Im Jahr 1975 lieferte Alfa Romeo diesen Montreal als Neuwagen aus. Zehn Jahre später wurde das Fahrzeug in die USA exportiert und verbrachte die folgenden Jahrzehnte unter verschiedenen Besitzern, ehe er 2014 in Kalifornien die besagte Komplettrestaurierung erhielt. Ausgeführt von der Classic Rides Factory in Calimesa.
Die Mechaniker zerlegten das einst in Oro Metallizzato – einem goldgelben Farbton – ausgelieferte Coupé, entfernten den Rost und lackierten es neu. Allerdings nicht in der Originalfarbe. Zusätzlich überarbeiteten sie den Innenraum. Diesen kleidete man in beigefarbenem Leder aus, inklusive farblich abgestimmten Dachhimmel, Türverkleidungen und Ablagefächern. Armaturenbrett, Mittelkonsole und Rückbank erhielten einen schwarzen Vinylbezug.
Die Arbeit hat sich gelohnt, denn zwei Jahre später fand sich dieser Montreal als Fotomotiv in der November-Ausgabe des US-Playboy wieder – eine seltene Bühne für einen klassischen Alfa. Und spätestens seit dem ersten Platz beim Quail Motorsports Gathering 2021 gehört dieses Exemplar wohl zu den bekannteren Montreal.
Technik mit Rennsport-DNA
Was ihn technisch so besonders macht, liegt unter der Haube: Der Montreal wurde von Alfa Romeo in den 1970er-Jahren als Gran Turismo mit sportlichem Anspruch positioniert – nicht zuletzt dank seines 2,6-Liter-V8-Motors, der direkt vom Rennsport-Aggregat des Alfa Tipo 33 abgeleitet wurde. Ausgestattet mit SPICA-Kraftstoffeinspritzung und Trockensumpfschmierung, leistet das Triebwerk 197 PS. Gepaart ist es mit einem ZF-Fünfgang-Schaltgetriebe mit Dogleg-Schaltschema, das seine Kraft über ein Sperrdifferenzial an die Hinterachse weitergibt.
Im Zuge der Restaurierung wurden auch Fahrwerk und Bremsanlage überarbeitet. Die Technik basiert auf der Plattform des Alfa Romeo GTV jener Zeit, mit Doppelquerlenkern vorn und einer Starrachse hinten. Gebremst wird rundum mit belüfteten Scheiben. Die originalen 14-Zoll-Leichtmetallräder von Campagnolo – gefertigt aus Magnesium-Aluminium – sind mit Michelin Harmony-Reifen der Größe 195/70 bezogen.
Design aus der Feder von Bertone
Schon beim Debüt auf der Weltausstellung Expo 67 in Montreal sorgte das Design des Montreal für Aufsehen. Verantwortlich dafür war kein Geringerer als Marcello Gandini – der geniale Kopf hinter Klassikern wie dem Lamborghini Miura oder dem Lancia Stratos. Beim Montreal kombinierte er elegante GT-Linien mit futuristischen Details: versenkbare Lamellen über den Scheinwerfern, ein NACA-Lufteinlass auf der Motorhaube, vertikale Lamellen hinter den Seitenfenstern und eine markant geformte Heckklappe aus Glas.
Obwohl das Design auf einen Mittelmotor hindeutet, sitzt der V8 klassisch vorn. Das macht ihn nicht weniger aufregend, sondern verleiht dem Montreal vielmehr den Charakter eines sportlichen Reisecoupés mit Alltagsqualitäten. Insgesamt wurden zwischen 1970 und 1977 lediglich 3.925 Exemplare gebaut.
Voll dokumentiert mit wenigen Kilometern
Der aktuelle Kilometerstand des hier angebotenen Autos beträgt rund 67.200 km. Die Ausstattung umfasst neben Klimaanlage und elektrischen Fensterhebern auch ein originales Hellebore-Sportlenkrad mit Holzkranz sowie Jaeger-Instrumente mit 260-km/h-Tacho und einem Drehzahlmesser bis 9.000 U/min – alles zeittypisch und sehr gut erhalten. Im Augenblick stehen die Gebote bei 50.000 Dollar, was 43.920 Euro entspricht. Das wäre für einen Montreal in diesem Zustand tatsächlich recht preiswert. Die Versteigerung läuft noch bis zum 6. Juni 2015.
Der neue Besitzer bekommt außerdem eine umfangreiche Sammlung an Dokumenten. Darunter Restaurierungsfotos, die erwähnte Playboy-Ausgabe, ein Fahrzeugbrief aus Kalifornien sowie Korrespondenz mit dem Museo Storico Alfa Romeo, welches die ursprüngliche Werksfarbe und das Produktionsdatum (20. Juni 1975) bestätigt.