Falls Sie aufgrund der Audi-Modellpolitik gerade etwas verwirrt sind, klären wir die Ingolstädter Oberklasse-Situation gleich zu Beginn auf. Audi stellte im vergangenen Jahr den neuen A6 E-Tron auf Basis der neuen Elektroplattform PPE vor. Rund ein Jahr später folgt nun das A6-Pendant mit konventionellen und Hybrid-Antrieben, das ursprünglich als neuer A7 in den Handel kommen sollte. Doch auch die Verbrenner-Version heißt nun A6, hat technisch aber nicht ganz so viel mit dem Elektromodell zu tun, wie der Name vermuten lässt. Und genau dieser neue Audi A6 muss sich nun einem ersten Vergleich mit seinen härtesten Konkurrenten unterziehen.
Mit BMW 5er und Mercedes E-Klasse haben wir wiederum zwei nochmals ganz verschiedene Modell-Philosophien am Start. Während BMW egal welche Antriebsform auch immer in das neue, etwas klobige Design des G60 (seit 2023) quetscht, wird bei Mercedes noch strikt zwischen konventionellen und Elektromodellen getrennt. Als Voll-Stromer fungiert in Stuttgart noch der EQE. Verbrenner- und Hybridantriebe wandern dagegen unter das Karosserie-Kleid der ebenfalls 2023 eingeführten E-Klasse (W214).
Größenvergleich: A6, 5er und E-Klasse

Größenvergleich: Der BMW 5er Touring (Mitte) ist mit 5,06 Metern der längste im Trio. Es folgen der Audi A6 Avant mit 4,99 Metern und die Mercedes E-Klasse mit 4,95 Metern.
Natürlich treten für unseren ersten Vergleich der Businessklasse alle drei Kandidaten in der hierzulande deutlich beliebteren Kombi-Version an. Was bei Audi Avant heißt, hört in München auf den Zusatz Touring und in Stuttgart traditionell auf den Zusatz T-Modell. Und ebenso traditionell bietet der Mercedes trotz ungewohnt runder Heckformen den größten Kofferraum (615 bis 1.830 Liter). Da muss sich selbst der mit 5,06 Metern Außenlänge größte Wagen im Feld strecken. Der BMW 5er kommt nämlich nur auf ein Kofferraumvolumen von 570 bis 1.700 Liter. Im Vergleich wirkt der Frachtraum im neuen Audi A6 mit 466 bis 1.497 Litern fast kümmerlich.
Dazu kommt die geringste Zuladung beim Audi, der es (Beispiel 2.0 TDI quattro) mit 625 Kilogramm Ballast aufnehmen darf. Hier darf der BMW mit knapp einem Zentner zusätzlich geplant werden. Nahezu Gleichstand herrscht bei der Anhängelast – wobei hier Mercedes mit 2,1 Tonnen stets leicht die Nase vorn hat (Audi und BMW: 2.000 kg). Genug Bewegungsfreiheit für die Passagiere (etwa vier Erwachsene) bieten freilich alle drei Oberklässler. Und natürlich lassen sich die edlen Innenräume klassentypisch mit vielen Extras ausstaffieren.
Serienausstattungen im Vergleich
Für Basispreise von rund 60.000 Euro darf man im Premium-Oberhaus so einiges erwarten. Der Audi ist mit 58.000 Euro dabei noch der günstigste. 19-Zoll-Leichtmetallräder, LED-Scheinwerfer mit Fernlichtassistent, Sitzheizung vorn, 2-Zonen-Klima und das virtuelle Cockpit mit 11,9-Zoll-Kombi-Instrument sind bei Audi als Standard gesetzt. Ähnlich umfangreich zeigt sich die Mercedes E-Klasse bei der Serienausstattung. Bei BMW kommen im Basismodell sogar die automatische Heckklappe, das Harman-Kardon-Soundsystem und Sportsitze hinzu.
Premium-typisch lassen sich Interieurs und Exterieurs mit zahlreichen kostspieligen Extras wie schwarzen Akzenten, veränderten Kühlermasken oder Exklusiv-Fahrwerken individualisieren. Bei der Aufpreis-Politik nehmen sich die drei süddeutschen Hersteller nicht viel. Schnell wandern so selbst Einstiegsmotorisierungen stramm auf einen sechsstelligen Gesamtpreis zu.
Autonome Fahrfunktionen und Infotainment
Obwohl Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse bereits von Haus aus mit zahlreichen Sicherheitsassistenten bestückt sind, lassen sich alle drei Hersteller ihre "Autopiloten" teuer bezahlen. Audi bündelt die gesamte Helferschaft einfachheitshalber in einem Paket mit dem Namen "Tech plus". Das beinhaltet beispielsweise den adaptiven Fahrassistent plus und sämtliche Fahrspurhelfer. Preis: 4.530 Euro. Bei BMW kosten der Driving Assistant Professional zusammen mit dem passenden Park-Assistenten und dem Autobahnassistenten 4.000 Euro extra. Mercedes verlangt für das Fahrassistenz-Paket Plus samt Park-Paket rund 3.200 Euro zusätzlich.
Immerhin ist ein Großteil des Infotainment- und Connectivity-Funktionen bei allen drei Modellen bereits im Standard-Dress enthalten. Head-up-Displays, Superscreens oder induktive Lademöglichkeiten für mehr als einen Insassen sind allerdings ebenso wie die durchweg grandiosen Soundsysteme von Bang & Olufsen (Audi), Bowers & Wilkins (BMW) und Burmester (Mercedes) aufpreispflichtig.
Antriebsvielfalt und Effizienz
Audi hat den neuen A6 gnadenlos auf geringsten Luftwiderstand hin optimiert. Dennoch kann in unserem Antriebsbeispiel der Zweilliter-Diesel mit rund 200 PS der Mercedes den niedrigsten WLTP-Verbrauch vorweisen. Er knackt die Fünfliter-Marke knapp und ist damit der effizienteste im Trio. Der klobige und größere BMW bleibt mit höchstens 5,9 Litern Diesel auf 100 Kilometer in Reichweite. Besser ist auch der Audi nicht, der in dieser Antriebskonfiguration der schwerste im Feld ist.
Wer nicht auf einen sparsamen Diesel setzen möchte, kann bei allen drei Herstellern aus einer breiten Antriebspalette wählen, wobei Basisbenziner wie Diesel mittlerweile durchweg als Mild-Hybriden von einem kompakten E-Motor unterstützt werden. Der schafft es zwar nicht, die schweren Kombis anzutreiben, entlastet den Antrieb aber wirkungsvoll in bestimmten Situationen (Beispiel: Rollen ohne Motorkraft). Wer Alltagsstrecken elektrisch zurücklegen möchte, findet in den Plug-in-Hybriden taugliche Stromer mit rund 100 Kilometern elektrischer Reichweite. Bei Mercedes darf an dieser Stelle zwischen Diesel und Benzin gewählt werden – beide Varianten knacken die 100 elektrischen Kilometer locker. Bei BMW gibt es als Plug-in-Hybriden nur den 530e mit höchsten 98 Kilometer E-Reichweite. Für den Audi sind noch keine PHEV-Versionen verfügbar.
Preisvergleich von Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse
Mit einem Basispreis von 58.000 Euro scheint der Audi in diesem Trio der günstigste in der Anschaffung zu sein. Wählt man allerdings die 150 PS starke Dieselvariante mit Allradantrieb (quattro), dann landet man mindestens bei 64.550 Euro. Der günstigste 5er startet bei 61.000 Euro (520i). Der Allraddiesel 520d xDrive Touring kostet mindestens 65.900 Euro und ist damit nicht mehr viel teurer als der vergleichbare Audi.
Ein ähnlich starker Mercedes E220d 4Mativ T-Modell kostet wiederum 69.550 Euro – ohne Extras. Als Stuttgarter Einstiegsmodell fungiert aber der E200d, den es ab 61.404 Euro gibt. Auf der Plug-in-Hybrid-Seite (PHEV) steht der E300 e mit EQ Hybrid Technologie, für den Mercedes einen Basispreis von 72.590 Euro aufruft. Dagegen wirkt das BMW-Pendant, der 530e Touring für 67.900 Euro regelrecht wie ein Schnäppchen.