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Alfa Romeo 156 1.8 Twin Spark im Fahrbericht
Der Alfa für alle

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Der Alfa Romeo 156  war ein Riesenerfolg und verhalf der oft tragischen Marke zu neuem Glanz. Design und Technik glückten bei ihm kongenial. Man verzieh ihm sogar den Frontantrieb. Jetzt träumt der smarte Herzensbrecher von der Klassiker-Karriere.

Alfa Romeo 156 1.8 TS, Frontansicht
Foto: Karl-Heinz Augustin

Der Alfa Romeo 156 fährt sich schön, trotz Frontantrieb und Quermotor. Nur der riesige Wendekreis stört. Er hängt gut am Gas, kommt satt von unten raus und jubelt freudig hoch, die Lenkung exakt und trotz Servo mit viel Gefühl um die Mittellage. Er lässt sich viel exakter schalten als seine Transaxle-Ahnen Giulietta und 75.

Alfa Romeo 156 ist ein feiner Kumpel-Typ

Schon die erste Begegnung mit dem Alfa Romeo 156 ist die Basis für eine große Freundschaft. Der lange wegen seiner weißen Zifferblätter und weggestylten hinteren Türgriffe als manierierter Dandy empfundene Schönling entpuppt sich als feiner Kumpel, mit dem man Spaß haben kann. Nicht nur vor der Boutique mit Hochglanz-Täschchen wedeln, sondern draußen auf einsamen Straßen vor der Stadt Pferde stehlen.

Unsere Highlights

Dort, wo keine schwarzen Audi auf krawallige Ampelduelle lauern, sondern nur ein paar versprengte Trecker ihre einsame Bahn markieren. Mit dem Alfa Romeo 156 fliegt man an ihnen vorbei, im zweiten Gang, erst bei 5.500/min klickt der Dritte ein. Es geht vorwärts, wie im Rausch, ich vergesse meinen Leitspruch, niemals über Viertausend! Ein Alfa will drehen.

Er braucht es, er schreit danach in den höchsten Tönen, sein Sound ist wunderbar. Ein Alfa Romeo 156 lässt sich mühelos auf Design, Sound und Straßenlage reduzieren. Trotzdem kommen alle Sinne bei ihm auf ihre Kosten. Stellt man ihn ab, knistert er zufrieden vor sich hin und duftet nach Agip Sint 2000. Doch wir fahren weiter, zu groß ist die Freude über den wohltemperierten Motor, mit dem man bei 90 Grad heißem Kühlmittel und sattem Öldruck von 6 bar herrlich rumtoben kann. In schnell gefahren Kurven liegt er wunderbar neutral, muss nicht, wie so viele Fronttriebler, mit Nachdruck um die Biegung gezerrt werden.

Guss-Motorblock von Fiat

Aber der Alfa Romeo 156 kann auch anders, dann bummelt und grummelt der Vierventil-Vierzylinder mit den genetisch bedingten Doppel-Nockenwellen entspannt vor sich hin. Runterschalten reicht - und er ist wieder voll da.

Beim Motor hat auch Fiat seine Finger drin, der Gussblock stammt aus Turin, Alfa bildhauerte seine Trieb-, pardon Kunstwerke immer nur in Alu. Wen der Zahnriemen dort stört, wo früher die Duplexketten rasselten, sei an den brillanten Alfa-V6 erinnert - auch er ein Riemengetriebener mit genialem Ventiltrieb.

Nach zwei Stunden forciertem Auslauf steht fest: Der Alfa Romeo 156 ist kein Blender, kein Aufschneider für ein kurzes heftiges Abenteuer, sondern einer, der es ernst meint. Mit guter Rostvorsorge, zuverlässiger Technik und solider Fertigung. Schon der massive Alu-Türgriff bereitet beim Einsteigen haptische Freude. Wie ein perfekter Maßanzug schmiegt sich der kompakte Viertürer um seine Passagiere. Man fühlt sich auf Anhieb wohl hinter dem traditionellen Dreispeichen-Lenkrad. Echtes Sportwagen-Feeling vermitteln die stark konturierten Sitze, die einen fest umfassen. Okay, weiße Zifferblätter müssen nicht sein. Und die in Eisbechern tief versenkten Instrumente wirken gewollt, doch solche Design-Mätzchen braucht ein Alfa - wie die Gigolos ihr Einstecktuch und ihre zweifarbigen Schuhe.

Verzinktes Blech und ein nach Maserati klingender V6

Im Alfa Romeo 156 denke ich unwillkürlich an die legendäre Giulia. Ein Auto, das einer Marke nur einmal gelingt. Giulia bleibt unerreichbar. So sehr sich der 156 auch Mühe gibt. Beide leben sie vom Motor. Dabei ist der 1,8-Liter in unserem 156 im vornehmen Farbton Grigio Verde nur Medium-Größe, es gab auch einen 1600er mit 120 und einen Zwei-Liter mit 155 PS. Letztgenannter hat zwei Ausgleichswellen und gilt als der harmonischste Antrieb im 156.

Der leidenschaftlichste ist natürlich der 2.5-V6 mit 190 PS und vier Nockenwellen, diese furios klingende Maserati-Kopie gibt es im Alfa Romeo 156 schon für 3.000 Euro.
Es ist sowieso ein Kreuz mit den 156-Preisen, aktuell liegen sie unter jeder Schmerzgrenze, man müsste Stützkäufe tätigen, um den Wagen auf das verdiente Niveau zu hieven. Alle korrogenen Zonen sind vollverzinkt, der Alfa Romeo 156 trotzt cool grinsend dem Rost. Ein Alfa-Vorurteil wäre damit gründlich widerlegt, und die sehr hohen Laufleistungen in der unberührbaren Unter-Tausend-Euro-Kaste des 156er strafen die Rufmörder Lügen, die immer noch sagen, ein Alfa falle nach zehn Jahren auseinander. Doch er braucht Zuwendung, liebt regelmäßigen Service.

Ein Alfa Romeo 156 ist kein A6, den man tankt, wäscht und die Autobahn rauf und runter scheucht. Er mag es, wenn man ab und zu mal den Ölmessstab zieht, ihm gelegentlich zur Belohnung ein halbes Literchen Agip 5 W 40 hinter die Tassenstößel kippt. Zahnriemenwechsel bitte pünktlich alle 80.000 Kilometer und nicht räubern.

Gefühlvoll schalten, schön warmfahren, nur ab und zu mal Vollgas. Der Waittimer Alfa Romeo 156 ruft uns ein unwiderstehliches "Jetzt kaufen!" zu. Früher war der 156 ein wenig schneckig, ein kleiner Angeber, der etwas Besseres sein wollte als ein Mondeo. Heute ist er einer von uns.

Die Preisentwicklung des Alfa Romeo 156

Acht Seiten Alfa Romeo 156 muss man in Gebrauchtwagen-Internetportalen aufrufen, um über die 1.000-Euro-Hürde zu kommen. Das gilt für alle Varianten - ob Twin Spark, V6, JTD-Common-Rail-Diesel mit höchstens gelber Plakette oder Sportwagon.

Viele sind jedoch Verbrauchswagen mit über 200.000 km auf dem Zähler - klares Indiz für Robustheit und Erfolg des einstigen Alfa-Bestsellers. Gute Alfa Romeo 156 kosten ab 2.000 Euro aufwärts, gepflegte V6-Modelle auch schon mal 3.500 Euro. Rost ist kein Thema, eher Wartungsstau.

Technische Daten
Alfa Romeo 156 1.8 T.Spark
Grundpreis21.730 €
Außenmaße4430 x 1745 x 1415 mm
Kofferraumvolumen378 l
Hubraum / Motor1747 cm³ / 4-Zylinder
Leistung106 kW / 144 PS bei 6500 U/min
Höchstgeschwindigkeit210 km/h
Verbrauch8,2 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Motor Klassik 10 / 2024

Erscheinungsdatum 05.09.2024

148 Seiten