. Dass das Auto nach nur wenigen Tagen Standzeit schon wieder die Batterie leer gesogen hat oder der Temperaturfühler der damals von Ford verbauten Klimaanlage des japanischen Zulieferers Nippon Denso kaum noch zwischen Warm und Heiß unterscheiden kann, bringen Mélykúti nicht wirklich aus der Ruhe. Es genügt das Wissen, dass das Herz des Autos, der 4,0-Liter-Sechszylinder, in seinen Grundfesten nur schwer zu erschüttern ist.

Feiner Empire-Stil

Wir nehmen in diesem im edlen Empire-Stil gehaltenen Refugium Platz, welches serienmäßig bereits über einen Tempomaten sowie eine elektrische Lenkrad- und Sitzverstellung verfügt und natürlich komplett mit feinstem Connolly-Leder ausgeschlagen ist. Fahrer wie Beifahrer sitzen im Jaguar XJ 6 (X 300) standesgemäß recht bequem, aber ungewöhnlich tief, fast wie in einem Sportwagen.

Der rechte Arm des Piloten ruht sofort auf einem breiten Polster oberhalb der Mittelkonsole, aus der auch der Automatik-Wählhebel ragt. Vier Gangstufen stehen zur Verfügung, um die Kraft des Reihensechsers in Vortrieb umzusetzen. Dass der Motor des Jaguar XJ 6 (X 300) bereits im Standgas läuft, davon ist am lederbezogenen Lenkrad jedoch kaum etwas zu vernehmen.

Schwebeähnlicher Zustand mit akustischer Entkopplung

Wie auf einem Luftpolster gebettet gleitet der fette Jaguar XJ 6 (X 300) im nächsten Moment auf und davon, und nicht einmal Abrollgeräusche dringen bis in die Kabine vor. Vorder- und Hinterachse sind wie bei den Vorgängermodellen jeweils in einem Hilfsrahmen montiert, der die Besatzung gegen nahezu sämtliche Unebenheiten abschottet. Nur die Schaltvorgänge unterbrechen diesen schwebeähnlichen Zustand mit jeweils einem kaum spürbaren Ruck.

Selbst bei höheren Drehzahlen verliert dieser brillante Sechszylinder unter der schweren Haube keinesfalls seine Manieren, begeistert sowohl mit seiner Drehfreude als auch mit seiner Durchzugskraft. Spätestens jetzt kann es passieren: dass man dem Wesen eines Jaguar XJ 6 der fünften Generation erliegt – sofern dies nicht schon vorher beim Blick in die Rundscheinwerfer geschehen ist.

So viel kostet ein Jaguar XJ6 (X 300)

Classic-Analytics notiert den Jaguar XJ 6 (X 300) im Zustand 2 mit 7.900 Euro. Schon für etwa 1.800 Euro aufwärts gibt es Zustand-4-xemplare, bei denen allerdings eine ordentliches Reservepolster eingeplant werden sollte. Für alltagstaugliche X 300 mit Schönheitsfehlern sind etwa 5.000 Euro zu veranschlagen.

Fazit

Die Proportionen waren auch beim Vorgänger XJ 40 stimmig. Doch erst als X 300 verfügt diese Limousine endlich wieder über ihre markentypische Eleganz, die nicht wenige viele Jahre lang vermisst haben. Mehr Stil für vergleichsweise wenig Kohle? Das wird schwer.

Technische Daten
Jaguar XJ Sport 4.0
Außenmaße5023 x 1798 x 1307 mm
Kofferraumvolumen430 l
Hubraum / Motor3980 cm³ / 6-Zylinder
Leistung177 kW / 241 PS bei 4800 U/min
Höchstgeschwindigkeit232 km/h
Verbrauch12,6 l/100 km
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Erscheinungsdatum 05.09.2024

148 Seiten