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Zum Ende des Bugatti Veyron
10 Fakten zur einzigartigen 1.000-PS-Legende

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Der letzte Bugatti Veyron 16.4 ist verkauft. 10 Jahre lang war der ultrastarke Luxus-Sportwagen auf dem Markt zu haben, ab sofort wird er nur noch als Legende gehandelt. Wir zeigen Ihnen 10 einzigartige Eigenschaften, die den Veyron zu einer solchen adeln.

Bugatti Veyron 16.4 Grand Sport Vitesse, Frontansicht
Foto: Hersteller

Nicht nur für Autofans erschien der Wunsch des damaligen VW-Vorstands Ferdinand Piëch wie ein größenwahnsinniger Traum: ein luxuriöser Sportwagen mit vierstelliger PS-Zahl und einer Höchstgeschwindigkeit von mehr als 400 km/h. Auch Experten und Ingenieure zweifelten an der Umsetzbarkeit des Projekt. Doch das ultrastarke Auto war einer von Piëchs Träumen. Und die haben generell eine Tendenz, wahr zu werden. 2005 schockte der Bugatti Veyron mit 1.001 PS die Welt. Nach zehn Jahren geht er nun in den Ruhestand. Welche Eigenschaften machen dieses Auto so besonders für die Welt?

Unsere Highlights

1. Der illustre Name

Ettore Bugatti. Für Autofans ist dieser italienische Name ein Synonym für die Pionierzeit des Automobilbaus und in der historischen Bedeutung für Rennsport auf einem Level mit Ferdinand Porsche oder Enzo Ferrari. 1881 geboren, baut Ettore 1900 mit 19 Jahren sein erstes Automobil. Im selben Jahr gewinnt das Fahrzeug des Großen Preis der Stadt Mailand. Drei Jahre später kommt in Les Monts-Verts der spätere Bugatti Werks- und Rennfahrer Pierre Veyron auf die Welt. Nach ihm ist der moderne Sportwagen aus dem Jahr 2005 benannt. Veyron feierte 1939 den größten Erfolg seiner Karriere: Er gewann das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Bugatti und Veyron waren Helden ihrer Zeit. Da passt der Name, oder?

2. Die prestigeträchtigen Vorgänger

Veyron und Bugatti betreuten auch die Entwicklung des Type 57. Diese Oberklasse-Limousine hat zwar nichts mit einem Sportwagen zu tun, war jedoch mit bis zu 200 PS für ihre Epoche – die 1930er-Jahre - äußerst stark. Zugleich war der Type 57 das meistverkaufte Modell bis 1956 die Bugatti-Werke geschlossen wurden. Erst 35 Jahre später, 1991, wird der nächste Bugatti vorgestellt. Der futuristisch gestylte EB 110 entstand unter der Leitung eines italienischen Finanzmaklers, der 1987 die Namensrechte an Bugatti erwarb. Ungefähr 150 Exemplare des EB 110 wurden gebaut. Sowohl der EB 110 als auch der Typ 57 erzielen heute bei Auktionen teils exorbitante Preisen. Ein Bugatti Type 57 wurde im Jahr 2010 beim Auktionshaus Gooding & Company für geschätzte 23 Millionen Euro versteigert. Gute Vorzeichen also für den Bugatti Veyron, dem indirekten Nachfolger des Type 57 und EB 110.

3. Die ewige Konzeptphase

Im Mai 1998 übernahm Volkswagen sämtliche Markenrechte, und startete noch im gleichen Jahr mit einem ambitionierten Projekt: dem EB 118, eine frühe Studie, die bereits erste Elemente des späteren Bugatti Veyron tragen sollte. Der Prototyp stammte von Italdesign. Ein Jahr später, 1999, zeigt Bugatti den 18.3 Chiron. Die 18 im Namen stand für die Anzahl an Zylindern. Und Louis Chiron war Bugattis erfolgreichster Rennfahrer. Im gleichen Jahr wurde die Studie Bugatti Veyron 18.4 Concept auf der Tokyo Motor Show vorgestellt. Während die Studie mit einem 18-Zylindermotor und 555 PS auskommen musste, sollte das fertige Fahrzeuge nach Piëchs Wünschen mehr als 400 km/h erreichen. Dafür war am Ende fast doppelt so viel Leistung nötig als magere 555 PS. Im Jahr 2001 wird die Serienproduktion des Bugatti Veyron beschlossen – die finale Version soll 1.001 PS leisten.

4. Der gigantische W16-Motor

Doch wie presst man mehr als 1.000 PS aus einem Motor ohne die Haltbarkeit zu riskieren? Die Maschine im Veyron soll ja, wenn möglich, so lang wie möglich halten – und nicht nur zwei Wochen. Aus einem dreigeteilten 18-Zylinder mit drei Zylinderbänken mit je sechs Töpfen wurde ein W16 mit zwei Bänken á 8 Zylindern in V-Form. Beatmet wird das 8 Liter große Triebwerk von vier Turboladern und maximal 18,1 PSI Ladedruck, das entspricht ungefähr 1,25 bar. Zunächst hatten die Motoren-Entwickler mit diesem Triebwerk eine Menge Ärger: Die Kühlung des Aggregats gestaltete sich als äußerst schwierig. Die Lösung war einfach: mehr Kühlung. Insgesamt zehn Kühler verrichten im Veyron ihre Arbeit, 3 davon nur für den Motor.

5. Die damals hypermoderne Technik

Der Bugatti Veyron ist ohne Frage ein technisches Meisterwerk. Ein Fahrzeug zu konstruieren, das dauerhaft mit mehr als 1.000 PS zurecht kommt, ist bemerkenswert. Im Gegensatz zu heutigen Hybrid-Supersportwagen wie dem McLaren P1 oder dem Porsche 918 Spyder setzt der Veyron auf vergleichsweise robuste, erprobte Technologie. Bereits der EB 110 wurde von vier Turboladern zwangsbeatmet, das war also nicht neu. Auch nicht brandneu war die Technologie im eigens für den Veyron gebauten Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Doch dieses Getriebe musste gigantische 1.250 Nm maximales Drehmoment aushalten; zum Vergleich: ein Ferrari F12 stemmt mit 690 Nm nur die Hälfte. Beim Bugatti Veyron Super Sport, eine 1.200 PS starke "Sport“-Version sind es gar 1.500 Nm. Wie der McLaren P1 verfügte der Bugatti ebenfalls über aktive Aerodynamik, wie den Heckspoiler, der auch als Airbrake fungiert.

6. Die groteske Geschwindigkeit

Bereits Autos mit einer Leistung von mehr als 500 PS sind selten. Sehr selten. Und sie sind schnell, sehr schnell. Was wäre, wenn man nahezu doppelt oder im Falle des Bugatti Veyron Super Sport mehr als doppelt so viel Pferdestärken zur Verfügung hätte? Die Beschleunigungszahlen waren und sind nicht nur im Jahr 2005 beeindruckend. Der 1.001 PS starke Bugatti Veyron 16.4 beschleunigt in 2,5 auf 100 km/h, die 200er-Marke fällt nach 7,3 Sekunden – und 400 km/h werden nach 55,6 Sekunden erreicht. Der 1.200 PS starke Super Sport schafft letztere Hürde bereits nach 50 Sekunden. Der Veyron 16.4 erreicht seine Höchstgeschwindigkeit von 407 km/h nur in einem speziellen Modus, für den ein separater Schlüssel mitgeführt werden muss. Das kann der Fahrer dann für ungefähr 12 Minuten genießen. Danach ist der 100-Liter-Tank leer. Besser ist das, denn die Reifen würden sich nach 15 Minuten von der Karkasse lösen.

7. Die imageträchtigen Rekordfahrten

In seinem Debutjahr stellte der Bugatti Veyron 16.4 gleich einen Guinness-Weltrekord auf, nämlich den für das schnellste gebaute Serienfahrzeug. 407 km/h zeigte das Messgerät im Schnitt von zwei absolvierten Läufen auf dem Testgelände im niedersächsischen Ehra-Lessin an. Bisher lag der Rekord bei 372 km/h und wurde 1993 vom McLaren F1 mit BMW-Triebwerk aufgestellt. Die Freude bei Bugatti über die Tabellenführung währte nur 24 Monate. Der amerikanische Sportwagen SSC Ultimate Aero TT knackte den Rekord zwei Jahre später. Er fuhr 412 km/h schnell. Das ließ sich Bugatti nicht gefallen und verpasste dem Veyron ein Upgrade: von 1.001 ging es auf 1.200 PS. Und der Rekord für das schnellste Serienfahrzeug (431 km/h) wieder nach Molsheim, wo der Veyron gefertigt wurde. Doch die Konkurrenz schläft nicht.

8. Die kunstvolle Fertigung

Der Name Bugatti ist italienisch, die VW-Tochter hat ihre Fabrik jedoch im französischen Elsass, wo einst auch die Familie von Ettore Bugatti lebte. Wobei das Wort Fabrik wohl irreführend ist, denn mit Massenproduktion hat der Veyron nichts gemein. Pro Woche haben in der Fertigungszeit lediglich zwei Fahrzeuge das "Produktions-Atelier“, wie Bugatti seine Hallen nennt, verlassen. Der Bugatti Veyron entstand komplett in Handarbeit, an einem Fahrzeug werkelten acht Mechaniker bis zur Fertigstellung etwa drei Wochen lang. Legenden entstehen langsam.

9. Die ambitionierten Preise und der unprofitable Veyron

1.001 PS, drei Wochen Handarbeit und höchste Qualitätsmaßstäbe hatten ihren Preis. Bereits der ganz normale Bugatti Veyron 16.4 kostete etwa 1,16 Millionen Euro. Interessant ist, dass der Veyron zu keiner Zeit für Bugatti oder VW wirtschaftlich sinnvoll war – die lange Entwicklungszeit steigerte die Kosten ins Unermessliche. Der damalige Bugatti-Präsident Thomas Bscher sagte im Interview mit dem Magazin "Stern“: "Der Veyron wird niemals profitabel sein". Vielmehr ginge es um Prestige und den Erhalt der legendären Marke. Der 1.200 PS starke Super Sport war nochmals 500.000 Euro teurer als die Basis – dieser Preisaufschlag entspricht etwa zwei Ferrari F12 Berlinettas. Und die Sondermodelle waren teilweise noch kostspieliger. Manche kratzten an der 3-Millionen-Euro-Marke.

10. Die ewige Liste der Sondermodelle

Alle Sondermodelle aufzulisten würde wohl jeglichen Rahmen sprengen, häufig handelte es sich nur um geänderte Lackierungen oder spezielle Interieur-Ausstattungen bei gleicher Technik. Ungefähr 30 verschiedene Sondervarianten des Veyron verließen die Produktionsstätte in Molsheim, darunter zig Editionen der Typen Grand Sport (1.001 PS und offenes Dach), Grand Sport Vitesse (1.200 PS und offenes Dach) und Super Sport. Am berühmtesten dürfte die Reihe "Les Légendes de Bugatti" sein, die bedeutenden Persönlichkeiten ein Sondermodell widmete. Darunter etwa Jean Bugatti, Sohn von Ettore; oder Rembrandt Bugatti, dem jüngeren Bruder von Ettore, der ein Bildhauer war. Das letzte Legenden-Sondermodell ehrte dann den Firmengründer. Der Preis für den auf drei Exemplare limitierten, silber-blauen Veyron Grand Sport Vitesse betrug rund 2,35 Millionen Euro ohne Steuern.

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Sport Auto 03 / 2022

Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten