Ferari 250 GTO "Bianco Speciale": Warum dieser Ferrari weiß ist

Ferrari 250 GTO „Bianco Speciale“ bei Mecum 2026
Einziger weißer Ferrari 250 GTO steht zum Verkauf

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ArtikeldatumVeröffentlicht am 15.08.2025
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Mit der "Bianco Speciale" kommt 2026 in Kissimmee ein Ferrari 250 GTO unter den Hammer, der selbst innerhalb dieser exklusiven Baureihe eine Ausnahme darstellt: das einzige Exemplar, das ab Werk in Weiß ausgeliefert wurde. Mit lückenloser Rennhistorie, prominenten Fahrern und unveränderten Originalmerkmalen ist dieses Fahrzeug ein einmaliges Zeugnis italienischer Sportwagengeschichte.

Ein von 36 Ferrari 250 GTO

Im Kosmos klassischer und seltener Sportwagen nimmt der Ferrari 250 GTO eine Sonderstellung ein. Innerhalb der 36 gebauten Exemplare existiert nur ein einziges Fahrzeug, das ab Werk in Weiß ausgeliefert wurde: der 1962 gebaute 250 GTO mit der Chassisnummer 3729 GT, bekannt als "Bianco Speciale". Bestellt vom britischen Rennstallbesitzer und Jaguar-Händler John Coombs, erhielt das Fahrzeug eine von Giotto Bizzarrini entworfene Karosserie bei Scaglietti – und nach Coombs’ ausdrücklichem Wunsch die untypische Lackierung in Perlweiß.

Ferrari war traditionell dem roten Lack verpflichtet. Dass Coombs seinen GTO dennoch in Weiß erhielt, gilt als Ausnahme, die nur durch interne Fürsprecher wie Alfredo Reali möglich wurde. Mit dieser Besonderheit und einem belegten Einsatz in bedeutenden Rennen gilt "Bianco Speciale" als einzigartige Kombination aus technischer Spitzenleistung und exklusiver Historie.

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1962: im Rennen von Graham Hill gefahren

Sein Renndebüt gab der Wagen am 6. August 1962 beim BRSCC Peco Trophy Race in Brands Hatch mit Roy Salvadori am Steuer. Coombs setzte parallel einen Jaguar E-Type ein, gesteuert von Graham Hill. Bianco Speciale erreichte Platz zwei hinter Mike Parkes, ebenfalls auf einem 250 GTO. Noch im selben Jahr folgte der Start beim RAC Tourist Trophy Race in Goodwood, diesmal mit Hill am Steuer. Das Rennen endete mit einem Doppelsieg für Ferrari – Innes Ireland gewann, Hill wurde Zweiter.

Auch abseits der offiziellen Resultate schrieb der Wagen Geschichte: Coombs soll den GTO zeitweise Ingenieuren bei Jaguar zur Verfügung gestellt haben, um deren E-Type zu verbessern. Diese technische "Leihgabe" gilt als ein Baustein zur Entwicklung des Lightweight E-Type.

1963: Siege, Tests und prominente Fahrer

1963 setzte Coombs den GTO und die neuen Lightweight E-Types in verschiedenen Rennen ein, um ihre Leistungsfähigkeit zu vergleichen. "Bianco Speciale" bewies seine Stärken vor allem bei längeren Distanzen. Im August 1963 gewann er beim Guards Trophy Race in Brands Hatch seine Klasse, gesteuert von Jack Sears. Im selben Jahr folgte ein zweiter Platz beim RAC Tourist Trophy Race, gesteuert von Mike Parkes, nur 0,4 Sekunden hinter dem Siegerfahrzeug.

Sears erwarb Bianco Speciale 1970 und behielt ihn fast drei Jahrzehnte, bevor er 1999 an den damaligen Microsoft-Manager Jon Shirley verkauft wurde. Unter dessen Besitz nahm der Wagen an historischen Rennen und Concours-Veranstaltungen teil, blieb aber technisch und optisch weitgehend im Originalzustand.

Was den Ferrari 250 GTO so einzigartig und teuer macht

Der außergewöhnliche Wert des Ferrari 250 GTO beruht auf einer seltenen Kombination aus technischer Perfektion, historischer Bedeutung und lückenloser Provenienz. Jeder der 36 gebauten Wagen besitzt eine individuelle Geschichte, oft mit belegten Rennerfolgen in der internationalen Sportwagenszene der 1960er-Jahre. Die Verbindung aus einem leistungsstarken, aber für damalige Verhältnisse alltagstauglichen V12, der aerodynamisch optimierten Karosserie und der hohen Fertigungsqualität machte den GTO nicht nur zum Sieger auf der Rennstrecke, sondern auch zu einem Symbol für italienische Ingenieurskunst. Hinzu kommt, dass keines der Fahrzeuge verschollen ist und der Markt praktisch geschlossen ist – ein Umstand, der bei Verkäufen extreme Nachfrage und entsprechend hohe Preise erzeugt.

Was ist technisch am 250 GTO besonders?

Der Ferrari 250 GTO basiert auf dem 250 GT SWB, erhielt jedoch ein verstärktes Gitterrohrchassis (Typ 539/62) und eine von Giotto Bizzarrini entworfene, windkanaloptimierte Aluminiumkarosserie. Angetrieben wird er von einem 2.953 cm³ großen Colombo-V12 mit rund 300 PS, Trockensumpfschmierung und einer Höchstgeschwindigkeit von etwa 280 km/h. Das Fahrwerk kombiniert vorne Doppelquerlenker mit Schraubenfedern und hinten eine Starrachse mit Wattgestänge.

Wofür steht GTO?

Als "250 GT Competizione Berlinetta 1962" vorgestellt, entstand der GTO speziell für die geänderten GT-Regeln der Sportwagen-WM. Die Bezeichnung "GTO" ("Gran Turismo Omologato") sollte seine Homologation für die GT-Klasse unterstreichen. Premiere feierte er im März 1962 in Sebring mit einem Klassensieg.

Welche Rennerfolge hatte der 250 GTO?

Der GTO dominierte seine Klasse in den Jahren 1962, 1963 und 1964 und siegte bei Rennen wie Le Mans, Sebring, Goodwood, Targa Florio, Nürburgring und der Tour de France Automobile.

Welche prominenten Besitzer gibt es?

Der GTO war – sowohl zivil als auch auf der Rennstrecke – unter Fahrern und Sammlern gleichermaßen beliebt. Einige Beispiele für Prominente, Unternehmer und Rennfahrer, die im Besitz eines 250 GTO waren oder sind:

  • Nick Mason (Pink Floyd): Seit 1978 im Besitz von Chassis 3757 GT. Er schätzt die Kombination aus Alltagstauglichkeit und Rennsportgefühl, den einzigartigen Klang des V12 und das ästhetische Design.
  • Ralph Lauren: Er erwarb in den 1980er-Jahren einen GTO (wegen seiner exquisiten Sammlung und mit bewusster Wertanlage).
  • Sir Anthony Bamford (JCB): Privatsammler mit Faible für automobile Ikonen.
  • Giuseppe Lucchini: Italienischer Unternehmer und Ex-Formel-1-Teambesitzer.
  • Verschiedene Rennfahrer oder -stallbesitzer wie Jack Sears, Graham Hill, Roy Salvadori und weitere, die den GTO direkt im Motorsport eingesetzt haben.

Welche Preise erzielen Ferrari 250 GTO bei Auktionen?

Der Ferrari 250 GTO gilt als das teuerste Auto überhaupt, gemessen an den erzielten Preisen. Die Preisentwicklung ist mit wenigen Marktwerten dokumentiert:

  • 1962 (Neupreis): USA ca. 18.000 US-Dollar, Deutschland ca. 78.750 Mark.
  • 1978: Nick Mason zahlte etwa 35.000 £ (damals circa 135.000 Mark).
  • 1985: Ralph Lauren erwarb ein Exemplar für rund 650.000 US-Dollar.
  • 1988: Werte stiegen erstmals über Millionen-Marke – ein GTO wechselte für ca. 4,2 Mio US-Dollar den Besitzer.
  • 2000er Jahre: GTOs überstiegen sogar die 10-Mio-USD-Marke – z. B. rund 10,6 Mio für Chassis 3223 GT.

Auktionsrekord: Chassis 3413 GT erzielte im Monterey-Auktionshaus RM Sotheby’s im August 2018 48,4 Mio US-Dollar. Ein anderes Exemplar, 4153 GT (Tour de France 1964-Sieger), soll in einem Privatverkauf gar bis zu 70 Mio USD erzielt haben – hierbei handelt es sich allerdings um nicht verifizierte Marktgerüchte.