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Chevrolet Blazer K-5 im Fahrbericht
Once upon a Time in America

Inhalt von

Jetzt, da Chevrolet hier zu Lande für koreanische Kleinwagen steht, erinnert uns der Blazer K-5 daran, dass die Autos dieser Marke einmal Teil des amerikanischen Traums waren.

Chevrolet Blazer K-5, Seitenansicht, See
Foto: Dino Eisele

Absolute Ruhe. Die Luft ist kühl, eine Ahnung von Regen liegt in der Luft. Sie umschließt dich, wie du dort auf der Heckklappe dieses Monsters von einem Auto sitzt. Um dich herum ist die Wiese mit rotbraunem Laub gesprenkelt, das durchscheinende Gras schon gelblich verfärbt. Die Birken und Pappeln rascheln in der leichten Brise. Fast glaubst du die Schreie und das Johlen aus einem benachbarten Football-Stadion zu hören. Die Weite von Texas scheint an dir vorbeizuziehen, gerahmt von diesen schlanken, mit beigefarbenem Lederimitat bespannten A-Säulen. Freiheit - so sollte sie sich anfühlen.

Unsere Highlights

Chevys kleinster Full-Size-SUV

Als dieser Chevy Blazer 1987 seinen ersten Besitzer bewegte, dachte der vermutlich kaum an Freiheit. Für ihn war der Chevrolet automobiler Alltag. Vielleicht hat er ihn zur Arbeit und in den Urlaub gefahren. Off- oder onroad, mit seinem Allradantrieb spielt das für Blazer kaum eine Rolle.

Von 1969 bis 1994 in drei Generationen gebaut, war der zweitürige Blazer von Anfang an ein Publikumserfolg. Der Chevy Blazer war der kleinste Full-Size-SUV von Chevrolet und Teil der C/K-Nutzfahrzeug-Familie von General Motors. Über die Jahre änderte Chevrolet nicht viel an ihm. In größeren Abständen erhielten die Scheinwerfer eine andere Form, neue Motoren kamen hinzu. Die einzige große Veränderung betraf das Dach: Bis 1976 war es ein abnehmbares Hardtop, weshalb du bei schönem Wetter in einem Pick-up-Cabrio fuhrst. Von 1976 bis 1991 war nur noch der hintere Teil abnehmbar, die sogenannte Half-Cab-Variante. Die letzten drei Modelljahre, bis GM den Blazer 1995 in Tahoe umbenannte, besaßen dann ein festes Dach.

Unser Chevy Blazer besitzt ein Half-Cab - riesig groß baut er sich vor dir in seiner serienmäßigen Zweifarben-Lackierung auf, der du eben erst aus einem Dacia Duster gestiegen bist. Gute zwei Meter breit, 4,70 Meter lang. Die Motorhaube befindet sich auf Höhe eines normalen Limousinen-Daches. Vorsichtig näherst du dich, öffnest die Fahrertür und erklimmst die Kabine. Sinkst in den weichen Sitz hinter dem dürren Lenkrad aus Hartplasik und atmest durch. Zwischen Lenkrad und der Panoramascheibe sitzt das mit Anzeigen übersäte Instrumentenbrett aus Chrom und Lederimitat. Zwei groß Geratene fallen besonders auf: der Tachometer und daneben, anstelle eines Drehzahlmessers, die Tankanzeige.

6,3-Liter-Diesel mit Literleistung von etwas mehr als 23 PS

Dort, wo eigentlich das Radio hingehört, klafft beim Chevy Blazer ein Loch. Drähte ringeln sich darin. Zwischen den Vordersitzen steckt ein verschließbares Ablagefach, groß genug, einen Football in seinen Tiefen zu verlieren. Du startest den Motor, der 6,2 Liter große V8 brummt und dieselt los.

Nun noch den Wählhebel am Lenkrad in Position D klicken - auf geht es. Willig und ohne viel Getue rollt der Chevy Blazer die Straße entlang. Leise, doch unüberhörbar brummt der Diesel rau vor sich hin. Seine 145 DIN-PS ziehen die knapp zwei Tonnen bei maximal 3.600 Umdrehungen pro Minute gelassen dahin, bewegen zwei Achsen, beide angetrieben, die vordere allerdings nur auf Wunsch und rutschigem Untergrund.

Erst 1982 hat Chevrolet den Selbstzünder für den Blazer entdeckt. Bis dahin gab es ausschließlich Benziner - vom Reihensechser mit 4,1 Liter Hubraum bis zum 6,6-Liter-Big-Block. Die Benziner gelten in Bezug auf Lebensdauer und Laufruhe als die besseren Motoren, die Amerikaner hatten schlicht mehr Erfahrung damit. Im Verbrauch zeichnet sich dafür der Diesel aus. Während ein Benziner kaum unter 20 Liter/100 Kilometer zu bewegen ist, kommt der Selbstzünder mit 15 Litern aus. Das macht bei den heutigen Spritpreisen durchaus einen Unterschied. Dabei gibt es kaum gut erhaltene Chevy Blazer mit Dieselmotor, die meisten davon stammen aus Army-Beständen, denn ja, von 1983 bis 1987 nutzte die Armee oliv- oder tarngefärbte Modelle, allesamt mit dem 6,2-Liter-Diesel-Aggregat.

Gefühllose Lenkung will stets korrigiert werden

Doch während du hoch über den Verkehrsteilnehmern thronst, die Klimaanlage dir wohltemperierte Luft zufächelt und deine rechte Hand die Cruise Control einschaltet, denkst du nicht an so etwas Profanes wie Spritverbrauch oder gar Unterhaltskosten. Mit dem Chevy Blazer wirst du in die oberste Steuerklasse eingeordnet, du kannst ihn aber auch als Lkw zulassen. Das kostet nur 179 Euro und die hinteren Plätze.

Nein, während du so hinter seinem Steuer sitzt, lässt du die Gedanken schweifen. Durchfährst einen Tunnel, und das Dröhnen des Motors jagt dir wohlige Schauer über den Rücken. Plötzlich kommt der Chevy Blazer der Tunnelwand bedenklich nahe - du reißt dich zusammen, konzentrierst dich auf das Lenkrad und die Straße. Es reicht beim Blazer nicht, einmal die gewünschte Fahrtrichtung einzuschlagen. Die ebenso leichtgängige wie gefühllose Servolenkung will stets korrigiert werden. Die vordere, blattgefederte Starrachse entwickelt ein unerfreuliches Eigenleben, über jede Bodenwelle zuckt sie unruhig und zerrt an Nerven und Lenkrad.

Wunder an Übersichtlichkeit

Einige Menschen stehen am Straßenrand, grinsen und heben anerkennend den Daumen. Auch das gehört zu diesem kantigen Koloss - zumindest außerhalb der USA, wo er nicht zum Straßenbild zählt: Die anderen sehen ihm nach. Meistens bewundernd oder staunend, gelegentlich verständnislos oder tadelnd. Steht der Chevy Blazer irgendwo, dauert es nicht lange, und einige Schaulustige haben sich um ihn gescharrt.

Fasziniert beobachten sie, wie du den Chevy Blazer im Rückwärtsgang millimetergenau zwischen zwei parkenden Autos durchbugsierst. Sie ahnen nicht: Es ist kein Kunststück mit diesem Wagen. Er ist ein Wunder an Übersichtlichkeit. Dort vorn, wo die völlig waagerecht verlaufende Motorhaube plötzlich steil abfällt, beginnt er; mit der großen, rechteckigen Heckscheibe hört er auf. Mit einem relativ kleinen Wendekreis von 13 Meter lässt er sich problemlos auf einem (gut, etwas breiteren) Feldweg wenden. Bremst du aus vollem Lauf, steht er prompt, schaukelt nur leicht nach. Er überfordert dich nicht. Was will man mehr von einem Auto?

Zumindest, wenn du maximal zu zweit unterwegs bist. Die Rückbank des Chevy Blazer erreichen Kinder leicht, für Erwachsene artet der Versuch, sich an den vorderen Sitzen vorbeizudrücken, leicht in Kraxelei aus.

Riesiger Innen- und Laderaum

Der Chevy Blazer hat eben nur zwei Türen. Baust du die hintere Sitzreihe aus, reicht der Platz im Gepäckraum dieses Amerikaners für den Umzug einer mitteleuropäischen Kleinfamilie. Ein einzelner Koffer verliert sich im Gepäckraum selbst bei eingebauter Rückbank. Um an das Frachtabteil zu kommen, fährst du zunächst vom Fahrersitz aus die Heckscheibe runter. Alternativ lässt sich die Scheibe per Elektromotor an der Heckklappe selbst öffnen. Dann klappst du die Heckklappe auf, vorsichtig, dass sie dir nicht aus der Hand fällt. Sie ist sehr schwer.

Gehst du zurück zur Fahrertür, fällt dein Blick auf den Schriftzug Silverado. Im Chevy Blazer beschrieb sie noch die gehobene Ausstattungslinie; später ab 1998 heißen so die großen Chevrolet-Pickups. Doch bis dahin hat der Blazer noch eine neue Generation (ab 1991 bis 1994) vor sich. Wird Generationen von Amerikanern bewegen, erst als Neuwagen und dann später als Klassiker. Wird Teil des amerikanischen Traumes, in Filmen und Countrysongs eine Rolle spielen. Nur damit du auf seiner Heckklappe sitzen und von der großen Freiheit und der Weite von Texas träumen kannst.

Fazit von Youngtimer-Mitarbeiterin Bérénice Anouck Schneider

Weit entfernt von gewohnten europäischen Autodimensionen ist der Chevy Blazer K-5 dennoch ein klasse Auto für jeden Tag; eröffnet seinem Fahrer vollkommen neue Perspektiven.

Zwar ist alles an ihm groß - die Karosserie, die wie eine Kinderzeichnung aussieht, die Sitzhöhe und die Kosten. Doch damit kann man umgehen. Der Chevy Blazer ist ein Muster an Übersichtlichkeit, und mit dem Verbrauch muss man halt leben. Viele Exemplare besitzen inzwischen leider einen Umbau auf Autogas, denn damit entfällt die Zulassung fürs H-Kennzeichen.

Technische Daten
Chevrolet Blazer K-5
Außenmaße4694 x 2022 x 1875 mm
Hubraum / Motor6239 cm³ / 8-Zylinder
Höchstgeschwindigkeit165 km/h
Die aktuelle Ausgabe
Motor Klassik 10 / 2024

Erscheinungsdatum 05.09.2024

148 Seiten