Wie viel Wahnsinn passt eigentlich in eine Keksdose? Offenbar ziemlich viel, wenn man sich diesen MG Metro 6R4 ansieht. Die "6" in der Typbezeichnung des speziellen Kleinwagens steht für die sechs Zylinder, das nicht für "Reihe", sondern für "Rallye" und die "4" für Allradantrieb. Damit war der Mini-Brite das vielleicht kleinste, aber sicher wildeste Tier der Rallye-Welt. Unter dem Hemd eines biederen Einkaufswagens lauert ein Mittelmotor-V6 mit über 400 PS, entwickelt von keinem Geringeren als Williams Grand Prix Engineering. Ja, Williams – das Formel-1-Team inklusive Windkanal.
Gebaut für die Hölle des Gruppe-B-Zeitalters – jener legendären Rallye-Ära, die 1987 schneller verboten wurde, als Zuschauer "Halt!" rufen konnten – war der 6R4 ein Exot unter Monstern. Keine aufgebohrte Alltagskarre, sondern ein Rallye-Auto aus einem Guss, Motor und Technik pur für den Schotterkrieg gemacht. Bei Bonhams ist jetzt ein ganz spezielles Exemplar unter den ohnehin schon speziellen Exemplaren in der Auktion.
Colin McRae brauchte Spielzeug
Und dann kommt McRae ins Spiel. Colin. Der eine – legendärer Rallyefahrer, 2007 beim Absturz seines Hubschraubers verstorben. Als er schon längst bei Subaru die WRC rockte, kaufte er sich dieses ganz spezielle Exemplar für den eigenen Spaß. 1998 bretterte er damit beim "Colin McRae Stages" als Vorausfahrzeug über die Piste, stilecht im Drift und mit einem Grinsen, das man durch den Helm spüren konnte. Wer’s gesehen hat, weiß: Der Mann hätte in der "Group B" alles in Schutt und Asche gefahren.
Aber auch außerhalb des Showwerts hat dieser Metro ordentlich Historie auf dem Buckel: ehemaliges Siegerauto bei der Sunseeker Rally, Exemplar aus der Sammlung von Motorsport-Mogul Tom Walkinshaw, später komplett restauriert – und zwar mit allem, was das Rallye-Herz höherschlagen lässt.
Das Cockpit eines Angreifers: Alles da, wo es McRae brauchte – nur keine Ablage fürs Navi.
Highlights 1987 MG Metro 6R4 'Group B'
- 3,0-Liter-V6 Vierventiler mit mehr als 400 PS
- Renngetriebe (Dog-Box mit flach geformten und seitlich hinterschliffenen Zähnen)
- Renn-Differenzial
- Motec-Elektronik und Lambda-Sonde
- 16-Zoll-Walzen
Dazu Carbon-Kevlar-Teile, Works-Rack, FIA-Gurte und sechs dicke Zusatzscheinwerfer (Lamp-Pods). Dieses Auto schreit "Angriff!" selbst im Stand. Style-Faktor? 110 Prozent. Sound? Zwischen Vulkanausbruch und Engelschor – aber eben nur, wenn die Engel auf Speed sind.
Bonhams versteigert das Rallye-Auto im Rahmen des Goodwood Festival of Speed am 11. Juli 2025 um 11:00 Uhr. Die Auktionatoren erwarten einen Erlös in Höhe von 250.000 – 300.000 Pfund (aktuell umgerechnet zirka 292.463 bis 350.955 Euro). Viel Geld für einen Kleinwagen, aber nicht für einen Rallye-Exoten: Vom MG Metro 6R4 bauten die Briten nur 220 Exemplare, davon lediglich 20 in der vollen Gruppe-B-Konfiguration wie das Auktionsauto mit prominentem Vorbesitzer.
