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Neue Autos auf alten Fahrgestellen
Alvis lebt - und hilft gegen Corona-Langeweile

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Die britische Marke Alvis ging 1968 zugrunde. Doch seit ein paar Jahren entstehen die Autos wieder: mit den originalen Fahrgestellen und Motorblöcken. Während das Coronavirus grassiert, hilft die Firma auf ganz besondere Weise.

07/2019, Alvis Bertelli 4.3L
Foto: Alvis Car Company

Nein, hier geht es nicht um den King of Rock. Und mit den Chipmunks hat das Ganze auch nichts zu tun. Hier geht es um den gleichnamigen, 1919 gegründeten britischen Autohersteller Alvis, der für seine Ära ziemlich fortschrittliche, qualitativ hochwertige und ansehnliche Modelle baute. Alvis gilt als Frontantriebs-Pionier und hat sehr früh Autos mit synchronisiertem Getriebe und Einzelradaufhängung auf den Markt gebracht. Nach 22.000 produzierten Autos war es damit, nach der Übernahme durch den British-Leyland-Konzern, 1968 allerdings vorbei.

Unsere Highlights

Hilfe in Corona-bedingter Freizeit

Doch nicht für immer, wie sich seit 2010 zeigt: Seitdem baut die Alvis Car Company die klassischen Autos nach. Und zwar nach den Originalplänen (etwa 50.000 haben überlebt) sowie mit Originalteilen, die seit der Schließung des in Warwickshire angesiedelten Werks vor gut 50 Jahren kistenweise eingelagert waren.

07/2019, Alvis Continuation Series
Alvis
Gut 50.000 originale Konstruktionspläne haben überlebt. Alvis nutzt sie als Basis für seine Continuation Series.

Aktuell, im Frühjahr 2020, ist die Firma – bis auf den Ersatzteilhandel, der per Lieferservice abgewickelt wird – jedoch geschlossen. Der Grund ist, natürlich, das Coronavirus. Doch Alvis hat einen kreativen Weg gefunden, seinen Kunden trotzdem zur Seite zu stehen: Die Briten gewähren freien Zugang zu allen Originalzeichnungen sowie Serviceanleitungen. Und sie bieten technischen Support an, bei dem die erfahrenen Mechaniker per Telefon, Videochat und Bilderaustausch für Rat und Tat zur Verfügung stehen. So können Alvis-Besitzer, die von den Auswirkungen des Virus zu freier Zeit verdammt sind, diese nutzen und selbst an ihren Autos arbeiten.

Im Jubiläumsjahr 2019 erweiterte die Alvis Car Company die Continuation Series um weitere Chassis und Karosserievarianten. In mühevoller Handarbeit – die Briten sprechen von 4.000 bis 5.000 Arbeitsstunden pro Auto – entstehen auf zwei verschiedenen Chassis die Vor- und Nachkriegs-Modelle 3-Liter Park Ward Drop Head, 3-Liter Graber Super Coupé, 3-Liter Graber Super Cabriolet, 4,3-Liter Vanden Plas Tourer, 4,3-Liter Bertelli Coupé und 4,3-Liter Lancefield Concealed Hood. Autos also mit schöner, ausladender Coachbuilder-Karosserie, die zwar alt aussehen, aber faktisch Neuwagen sind.

Mit moderner Kraftstoffeinspritzung und Motorelektronik

Mit Restomods oder Ähnlichem hat das allerdings nicht zu tun. Alvis baut die fast Autos genau so, wie sie damals produziert wurden. Mit originalen Fahrgestellen, Komponenten und Werkzeugen, weshalb auch die Fahrgestellnummern von damals fortgeführt werden können. "Das Werk hatte 1938 geplant, 150 Chassis mit 4,3-Liter-Motor zu bauen", erklärt Alan Stote, Inhaber der Alvis Car Company. Da das Werk durch Bombenangriffe im Jahr 1940 schwer beschädigt wurde, wurden jedoch nur 73 Chassis fertiggestellt. Die restlichen Fahrgestelle kann Alvis nun also für seine Neuauflage verwenden. "Unsere Modelle sind buchstäblich das, was Alvis geschaffen hätte, wenn es die Produktion nicht für 50 Jahre eingestellt hätte", sagt Stote.

07/2019, Alvis Continuation Series
Alvis
Alvis baut die neuen Autos auf den Original-Chassis von damals auf.

Auch die Motoren stammen aus Originalbeständen. Die Blöcke der 2.993 und 4.387 Kubikzentimeter großen Reihensechszylinder wurden seinerzeit archiviert und kommen nun endlich zum Einsatz. Aus Gründen der Kraftstoffeffizienz und wegen der heutigen Abgasregularien allerdings mit moderner Benzineinspritzung und Motorelektronik. Der kleinere Motor wird an ein Fünf-, der größere an ein Sechsganggetriebe gekoppelt. Die Scheibenbremsen der Dreiliter-Autos verstecken sich hinter 15-Zoll-Rädern, die der 4,4-Liter-Modelle hinter 19-Zoll-Felgen.

Auf Wunsch mit Klimaanlage, Audiosystem und Bremskraftverstärker

Alvis baut die Autos aber nicht sklavisch exakt so, wie sie damals erhältlich waren. Die Kunden können sich für moderne Optionen wie Automatikgetriebe und Servolenkung für die Dreiliter-Modelle oder Klimaanlage, Audiosysteme und Stopper mit Bremskraftverstärker entscheiden. Auch ein passendes Gepäckset aus jenem Connolly-Leder, das ebenfalls im Innenraum der Autos verwendet wird, ist gegen Aufpreis erhältlich. Alle Fahrzeuge werden mit dreijähriger Garantie verkauft und erhalten nach einer Einzelabnahme ihre Straßenzulassung.

Aktuell scheinen die Alvis-Modelle vor allem in Asien beliebt zu sein. Die Briten haben einen Vertrag mit dem japanischen Händler Meiji Sangyo geschlossen, der bereits in den Fünfzigerjahren die Alvis-Vertretung für ganz Asien war. Genau das ist er nun auch wieder, und Meiji Sangyo hat Alvis direkt fünf Fahrzeuge abgenommen. Zu den Preisen der meist auf 25 Exemplare limitierten Autos äußert sich Alvis nur auf Basis eines konkreten Kaufinteresses.

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Absolut. Die perfekte Symbiose aus den alten Formen und modernisierter Technik.Auf keinen Fall. Solche Autos müssen original sein, sonst sind sie uninteressant.

Fazit

Die Alvis Car Company betreibt offensichtlich einen enormen Aufwand, um die Autos von damals neu aufzubauen. So viel Enthusiasmus ist selten geworden im modernen Automobilbau, weshalb es den Einsatz der Briten und ihr Extra-Engagement wegen des Coronavirus unbedingt zu honorieren gilt. Schön sind die Autos allemal. Ob sie auch gut fahren, werden wohl nur wenige Menschen tatsächlich herausfinden.

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