Ein Alfa Romeo von 1934 ist der schönste Oldtimer

Concorso d'Eleganza Villa d'Este 2025
Ein Alfa Romeo von 1934 ist der schönste Oldtimer

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Zuletzt aktualisiert am 28.05.2025

Konstruiert von Vittorio Jano als leichtgewichtiger Monoposto mischte der Alfa mit einem per Kompressor auf über 200 PS gebrachten Reihenachtzylinder in den frühen Dreißigerjahren die Grand-Prix-Szene auf. Legendenstatus erreichte er spätestens 1935 beim Großen Preis von Deutschland, wo Tazio Nuvolari die deutschen Silberpfeile düpierte. Der in Cernobbio prämierte Wagen stammt aus der deutschen Auriga Collection. Mit Achille Varzi und Guy Moll am Steuer errang er diverse Rennsiege in Nizza, Tripoli und Berlin. Noch über 90 Jahre später verkörpert er einen Höhepunkt italienischen Motorsport-Engineerings und verbreitet einen Zauber, dem sich die international besetzte Fachjury am Comer See nicht entziehen konnte.

Der zerlegte Lancia

In der Klasse A maßen sich unter dem Motto "Glorious Excess" prächtige Luxusautomobile der 1920er- bis 1940er-Jahre. Als Sieger prämiert wurde ein Duesenberg SJ Dual Cowl Phaeton von 1933. Ein von Pinin Farina karossierter Lancia Astura ging leer aus, obwohl das von einem deutschen Sammler gemeldete Luxuscabrio des nur sechs Mal enstandenen Typs "Bocca" (schon 1938 mit elektrischem Verdeck!) über seinen atemberaubenden Zustand hinaus mit einer besonderen Geschichte aufwartete. Ausgeliefert 1939 kurz vor Kriegsbeginn an einen Stuttgarter Industriellen, wurde der Wagen nach wenigen Wochen aus Angst vor Beschlagnahme durch die Nazis zerlegt und im Keller seiner Fabrik eingelagert. Der Eigentümer starb kurz darauf, erst 1990 wurden die Kisten mit dem zerlegten Lancia wiederentdeckt.

BMW 328 mit Stromlinien-Karosserie

Klassensieger in der Kategorie B ("Sculpture in Motion") mit Motorsport-Ikonen der Epoche 1928 bis 1938 wurde ebenfalls der "Best of Show"-Gewinner Alfa Romeo Tipo B. Ein Highlight (nicht nur) aus deutscher Sicht war hier auch der von Bernhard Knöchlein aus Nürnberg an den Comer See gebrachte BMW 328 mit einer von Aerodynamik-Spezialist Reinhard Freiherr von Koenig-Fachsenfeld entworfenen, bei Wendler in Reutlingen gebauten Stromlinienkarosserie. Es handelte sich dabei um den ersten BMW mit strömungsoptimiertem Blechkleid überhaupt; er entstand noch bevor der Hersteller selbst das Thema Windschlüpfigkeit für seine Mille-Miglia-Rennwagen entdeckte, die im Rahmen einer Sonderausstellung in der benachbarten Villa Erba zu bewundern waren.

Das schönste Supercar: Bugatti EB 110 GT

Ein Ferrari 212 Export mit Cabrio-Karosserie von Vignale aus dem Jahr 1951 gewann die "Renaissance"-Klasse C mit europäischen Sportwagen der frühen Nachkriegszeit. In der Rennwagenkategorie D ("Titans of the Track") überzeugte die Jury am meisten ein Ferrari 250 Monza von Scaglietti, Baujahr 1951. Bei den "Time Capsules" (Klasse E) mit unrestaurierten Survivors ging die Goldmedaille an einen nur minimal patinierten Ferrari 330 GTC, Baujahr 1967, in nobel schimmerndem "Nocciola Metallizzato"-Erstlack. Unter dem Oberbegriff "Automotive Excess" kürte die Jury in der Klasse F den schönsten Supercar der Jahre 1980 bis 2000; Sieger wurde ein Bugatti EB110 GT von 1993.

Zu den prächtigsten Autos beim Concours zählte ein von Saoutchik karossierter Talbot Lago T26 Grand Sport. Das in dieser Form nur fünfmal gebaute Fastback-Coupé von 1948 gehört einem tschechischen Sammler, der sich über den Sieg in der Klasse G freuen konnte, in der Oldtimer prämiert wurden, bei denen sich Motorsport-Gene mit elaboriertem Design verbanden. "Opulence meets Elegance" hieß die Kategorie H mit besonders stylishen Autos der 1950er- und 1960er-Jahre. Hier entschied sich die Jury für einen Ferrari 410 Superamerica von 1959.

Aufregendes Design, bester Klang

Sonderpreise wurden ebenfalls in zahlreichen Kategorien vergeben. Für das aufregendste Design wurde der OSI-Prototyp "Silver Fox" von 1967 ausgezeichnet, der mit seiner Katamaran-artigen Konstruktion mehr wie ein vom Comer See an Land gezogenes Wasserfahrzeug als wie ein Auto wirkte. Für den besten Sound erhielt der Besitzer eines Aston Martin DB3S Two Seater von 1956 einen Preis aus den Händen von Star-Tenor Jonas Kaufmann.

Auch das Publikum war zum Mitmachen aufgerufen. Per App konnten die Villa-d’Este-Besucher ihren persönlichen Favoriten küren. Die meisten Stimmen erhielt ein 1957 gebauter BMW 507, dem somit, passend zum 70-jährigen Modelljubiläum, eine kleine "Geburtstags-Ehrung" zuteil wurde, über die sich nicht zuletzt die Verantwortlichen von BMW gefreut haben dürften, die den Concours seit 2005 zusammen mit dem Grand Hotel Villa d’Este organisieren.