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Irmscher Opel Corsa Spider und Ascona Cabrio
Wilde 1980er: Zwei Opel ohne Dach

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Irmscher raubte dem Opel Corsa und dem Opel Ascona das Dach. Aus dem Corsa entstand Mitte der Achtziger eine Serie, der Ascona blieb ein Einzelstück. Beide Prototypen demonstrieren besondere Familienzugehörigkeit.

Wilde 1980er: Zwei Opel ohne Dach
Foto: Herzog, Frank

Es gab mal Zeiten, da war es für Autokunden durchaus üblich, sich ihres sicheren Daches berauben zu lassen und beim Karosserieschneider die Limousine oder das Coupé zum Cabrio-Umbau in Auftrag zu geben. 

So lange es noch stabile Chassis gab, war das auch technisch kein allzu großes Problem, doch mit den selbsttragenden Karosserien wurde die automobile Offenbarung für Frischluft-Liebhaber immer kniffliger. Davon ließen sich in den achtziger Jahren manche Spezialisten aber nicht abschrecken - schließlich waren seinerzeit die Cabrios in den Modellpaletten der Hersteller weniger stark vertreten als heutzutage.

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Mit grobem Werkzeug den Karosserien zu Leibe rücken

Blieb also der Gang zu jenem Couturier, der nicht mit feinen Stoffen für Bekleidung, sondern schwerem Verdeckstoff arbeitet und zuvor mit grobem Werkzeug den Karosserien zu Leibe rückt. Beim Traditionsunternehmen Irmscher im schwäbischen Remshalden, das als Opel-Tuner groß wurde und sich zum Automobilbauer weiterentwickelte, entstand in den achtziger Jahren sogar eine erkleckliche Kleinserie: Auf Basis des Opel Corsa baute Irmscher den i130 genannten Irmscher Corsa Spider, von dem immerhin über 1.000 Stück gefertigt wurden. Zu Cabrios transformierte Limousinen waren in den Achtzigern durchaus ein Thema. Daher entwickelte Irmscher auch eine offene Version des Opel Ascona. Die beiden hier präsentierten Prototypen gehören im wahrsten Sinn des Wortes zur Irmscher-Familie.

"Dieser Irmscher Corsa Spider wurde lange Zeit von meiner Schwester Birgit gefahren", erinnert sich Günther Irmscher Junior, der  Chef des traditionsreichen Unternehmens. Auch das Irmscher Ascona Cabrio hat seinen Platz im Familienleben. Der Prototyp wurde von Elfriede Irmscher, der Gattin des Firmengründers Günther Irmscher, gefahren.

Der Irmscher Corsa Spider demonstriert mit seinem kleinen, aufknöpfbaren Verdeck nicht nur kompromisslose Offenheit, sondern zeigt auch seine internationale Vergangenheit. Denn eine Irmscher-Mannschaft baute die für den Cabrio-Umbau nötigen Karosserieverstärkungen seinerzeit direkt im Opel-Werk im spanischen Zaragoza ein. Die grundierten Limousinen wurden dann nach Remshalden bei Stuttgart geliefert und in den Irmscher-Werkshallen zum Irmscher Corsa Spider umgebaut. Dazu kamen - je nach Wunsch des Kunden - verschiedene Karosserie-Anbauteile. Zum Beispiel eine klobige Frontschürze und ein in Wagenfarbe lackierter Kühlergrill mit i-Emblem und runden Doppelscheinwerfern sowie eine Heckschürze.

Bestellen ließ sich der Irmscher Corsa Spider bei jedem Opel-Händler, und in den zeitgenössischen Prospekten jubelten die Werbeleute darüber, dass der offene Kleinwagen ein fröhlicher Farbtupfer im automobilen Alltag sei. Lieferbar war der Irmscher Corsa Spider mit allen Motorisierungen des normalen Corsa. Höhepunkt war schließlich der 1,3-Liter mit einer von Irmscher entwickelten Einspritzanlage und 83 PS, die den Irmscher Corsa Spider - so der Prospekttext - zu einer "echten Windsbraut" machten.

Das kleinste Auto mit einer elektronischen Einspritzanlage

"Der Irmscher Corsa Spider war damals das kleinste Auto auf dem Markt mit einer elektronischen Einspritzanlage", erinnert sich Irmscher-Techniker Alfred Fox. Gegenüber dem nur 60 PS starken Serienmotor bedeutete dies eine kräftige Steigerung. Auch heute noch bereitet das Triebwerk Freude - zumal der Sportauspuff des Irmscher Corsa Spider für die passende Akustik sorgt. Die mächtige, wie aus dem Vollen gefräste Aluminium-Schaltkulisse des Vierganggetriebes lässt im Prototyp die Schaltvorgänge klacken und zieht die Blicke auf sich - im Serienmodell war sie jedoch nicht erhältlich. Als Cabrio war der Irmscher Corsa Spider kompromisslos.

Wie bei einem klassischen Roadster musste sein Verdeck über ein Gestell aufgeknüpft werden. Dazu wurden zunächst der zierliche Verdeckkasten nach hinten geklappt und ein Überrollbügel aufgestellt, der diese Funktion jedoch nicht besaß. Weitere Gestänge hinter den Sitzen und über den Seitenscheiben waren nötig, um das Verdeck des Irmscher Corsa Spider zu fixieren. Gegen Ende der Produktion 1987 war sogar ein Hardtop erhältlich, das dem Irmscher Corsa Spider mit seinen eckigen Formen jedoch eher die Eleganz eines Geräteschuppens verlieh.

Irmscher entwickelte auch eine Version des Irmscher Corsa Spider mit Faltdach, der Prototyp ist heute im Museum des schwäbischen Autobauers zu sehen. Das Glück einer Serienfertigung wie beim Irmscher Corsa Spider blieb dem von Irmscher zum Cabrio umgebauten Ascona jedoch verwehrt. In Remshalden entstand der gezeigte Prototyp, doch der Aufwand für die zahlreichen Versteifungen in der Karosserie war erheblich.

Distanz zum Serien-Outfit des Biedermanns

Eine Serienfertigung des Irmscher Ascona Cabrio hätte sich aus Irmschers Sicht nicht gerechnet - obwohl ernsthaft darüber nachgedacht wurde. Das schmucke Einzelstück geriet keineswegs ins Abseits. Irmscher-Gattin Elfriede nutzte das viersitzige Irmscher Ascona Cabrio bei schönem Wetter. Allzu oft kann dies allerdings nicht gewesen sein, denn das Einzelstück hat nur 1.200 Kilometer auf dem Zähler. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass der Irmscher Ascona Cabrio mit dem gleichen Triebwerk ausgerüstet ist wie der Corsa Spider. Der 83 PS starke 1,3-Liter bedeutet für das große Cabrio nicht gerade eine lebhafte Motorisierung. Wer im Irmscher Ascona Cabrio flott vorankommen will, muss den Vierzylinder zu hohen Drehzahlen zwingen, aber das will nicht so recht zur entspannten Cabriofahrt passen.

Das Interieur des Serien-Ascona hat Irmscher dezent aufgepeppt. Neben dem Sportlenkrad fallen die großen Sportsitze auf, die mit einem plüschigen Überzug versehen sind. Mit diesem leben die Achtziger in ihrer typischen Form wieder auf - ebenso wie im knochentrockenen Rechteck-Design der Uhrentafel, in der mancher Bedienhebel wie ein Lakritzbonbon aus dem tiefen Schwarz hervorlugt. Distanz zum Serien-Outfit des Biedermanns schafft auch der Lederbezug auf der Instrumententafel des Irmscher Ascona Cabrio - obwohl das vornehme Grau heute eher wie Kunstleder erscheint. Nicht nur damit zeigen die beiden Irmscher-Cabrios, wie sich der Auto-Geschmack innerhalb der vergangenen 20 Jahren geändert hat. Sie stehen auch für eine Zeit, als man für ein Cabrio noch zum Spezialisten gehen konnte.

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Erscheinungsdatum 05.09.2024

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