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60 Jahre Mercedes Kurzhauber
Dieser Laster lebte länger als die Berliner Mauer

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Fast eine Million Kurzhauber hat Mercedes verkauft, als 1996 der letzte L 1924 in Wörth vom Band läuft. Der Laster mit der kurzen Nase kommt 1959 auf den Markt, wird zum Wirtschaftswunder und erlebt den Bau sowie den Fall der Berliner Mauer.

Mercedes-Benz L 322 (1966) Kurzhauber Edeka
Foto: Daimler

Mercedes bringt mitten im Aufschwung der 1950er-Jahre mit dem L 322 zunächst nur einen neuen Lastwagen auf den Markt. Gleichzeit endet die Zeit der Langhauber mit langer Schnauze und frei stehenden Kotflügeln: Das Design der Kurzhauber-Kabine orientiert sich an den Ponton-Pkw und passt damit perfekt in die Nachkriegszeit. Als 1996 der letzte L 1924 vom Band läuft, ist die Baureihe längst ein Oldtimer und auf der ganzen Welt unterwegs.

Leiser, bequemer, leichter zu warten

Mercedes Kurzhauber
Daimler
Weniger als der Langhauber, bequemer als der Frontlenker: Fahrer mögen den Kurzhauber.

Der Name kommt von einem technischen Kniff: Der Motor rückt ein Stück in die Fahrerkabine, übrig bleibt eine Kurzhaube. Das mögen die Fahrer lieber als den damals ebenfalls verfügbaren Frontlenker, weil sie sich sicherer fühlen. Bequemer und leiser ist der Kurzhauber ohnehin, weil der Motor nicht direkt unter der Kabine lärmt und wärmt und Platz für einen Durchstieg oder einen dritten Sitzplatz lässt. Weil die Aggregate über die geöffnete Haube zugänglich sind, ist die Wartung leichter als beim Frontlenker; kippbare Fahrerhäuser kommen erst später.

Unsere Highlights

Wirtschaftswunder: 1 Million Kurzhauber

Mercedes Kurzhauber
Daimler
Auch in Nigeria muss der Kurzhauber ran zum Bäume schleppen.

Schlagende Argumente für den Kurzhauber, der sich in den ersten zehn Jahren von 1959 bis 1969 über 60.000-mal verkauft. Im selben Zeitraum kaufen die Kunden keine 16.000 Frontlenker. Insgesamt verkauft Mercedes bis 1996 fast eine Million Exemplare der Baureihe. Etwa zwei Drittel davon, etwas mehr als 650.000, baut Mercedes selbst. Außerdem gehen etwa 300.000 Teilesätze zum Zusammenbau vor Ort ins Ausland. Allein 226.930 dieser als „completely knocked down“ (ckd)-bezeichneten Sätze gehen nach Indien. Dorthin liefert Mercedes 15 Jahre lang den 1210.

Wie Mercedes zum 911 kam

Ein Jahr vor Lieferbeginn hat die Nutzfahrzeug-Abteilung die Modellbezeichnungen umgestellt: auf das Gesamtgewicht in Tonnen folgen zwei Ziffern für die Motorleistung in PS. Aus dem mittelschweren L 322 wurde der 1113, was einen 11-Tonner mit 130 PS bezeichnet. Diese Logik gilt auch heute noch bei allen Mercedes-Lastwagen vom Atego bis zum Actros. Nach Indien gingen von 1964 bis 1979 also 12-Tonner mit 100 PS starkem Dieselmotor. So kam Mercedes zu seinem 911: Der 9-Tonner mit 110 PS war eine beliebte Variante des Kurzhaubers. Unter der kurzen Haube arbeitet bei den mittelschweren Modellen der OM 321 mit 5,1 Litern Hubraum. Unter den 30 Zentimeter längeren Hauben der schweren Klasse L 337 nagelt ein Sechszylinder-Vorkammerdiesel mit 10,8 Litern Hubraum und bis zu 200 PS. Die schwere Klasse hat bis zu drei Achsen und anfangs ein zulässiges Gesamtgewicht von 12 Tonnen. Auf Wunsch sind bei allen Modellen alle vier Räder angetrieben – diese LA-Varianten schuften auf dem Bau oder sind lange bei Feuerwehr und THW im Einsatz.

Fazit

Mit dem Kurzhauber hat Mercedes die Welt bewegt: Der robuste Lastwagen mit der kurzen Schnauze und dem langen Leben schuftete auf dem Bau, zog Baumstämme über Schlammpisten oder half bei Einsätzen von THW und Feuerwehr. Ein echter Held der Arbeit, dessen Rentenbeginn lange in weiter Ferne schien.

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Erscheinungsdatum 05.09.2024

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