Die Heiligen Hallen von Opel

Die Heiligen Hallen von Opel
Hier lagert Opel seine Oldtimer-Schätze

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Veröffentlicht am 27.07.2025

Es ist eine unscheinbare Halle auf dem gewaltigen Werksgelände in Rüsselsheim, in der Opel seine Schätze aus über 160 Jahren Firmengeschichte lagert. Adam Opel hat 1862 mit dem Bau von Nähmaschinen und Fahrrädern angefangen, später kamen Kühlschränke dazu. Und ab 1899 Autos. Mit dem Patent-Motorwagen System Lutzmann beginnt die Geschichte von Opel als Autohersteller. Mehr als 75 Millionen Fahrzeuge hat Opel seither gebaut.

Hunderte Opel in der Sammlung

Die Fließbandfertigung fing bei Opel 1924 mit dem "Laubfrosch" an. Ein solcher grün lackierter 4/12 PS steht ebenso in der Sammlung in Halle K6 wie ein Patent-Motorwagen und der zweimillionste Opel. Dieser Kapitän erhielt zum Jubiläum am 9. November 1956 vergoldete Anbauteile und gehört heute zur Sammlung von Opel Classic – so wie Hunderte weitere Fahrzeuge. Dazu kommen Schnittmodelle, Ausstellungsmotoren und Designstudien sowie Tourenwagen und Rallyeautos. Eine Handvoll Mechaniker kümmert sich in der Werkstatt um den Erhalt der Autos. Einige Dutzend sind angemeldet und fahrbereit.

Der Weg von Opel zum erfolgreichen Hersteller preiswerter Autos beginnt 1909 mit dem 4/8 PS "Doktorwagen", der 3.950 Mark kostet. So können sich mehr Menschen ein Auto leisten. Schon kurz darauf leisten sich die Gebrüder Opel einen Rennwagen: Das "Grüne Monster" von 1914 hat den größten Motor der Opel-Geschichte: 12,3 Liter Hubraum hat der Vierzylinder, vier Ventile steuern den Gaswechsel. Wie schnell das 260 PS starke Gefährt wirklich ist, hat nie jemand ausprobiert. Bei einem Rennen an einem dänischen Strand erreichte Werksfahrer Carl Jörns 194 km/h.

Opel GT: Nur fliegen ist schöner

Nur fliegen ist schöner – mit diesem Spruch war Opel Jahrzehnte später für den GT. Die Studie zu dem Sportwagen auf Kadett-Basis war 1965 übrigens das erste Concept Car eines deutschen Autoherstellers. Einer der beiden Experimental GT hat überlebt und steht in der Classic-Sammlung neben einem Serienauto, einem Elektro-Rekordwagen, einem Rekordfahrzeug mit Turbodiesel und einer Cabrio-Studie, dem Aero GT.

Wie sich Opel in den vergangenen Jahrzehnten die Zukunft vorstellte, zeigen im Untergeschoss der Halle Dutzende Studien. Für den Blick in die Zukunft schaut die Designabteilung übrigens bis heute gern zurück – die Frontgestaltung aktueller Opel ist vom Gesicht des Manta A inspiriert. Immer wieder haben die Classic-Mitarbeiter Besuch aus der Designabteilung. Der Besuch in der Historien-Schatzkammer scheint die Designer durchaus zu inspirieren, wie das GT Concept vom Genfer Autosalon 2016 zeigt. Auch diese Studie steht im Keller. In Serie ging das schlanke Coupé mit Front-Mittelmotor leider nicht.

Psst, geheim: Schwarze Witwe

Anderes hätte es gar nicht geben dürfen. Gab es dann aber doch: Die Schwarze Witwe entstand trotz eines Motorsport-Verbots von Opel-Mutter General Motors. Erich Bitter und Niki Lauda fuhren den auf Basis eines Rekord aufgebauten Gruppe-5-Renntourenwagen, später verlor sich die Spur des schwarz lackierten und entwickelten Wagens. Bis Classic-Mitarbeiter Jens Cooper das Auto 2011 wieder aufgebaut hat. Die Hinterachse hat ihm der damalige Projektleiter Anatole Lapine auf die Rückseite eines Speiseplans gezeichnet. Tragisch: Der ehemalige Opel- und Porsche-Designer verstarb, bevor das Remake des Renners 2012 fertig war.

Später trieb Opel offiziell Motorsport – und war dabei richtig erfolgreich: Walter Röhrl gewinnt mit Beifahrer Jochen Berger und einem Opel Ascona 1974 die Rallye-Europameisterschaft, 1975 den ersten Sieg bei einem Rallye-Weltmeisterschaftslauf und gewinnt mit Christian Geistdörfer in einem Ascona 400 zum zweiten Mal die Rallye Monte Carlo. Einige dieser Rallye-Autos stehen in der Halle K6. Neben offensichtlich Spektakulärem wie dem Grünen Monster, der schwarzen Witwe und einem Nachbau des Raketenwagens Fritz von Opels fällt manches erst auf den zweiten Blick auf: Sepp Herbergers grüner Opel Rekord etwa, oder der Opel Kadett GSi des Altbundeskanlers Helmut Schmidt. Die Opel-Classic-Sammlung ist eine Schatzkammer. Öffentlich zugänglich ist die Sammlung nicht. Doch es gibt einen virtuellen Rundgang mit Erklärungen zu vielen wichtigen Autos in der Sammlung.