Zukunftsstrategie von PSA: Kommt der Citroen DS6 nach Europa?

Zukunftsstrategie von Peugeot, Citroen, DS
Kommt der Citroen DS6 nach Europa?

Veröffentlicht am 25.06.2015

Die schlimmsten Jahre scheint PSA hinter sich zu haben. Im Zuge der Wirtschaftskrise war der französische Autobauer mit seinen Marken Peugeot und Citroën gewaltig unter die Räder geraten. Der Umsatz brach um Milliarden ein, die Verluste stiegen in astronomische Sphären, der Autoabsatz fiel unter die drei Millionen Marke.

PSA-Absatzzahlen steigen

2014 kratzte PSA wieder daran. Die Franzosen verbuchten 2,939 Millionen verkaufte Fahrzeuge weltweit. Ein Plus von 4,3 Prozent. Macht Platz neun der größten Autobauer der Welt. Besonders stark legte man mit 32 Prozent in China zu – unter anderem dem Einstieg vom chinesischen Autobauer Dongfeng geschuldet, der PSA beflügelte. Rund 734.000 Autos setzte PSA im vergangenen Jahr im Reich der Mitte ab. Das entspricht einem Viertel des Gesamtabsatzes. Doch auch in Europa herrscht Wachstum. 1,761 Millionen verkaufte Fahrzeuge bedeuteten ein Plus von 8,1 Prozent.

Durch den steigenden Fahrzeugabsatz verbesserte PSA den Umsatz leicht von 53,0 auf 53,6 Milliarden Euro. 2011 betrug er allerdings noch 58,5 Milliarden. Es gibt also noch reichlich Luft nach oben für den Konzern, zumal der Verlust von 555 Millionen Euro verglichen zu den vergangenen Jahren zwar drastisch eingedämmt wurde, aber immer noch sehr hoch ist.

Produktportfolio schrumpft um 18 Fahrzeuge

PSA will für die Zukunft an mehreren Stellschrauben drehen. Das Produktportfolio soll gestrafft werden, gleichzeitig aber neue Autos auf den Markt gebracht werden. Und in Deutschland wollen die Franzosen das Händlernetz umstricken. Der Reihe nach: Ohne Nutzfahrzeuge und Kooperationsmodelle wie zum Beispiel den Citroën C4 Aircross (Baugleich zu Mitsubishi ASX) zählt PSA 45 Autos in seinem Sortiment. Aus Sicht des Konzerns zu viele. Deshalb vergraben die Franzosen nach und nach Fahrzeuge auf dem Autofriedhof. Zum Beispiel den RCZ oder 308 CC. Weil sie sich für den Konzern nicht rechnen.

Die Wunschzahl heißt 27, davon sollen 13 bis 14 aus dem Peugeot-Lager stammen, sieben bis acht von Citroën kommen und sechs von der 2014 gegründeten Edelmarke DS. "Wir müssen uns auf weniger Fahrzeuge weltweit konzentrieren und dafür bessere Produkte herstellen. Wenn wir unsere Ressourcen bündeln und besser verteilen, können wir in allen Bereich zulegen, bessere Motoren, Getriebe usw. bauen“, sagt Albéric Chopelin, Generaldirektor der Peugeot Citroën Deutschland GmbH.

Neuer DS-SUV und neue Limousine

Jedoch will PSA nicht nur Modelle streichen, sondern auch neue auf den Markt werfen. Ohne konkret zu werden, ist von einem SUV die Rede. In diesem Bereich haben die Franzosen noch Nachholbedarf. Etwas konkreter werden die Verantwortlichen, wenn es um DS geht. Aktuell bietet PSA in Europa DS3, DS3 Cabrio, DS4 und DS5 an. In Zukunft sollen noch drei Fahrzeuge hinzukommen. Zwei davon oberhalb des DS5. In Planung sind eine Limousine und ein Edel-SUV. So einen wie es ihn in China mit dem DS6 WR bereits gibt. "Aber auch zwischen DS3, DS4 und DS5 ist noch Platz. Zum Beispiel für einen SUV", erklärt Chopelin.

2017/2018 soll das erste komplett neue DS-Modell kommen. Ebenfalls wichtig: Neue Fahrzeuge will PSA nicht mehr nur für einen, sondern alle Märkte konzipieren. Einen Fehler wie beim DS6 WR oder DS5 LS, die nur für China entwickelt wurden, darf es in Zukunft nicht mehr geben.

Doch fährt PSA mit seiner Edel-Marke DS wirklich gut? Schließlich kämpft man speziell gegen Konkurrenten wie Audi, BMW und Mercedes. "Es gibt im Premium-Segment keine Luft mehr dafür, einen neuen Audi, BMW oder Mercedes zu schaffen", meint Chopelin. Ein Klon funktioniert also nicht, was dann? "Wir analysieren die Märkte ganz genau und fragen uns zum Beispiel, warum Lexus es in Deutschland nicht geschafft hat. Es geht für uns darum, eine Nische zu finden. Wir müssen es auf unsere Art machen, eine Geschichte aufbauen und Luxus a la francaise anbieten, uns um Details kümmern."

Keine konkreten Äußerungen

Auf Konkretes gibt Chopelin nur vage Hinweise. DS-Modelle sollen nicht von der Stange sein, sich von anderen durch ihr Design klar abheben, und Autos sein, die eben nicht jeder fährt. Dann stellt er die Frage: "Was heißt Premium? Geht es dabei nur um das Blech? Oder steckt mehr dahinter?"

Könnte heißen: Auch am Servicecharakter soll sich Premium festmachen. Zum Beispiel, indem man Kunden lästige Aufgaben wie einen Werkstattbesuch abnimmt, indem man das Auto abholt und nach der Reparatur/Inspektion zurückbringt. „Wir wollen gerade von Kunden erfahren, was sie nicht so mögen“, sagt Chopelin weiter.

Bezüglich der neuen Strukturen für Deutschland wird PSA griffiger. Von der gestrafften Palette und den bald kommenden neuen Fahrzeugen erhofft man sich einen Sprung nach vorne. "Wir sind der zweitgrößte Autobauer in Europa. In Deutschland werden wir dieser Position aber nicht gerecht", findet Chopelin klare Worte. Zwar legten sowohl Peugeot (insgesamt rund 70.000 Fahrzeuge) als auch Citroën (etwa 62.000 Fahrzeuge) im letzten Jahr gemeinsam um 6,5 Prozent zu, doch mit einem Marktanteil von je unter zwei Prozent hinkt man den Erwartungen hinterher.

Peugeot Citroën Deutschland baut Stellen ab

Was wollen Peugeot und Citroën Deutschland ändern? 1. Die Organisation. 2. Das Händlernetz. 3. die Präsentation der Marken. 2015 baut die Peugeot Citroën Deutschland GmbH 140 der rund 400 Stellen ab. Weil man die Strukturen effizienter machen will. Die Ressourcen werden gebündelt: beispielsweise im Marketing, Vertrieb, in der Logistik oder bei Events. Um die drei Marken unter einem Dach besser zu verwalten.

Kommunikationschef Stephan Lützenkirchen veranschaulicht scherzhaft: "Früher habe ich mich nur morgens um Peugeot gekümmert. Jetzt mache ich nachmittags Citroën und DS, und dann noch mit bei den Events." Vom Unternehmen heißt es, dass für die entlassenen Mitarbeiter neue Perspektiven geschaffen wurden. Sie sollen zum Beispiel im Handel oder bei Partneragenturen unter gekommen oder in Frührente sein. 

Modelle besser "verkaufen"

Zum 1. Juni fusionierten die Peugeot Commerce GmbH und die Citroën Commerce GmbH zu einer Einheit. Jetzt läuft das Firmen-Händlernetz unter der Peugeot Citroën Retail GmbH. Private Händler sind von der Maßnahme nicht betroffen. 48 Standorte in Deutschland werden nun Schritt für Schritt überarbeitet und die drei Marken darin zusammengeführt. Dadurch sollen Kunden gewonnen werden. Bei drei ausgestellten Marken in einem Autohaus ist die Trefferquote höher als bei nur einer. An den 48 Standorten werden bislang rund 57.000 Autos vom Gesamtjahresumfang abgesetzt.

In Deutschland will man auch die Darstellung der Modelle verbessern. Los geht es bei ganz banalen Dingen. Man vereinfacht die Preislisten und Kataloge, indem man unnötige Ausstattungen rausschmeißt. "In Niveau 1 für den Peugeot 108 gab es beispielsweise die Klimaautomatik als Option. Sie wurde aber nie genommen", so Chopelin.

"Wir müssen unsere aktuellen Produkte besser verkaufen. Ein Peugeot 308 ist nicht schlechter als ein Golf, Focus, Mégane oder Astra", sagt Chopelin selbstbewusst. Speziell für Deutschland hat man Marketing-Kampagnen aufgelegt. "Impress yourself" heißt sie bei Peugeot, "le charactere" bei Citroën. Ein dynamischer und selbstbewusster Auftritt soll vermittelt werden. Offensiver sollen auch technische Errungenschaften übermittelt werden. Zum Beispiel, dass man nach eigenen Aussagen im CO2-Verbrauch seiner Flotte mit 112 g/km Spitze in Europa ist.