Boxster-Kaufberatung: Preise und Schwachstellen des Porsche-Retters

Porsche Boxster (1996-2004) Preise, Kaufberatung
Warum Sie jetzt einen Boxster 986 kaufen sollten

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ArtikeldatumZuletzt aktualisiert am 24.08.2025
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Lange galt der Porsche Boxster der ersten Generation (986, Bauzeit 1996 bis 2004) als ungeliebtes Stiefkind – zu wenig Leistung, zu viel Kunststoff, zu polarisierend in der Form. Vor allem orthodoxe Elfer-Fans fremdelten mit Wasserkühlung und "Spiegeleier"-Scheinwerfern. Entsprechend blieben die Preise über Jahre eingefroren. Noch 2015 stand der 204-PS-Boxster im Zustand 2 laut Classic Analytics bei rund 19.300 Euro, heute liegt er mit 19.100 Euro sogar 200 Euro darunter. Doch Marktbeobachter erwarten, dass sich dieses Plateau langsam nach oben bewegt. Angesichts der historischen Bedeutung des Boxster für Porsche könnte der Zeitpunkt für einen Einstieg günstiger kaum sein.

Rettung in letzter Minute

Anfang der 1990er stand Porsche vor dem Kollaps: Die Absatzzahlen halbierten sich, ein schwacher Dollarkurs setzte die Gewinne unter Druck, die Modellpalette wirkte zerfasert. Entwicklungschef Horst Marchart wagte den radikalen Schritt: eine Gleichteile-Strategie für den Boxster und den künftigen 911 (996). Bis zur B-Säule sind beide Modelle identisch – von Fronthaube bis Türen. Designer Grant Larson übersetzte die Idee in eine aufregende Studie, die 1993 in Detroit für Furore sorgte. Der Mittelmotor-Roadster war nicht nur optisch ein moderner 550 Spyder, er wurde zum Rettungsanker für Porsche. 1996 startete der Boxster mit 204 PS, 1997 folgte der 911. Gemeinsam sorgten sie für Rekordstückzahlen und den Wendepunkt der Marke.

Technik: Der erste Wasser-Boxer

Der 986 führte Porsche endgültig in die Ära der Wasserkühlung. Sein Sechszylinder-Boxer verfügte über vier Ventile pro Zylinder, zwei obenliegende Nockenwellen je Reihe und die variable Einlassnockenwellen-Verstellung VarioCam. Ab 2000 ersetzte die 2,7-Liter-Version mit 220 PS das Einstiegsmodell, ab 2003 leistete sie 228 PS. Parallel kam der Boxster S mit 3,2 Litern und bis zu 260 PS ins Programm. In der Praxis begeistert schon der 2,7-Liter: feinfühlig im Ansprechverhalten, elastisch im Durchzug und akustisch ab 4.000/min mit einer Portion Porsche-Drama. Mit 1.350 Kilogramm Leergewicht, direkter Lenkung und feinem Fahrwerks-Setup wirkt der Boxster handlich und leichtfüßig – weniger massig als ein 996, aber nicht weniger Porsche.

Alltagstauglich und fahraktiv

Innen empfängt den Fahrer ein klar von den 90ern geprägtes Cockpit: zerklüftet, nicht immer hochwertig, aber mit gut konturierten Sitzen und erstaunlich viel Raumgefühl. Das Zündschloss sitzt wie gewohnt links, der Drehzahlmesser prominent in der Mitte. Der Mittelmotor versteckt sich nur eine Handbreit hinter den Sitzen, und sobald er hochdreht, widerlegt er die Skepsis der Elfer-Fraktion eindrucksvoll. Mit kurzen Schaltwegen, präzisem Getriebe und standfesten Bremsen liefert der Boxster genau das, was man von einem Porsche erwartet: Fahrspaß pur – ohne die Einschüchterung des großen Bruders.

Kaufberatung: Worauf zu achten ist

Die vollverzinkte Karosserie schützt vor Rost, doch Unfallschäden können Schwachstellen offenbaren. Typisch sind angelaufene Scheinwerfer, eingerissene Heckscheiben aus Plexiglas und gelegentlich defekte Verdeckantriebe. Auf technischer Seite neigt der Boxster zu Ölverlust durch defekte Kurbelwellen-Simmerringe. Zudem sind Schäden an Zylinderlaufbahnen oder Kolben möglich – ein lückenlos gewartetes Exemplar ist Pflicht. Ersatzteile sind verfügbar, aber kostspielig; Wartung und Reparaturen liegen preislich klar auf Porsche-Niveau. Gut zu wissen: Die kleineren Motoren gelten als weniger anfällig als die hochgezüchteten S-Versionen.