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Tesla Cybertruck in Deutschland reservierbar
Damit gehst Du Elon Musk auf den Leim

Teslas Cybertruck gilt in Europa als nicht in Großserie zulassungsfähig. Trotzdem können deutsche Kunden den Pickup reservieren. Warum?

Tesla Cybertruck Weltpremiere Pickup
Foto: Tesla

Teslas Elektro-Pickup Cybertruck ist ein extrem kantiges Gefährt. Die ungewöhnliche Form feiern Fans als neuartig und futuristisch, Skeptiker bezeichnen den Pickup entsetzt als endzeitlichen Kampfpanzer. Und zumindest ein bisschen sieht ihn auch Tesla-Chef Elon Musk als Panzerfahrzeug – schließlich soll der umweltfreundliche Pickup schussfest gegen 9-Millimeter-Geschosse sein. Die Schussfestigkeit dürfte der Hauptgrund dafür sein, dass für den Cybertruck in Deutschland keine Großserien-Zulassung möglich ist.

Unsere Highlights
Der Tesla Cybertruck ist in Deutschland bestellbar.
Tesla
Auf der deutschen Tesla-Website ist der Cybertruck bestellbar.

Sehr harte Karosserie – trotz Musks Fehleinschätzung

Auch wenn an einer ernsthaften Beschussfestigkeit des Cybertruck Zweifel bestehen, so ist er auf jeden Fall ausgesprochen stabil gebaut: Seine Hülle besteht aus drei Millimeter dickem kaltgeformten Edelstahl, dem Musk die auch im englischen Sprachraum ungewöhnlichen Bezeichnung 30X verpasst. Experten gehen davon aus, dass der Tesla-Boss damit die Edelstahl-Legierung 304 meint. Diese Legierung enthält 18 Prozent Chrom für die Haltbarkeit und acht Prozent Nickel für den Glanz. Diesen hochwertigen 18/8-Edelstahl hat jeder schon mal in der Hand gehabt: Edelstahl-Essbesteck besteht aus diesem Material. Musk begründet die glatten Cybertruck-Oberflächen auch damit, dass die Stempelwerkzeuge der Pressen beim Versuch einer Umformung zu einer komplizierteren Form kaputt gehen. Allerdings haben die Experten des auf Metallbearbeitung spezialisierten Ingenieur-Dienstleisters Stamping-Simulation aus Wilmington im US-Bundesstaat Delaware ausgerechnet, dass die Stempel-Werkzeuge dem nötigen Druck standhalten würden – aber die Edelstahlwerkstücke nicht. Musks Karosserie-Paneele gingen bei zu starker Kaltverformung zu Bruch.

Tesla Cybertruck
Tesla
Der kantige harte Cybertruck hat in Deutschland kaum eine Chance auf eine Großserien-Zulassung - trotzdem ist er hierzulande reservierbar.

Cybertruck für Europa vielleicht zu hart

Aus europäischer Sicht ist eine Karosserie aus drei Millimeter dickem Essbesteck-Edelstahl für die Cybertruck-Insassen zu unsicher: Bei einem Crash würde sich das harte Blech viel zu wenig verformen und somit zu wenig Energie umwandeln. Die Aufprall-Energie würde fast in voller Härte die Insassen treffen – mit möglicherweise fatalen Folgen für deren Gesundheit.

Tesla Cybertruck Rendering Design Sondereinsatz Polizei Pizza
Lease Fetcher / Patrick Lang
Kampfpanzer? Der Cybertruck facht die Fantasie vieler Automobil-Designer an - die sehen den Pickup tatsächlich oft als Fahrzeug von Polizeibehörden und anderen Sicherheits-Kräften.

Niedrigere Zulassungshürden in den USA

In den USA ist die Zulassung des Cybertruck hingegen unproblematischer: Die Hersteller erteilen sich die Zulassung im Rahmen der sogenannten Self Certification selbst – dabei müssen sie die von der Regierung gemachten Vorgaben einhalten. In Deutschland reden technische Dienste wie der TÜV mit, die Zulassung erteilt das Kraftfahrt-Bundesamt als Regierungs-Behörde. Außerdem ist der Cybertruck in den USA als Light-Duty Truck (leichter Lkw mit einem Gesamtgewicht von bis zu 3.860 Kilogramm) klassifiziert – für diese Fahrzeugklasse gelten auf dem amerikanischen Markt in Sachen passiver Insassenschutz laschere Vorschriften als für Pkw.

Elon Musk und Jay Leno im Tesla Cybertruck
CNBC https://youtu.be/O3BH8edQVZ4
Tesla-Chef Elon Musk (links) plaudert bei einer Cybertruck-Fahrt mit US-Moderator Jay Leno entspannt von einem kleinen, extra für Europa entwickelten Elektro-Pickup.

Deutliche Warnung

Das der Pickup kaum eine Chance hat, in Europa eine Großserien-Zulassung zu bekommen, weiß auch Musk. Bei einer Fahrpräsentation des Cybertrucks mit US-Fernsehmoderator Jay Leno am Steuer, stellte Musk nämlich einen kleineren Elektropickup extra für Europa in Aussicht. Und trotzdem können sich Kunden auf der deutschen Tesla-Website einen Cybertruck reservieren – für eine erstaunlich geringe Gebühr in Höhe von 100 Euro.

Der Tesla Cybertruck ist in Deutschland bestellbar.
Tesla
Deutliche Warnung im letzten Satz: "Alle Konfigurationen sind auf die USA bezogen."

Als Reservierungs-Hinweis teilt Tesla auf seiner Website mit, dass die Gebühr zum einen "heute fällig" und vollständig zurück erstattbar ist. Am Ende folgt der Satz, der eine Warnung für jeden europäischen Kunden sein sollte: "Alle Konfigurationen sind auf die USA bezogen." Warum lässt sich der Pickup trotzdem auf der deutschen Website reservieren? Einen möglichen Hinweis gibt die geringe Reservierungs-Gebühr.

Tesla Cybertruck
Tesla
Härtester Konkurrent abgeschleppt: Bei der Präsentation des Cybertruck Ende 2019 in L.A. zeigte Elon Musk einen Film, in dem sein Pickup einen klassichen Ford F-150 im Seilziehen besiegt.

Verräterisch niedrige Reservierungs-Gebühr

Eine Reservierung für das Model 3 kostete 1.000 Euro, beim Model Y verdoppelte sich die Gebühr auf 2.000 Euro. Die Anzahlungen waren für Tesla ein willkommener zinsloser Kredit, gewährt von den eigenen Kunden. Für den Cybertruck ruft Tesla nun nur vergleichsweise lächerliche 100 Euro Reservierungs-Gebühr auf. Den finanziellen Vorschuss der Kunden scheint Tesla aktuell nicht mehr zu brauchen – eine hohe Anzahl an Cybertruck Vorbestellungen ist Musk offensichtlich wichtiger. Über 200.000 Exemplare sollen Kunden inzwischen vorbestellt haben – eine Summe, von der andere Autohersteller nur träumen können. Wie viele Kunden wieder von ihrer Vorbestellung abspringen, verrät Tesla nicht – genauso, wie die Amerikaner unsere Anfragen zu der Cybertruck-Bestellmöglichkeit in Deutschland ignorieren.

Jede Vorbestellung zählt

Der US-Pickup-Markt ist ähnlich hart umkämpft, wie der europäische Markt für Kompaktwagen – was für Europa der VW Golf ist, ist für die Amerikaner der Ford F-150 als seit Jahrzehnten bestverkauftes Auto der USA. Um gegen einen mächtigen Platzhirsch wie Ford mit einem neuen Pickup eine Chance zu haben, muss Tesla alle Register ziehen – eine Elektroantrieb allein reicht hier bei weitem nicht, da Ford eine elektrische Version seines F-150 kurz vor der Serienreife hat. Also hat Tesla seinen Cybertruck extrem auffällig designt, mit teurem Edelstahl ummantelt und ihm mit der kolportierten Beschussfestigkeit eine leicht düstere Endzeit-Aura verpasst. Um Investoren, Konkurrenten und potenzielle Kunden weiter zu beeindrucken, ist eine rekordverdächtig hohe Zahl an Pickup-Vorbestellungen von Vorteil. Und nach dem Motto "Jede Bestellung zählt.", dürfen sich auch europäische Kunden fleißig am Hochdrehen des Vorbestellungs-Counters beteiligen – auch wenn sie keine Chance habe, jemals einen Cybertruck im europäischen öffentlichen Straßenverkehr zu bewegen.

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Ja, das interessiert mich und das Reservierungs-Geld gibt es ja zurück.So ein Quatsch fällt mir im Traum nicht ein.

Fazit

Welchen Grund Tesla auch immer hat, den Cybertruck auf seiner deutschen Website bestellbar zu machen – eine Auslieferung von in Großserie zugelassenen Cybertrucks ist in Europa wegen nicht einzuhaltender Sicherheits-Vorschriften höchst unwahrscheinlich. Eher bekommen die Europäer ein speziell für den hiesigen Markt entwickeltes eigenständiges Modell.

Da die Reservierungsgebühr für den Cybertruck nur 100 Euro beträgt, liegt der Verdacht nahe, dass Tesla-Chef Elon Musk auf eine möglichst hohe Zahl an Vorbestellungen scharf ist – eine Zahl, die bei Investoren und potentiellen Kunden Vertrauen und bei der Konkurrenz Respekt auslösen soll. Immerhin: Wer den Trick vom gewieften Elon Musk mitmacht, bekommt auf Wunsch jederzeit sein Geld zurück.

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