Auf den ersten Blick haben Audi RS2, BMW M3 und Lotus Omega wenig gemeinsam. Eins eint die drei sportlichen Topmodelle der 1990er-Jahre jedoch: Die Basis liefert jeweils ein Großserienmodell. Im Fall von Audi und BMW sind es die Mittelklasse-Bestseller 3er und 80, die mit kräftigen Motoren und sportlicher Abstimmung zur Jagd auf Sportwagen bliesen. Opel schickte das Oberklassemodell Omega zu Lotus. Zurück kam eine Limousine mit auffälligen Fiberglas-Anbauteilen und Fahrleistung, die einem Ferrari Testarossa Probleme bereiten konnten. Ganz anders der M3 E36, der äußerlich dezent daherkommt und unter der Haube den Motor eines Sportwagens trägt. Audi verpackte die 315 PS des RS2 sogar in einer praktische Kombi-Karosserie.
BMW M3: von 13.500 auf 49.500 Euro
Noch etwas haben M3, RS2 und Lotus Omega gemeinsam: eine stramme Wertsteigerung. Von 2015 bis 2025 beschleunigten die Preise der brandstiftenden Biedermänner fast so stark wie ihre Motoren von null auf 100 km/h. Ganz vorn der M3: Der war vor zehn Jahren in gutem Zustand noch für schlanke 13.500 Euro zu haben. Heute notiert Classic-Analytics Werte von 49.500 Euro. Das ist das 3,67-fache. Die Wertsteigerung entspricht dem Gegenwert eines neuen BMW 318i mit ein paar Extras.
Der Lotus Omega war schon 2015 teurer als ein M3 und ist es heute noch: 82.200 Euro kostet heute ein gutes Exemplar. Vor zehn Jahren waren es 28.200 Euro, also 54.600 Euro weniger. Kurz und knapp: Ein Lotus Omega ist heute dreimal so viel wert wie noch vor zehn Jahren.
Ein Audi RS2 war 2015 in gutem Zustand 30.100 Euro wert. Heute notiert Classic-Analytics Preise von 77.100 Euro. Innerhalb von zehn Jahren ist der Wert auf das 2,5-fache gestiegen – oder um 47.000 Euro.
Fahrleistungen wie ein Ferrari Testarossa
Dafür sind die Fahrleistungen exzellent: Dank seines bei Lotus optimierten Reihensechszylinders mit 3,6 Liter Hubraum und zwei Garrett-Turboladern gehörte der Lotus Omega Anfang der 90er zu den schnellsten Viertürern der Welt. Ein Spurt in rund fünf Sekunden von null auf 100 km/h und 272 km/h Höchstgeschwindigkeit brachten selbst anerkannt schnelle Autos wie den Alpina B10 Biturbo und eben den Ferrari Testarossa in echte Schwierigkeiten.
Porsche hat im Auftrag von Audi 2.891 RS2 gebaut. Der 262 km/h schnelle Kombi ist also richtig selten, was die Preissteigerung erklärt. Er ist außerdem das erste Modell der RS-Reihe und deswegen historisch interessant. Beim Fahren begeistert der Turbo-Fünfzylinder mit seinem charismatischen Klang und dem heftigen Schub, sobald bei 3.500/min der Turbolader einsetzt.
Der Reihensechszylinder-Saugmotor im BMW M3 E36 hat einen ganz anderen Charakter: Einzeldrosselklappen sorgen für eine feine Gasannahme. Die Leistung entfaltet sich linear, schon ab Leerlaufdrehzahl nimmt der S50/B30 sauber Gas an. Von null auf 100 km/h beschleunigt der M3 in 5,8 Sekunden. Im fünften Gang ist er in 8,8 Sekunden von 80 auf 120 km/h – 0,8 Sekunden schneller als ein Ferrari Testarossa. Bei 250 km/h dreht der fünfte Gang aus. Der M3 E36 ist im Vergleich mit Lotus Omega und RS2 Avant gar nicht so selten: Bis 1999 baute BMW mehr als 71.000 Exemplare. Da hier jedoch die ab 1996 produzierte Version mit 3,2 Liter Hubraum, Limousinen und Cabrios reinzählen, ist das Coupé mit 286 PS deutlich seltener zu finden.
Unterhaltskosten relativieren den Wertzuwachs
Unterhaltskosten und Reparaturen relativieren den Wertzuwachs natürlich. Denn in zehn Jahren kann gerade bei technisch anspruchsvollen und zeitlebens seltenen Sportmodellen einiges anfallen. Für den einstmals 125.000 Mark teuren und nur 907-mal gebauten Lotus Omega sind die Reparatur- und Ersatzteilkosten nicht zu unterschätzen. Verschleißteile wie Reifen und Bremsen sind teuer und manche Teile gibt es schlicht nicht mehr. Bei Audi und BMW ist die Ersatzteilversorgung besser, doch für den RS2 sind zum Beispiel nicht mehr alle Interieurteile lieferbar.
BMW M3 und Avant RS2 sind im Unterhalt oder Reparaturfall natürlich teurer als etwa ein 318i oder ein Audi 80. Die anspruchsvolle Technik nimmt unkundige Behandlung und verschleppte Wartung übel. Deshalb sollten Käufer bei diesen sportlichen Modellen besonders auf seriösen und solventen Vorbesitz achten. Dokumentierte Wartungen nach Werksvorschrift und sorgfältiges Warm- sowie Kaltfahren beugt Schäden an Zylinderkopfdichtungen und Turboladern vor. Langlebig sind im Prinzip alle drei Kandidaten. Wichtig ist, auf eine unfallfreie Karosserie zu achten.
Schwachpunkte: wenige, aber teure
Schwachpunkte gibt es bei allen drei Modellen: Der Reihensechszylinder des Lotus hat vom Omega eine schwache Steuerkette geerbt. Hier gibt es jedoch eine Umrüstlösung auf die stabilere Steuerkette ab 1992. Tuning quittiert der Turbomotor mit einer kürzeren Lebensdauer. Verbrennt der Motor sichtbar Öl, ist das ein Hinweis auf einen defekten Turbolader.
Der Reihensechszylinder des BMW M3 erreicht trotz der Literleistung von 95,7 PS hohe Laufleistungen. Allerdings kann die VANOS-Nockenwellenverstellung kaputtgehen, was teuer zu reparieren ist. Das sequenzielle Getriebe (SMG) ist eher unbeliebt, weil Reparaturen ins Geld gehen.
Der Fünfzylinder-Turbo im Avant RS3 erreicht 300.000 Kilometer ohne größere Reparaturen. Wird er nicht kalt- oder warmgefahren oder getunt, verkürzt das die Lebensdauer. Die Anbauteile und das Interieur sollten intakt und original sein. Rostet der vollverzinkte Audi, kann ein schlecht reparierter Unfallschaden oder eine schlampige Lackierung der Grund sein. Teuer wird es, wenn der Wärmetauscher der Heizung kaputt ist, denn dann muss das Armaturenbrett raus.