Sébastien Loeb hat seine einzigartige Erfolgsstory bei der Rallye Deutschland mit dem achten Sieg nacheinander fortgesetzt. Der Rekord-Champion aus Frankreich fuhr am Sonntag (22.8.) nach 19 Prüfungen mit einer Gesamtlänge von 407,31 Kilometern im C4 einen Vorsprung von 51,3 Sekunden auf seinen spanischen Citroën-Teampartner Dani Sordo heraus. Sein französischer Landsmann Sébastien Ogier (2:13,3 Minuten zurück) komplettierte den ersten Dreifach-Triumph für den französischen Autohersteller in Trier.
Start-Ziel-Sieg für Dauersieger Loeb
„Das ist ein unglaublicher Sieg, der achte in Folge“, freute sich der Ausnahmepilot aus dem Elsass über seine neue Bestmarke. „Ich habe bei dieser Rallye immer ein gutes Gefühl. Es sieht fast so aus, als ob ich hier nicht zu schlagen bin.“ Loeb fuhr mit seinem Citroën C4 WRC nach dem WM-Lauf in Bulgarien seinen zweiten Start-Ziel-Sieg 2010 ein und bewies damit zum zweiten Mal in diesem Jahr seine Stärke auf Asphalt.
Sein Teamkollege Dani Sordo konnte am Freitag in den Weinbergen rund um Trier als einziger Pilot die Zeiten des Weltmeisters mitgehen. Die übrige Konkurrenz wie etwa Jari-Matti Latvala und Mikko Hirvonen fing sich teilweise pro Wertungsprüfungs-Kilometer eine halbe Sekunde Rückstand ein. Nach WP 3 betrug der Abstand des drittplatzierten Ford-Piloten Latvala auf Loeb bereits 37 Sekunden.
Getriebeschaden stoppt Hirvonen
Ford-Pilot Mikko Hirvonen wurde am Ende des ersten Tages bei der Rallye Deutschland auf Platz fünf geführt, 1,14 Minuten hinter Loeb. Sein Teamkollege Latvala lag zu diesem Zeitpunkt noch auf Podestkurs (Platz 3). Hirvonen mangelte es am Vertrauen in sein Fahrzeug. Am Samstag legten dann Getriebeprobleme seinen Ford Focus WRC lahm. Damit war die Rallye für Hirvonen gelaufen: „Ich hatte hier nicht das Vertrauen wie noch vor zwei Jahren, vor allem in den Highspeed-Kurven. Das änderte sich am Samstag, doch dann ereilte uns die Getriebeprobleme“, so der 30-jährige Finne.
Latvala besiegt Angst vor Asphalt
Jari-Matti Latvala, der nach seinem Sieg bei der Rallye Finnland mit breiter Brust nach Trier gereist war, verlor den dritten Platz am Samstag nach einem Dreher auf der Panzerplatte, der ihn letztlich 20 Sekunden kostete. Dennoch zeigte er sich mit dem vierten Gesamtrang am Ende durchaus zufrieden: „Die Rallye hat mit Spaß gemacht und ich bin mit meiner Leistung wirklich zufrieden. Dies ist die härteste Asphaltrallye des Jahres und ich hatte vor dem Start schon ein wenig Angst. Aber das hat sich nun geändert. Ich fühle mich nun auf Asphalt wohler als je zuvor. Künftig muss ich mir vor Asphaltrallyes keine Sorgen mehr zu machen.“
Petter Solberg im Pech
Pech hatte auch Publikumsliebling Petter Solberg in seinem Citroën C4 WRC bereits in der ersten WP der Rallye. Der Norweger fing sich einen Plattfuss ein. „Ich habe versucht, die Prüfung noch zu beenden. Doch irgendwann ist der Reifen dann komplett von der Felge gesprungen und ich musste in der WP anhalten, um ihn zu wechseln,“ gab Petter per Rallye-Radio zu Protokoll. Das kostete ihn gleich zu Beginn zwei Minuten und beraubte den sympathischen Norweger jeglicher Siegchancen.
Dass Solberg bei der Rallye Deutschland durchaus um den Sieg hätte mitfahren können, belegen seine fünf Bestzeiten – unter anderem auf der prestigeträchtigen, 48,5 Kilometer langen Panzerplatte. Das Schicksal sollte am Freitag sogar ein weiteres Mal in Form eines erneuten Plattfußes zuschlagen. Am Ende kämpfte sich „Mr. Hollywood“ dank seiner ambitionierten Fahrweise noch auf Gesamtplatz fünf nach vorne.
Ken Block avanciert zum Publikumsliebling – Neues Gymkhana-Video am Dienstag
US-Star Ken Block bestritt bei der Rallye Deutschland seine erste Asphaltrallye überhaupt. Bereits auf WP 1 musste der 42-jährige Youtube-Star jedoch neidlos anerkennen, dass es für ihn noch viel zu lernen gibt: Auf der 23,9 Kilometer langen Prüfung betrug sein Rückstand auf Loeb ganze 1,11 Minuten. Block hielt sich jedoch zum Ende des ersten Rallyetages wacker in den Punkten (Platz 10). Am Samstag belegte er sogar den neunten Gesamtrang, bevor ihn ein Schaden an der Lichtmaschine zur Aufgabe zwang. Zuvor hatte sich Ken Block jedoch mit seiner äußerst spektakulären Fahrweise in die Herzen der Fans gedriftet. Auf der 48,5 Kilometer langen Panzerplatte-Prüfung zirkelte er seinen Ford Focus WRC in wilden Drifts um die Kurven, was bei den Zuschauern für wahre Jubelstürme sorgte (siehe Video). Im kommenden Jahr wird Block seine erste volle WRC-Saison bestreiten. Im Rahmen der Rallye Deutschland gab Block zudem bekannt, dass sein neues Gymkhana-Video am morgigen Dienstag, 24.8., Premier feiern wird.
Am Samstagmittag hingen schwarze Rauchwolken über der Rallye. Bei einem Feuerunfall mit ihrem Mitsubishi Lancer wurden die Niederländer Jasper van der Heuvel und Martine Kolman mit Brandverletzungen in eine Spezialklinik geflogen. Der Fahrer zog sich dabei leichte Brandverletzungen im Gesicht zu. Beifahrerin Martine Kolman erlitt jedoch schwerere Brandverletzungen an den Händen und im Gesicht. Lebensgefahr soll nicht bestanden haben.
Bester Ford-Pilot war nach dem Ausfall des finnischen Vize-Champions Mikko Hirvonen (Getriebe) dessen Landsmann Jari-Matti Latvala als Vierter (Rückstand: 2:33,9 Minuten). In der WM-Wertung baute Loeb mit dem vierten Saisonerfolg und seinem 59. Gesamtsieg die Führung auf 191 Punkte aus. Der 36-Jährige liegt jetzt schon 54 Zähler vor seinem Markenkollegen Sébastien Ogier.
Ex-Formel 1-Weltmeister Kimi Räikkönen erzielte auf der letzten Prüfung,d em Circus Maximus in der Trierer Innenstadt seine erste WM-Bestzeit. Seinen ersten Rallye-Auftritt in Deutschland beendete der Finne im Citroën C4 auf dem siebten Platz (Rückstand: 8:50,5 Minuten).
Bester Deutscher auf Platz 23.
Wie bei der letzten WM-Auflage vor zwei Jahren 2008 war Hermann Gaßner junior aus dem bayerischen Surheim wieder bester Deutscher. Er konnte sich gegenüber 2008 noch um vier Plätze auf den 23. Gesamtrang (Rückstand: 31:05,3 Minuten) verbessern. In der Wertung der Produktionswagen-WM (Gruppe N) erreichte er mit einem Rückstand von 4:31,2 auf seinen führenden Mitsubishi-Kollegen Armindo Araujo (Portugal) den vierten Rang und seine ersten zwölf WM-Punkte. „Wir sind mit diesem Ergebnis bei der sehr anspruchsvollen Rallye durchaus zufrieden“, kommentierte der deutsche Rallye-Meister Gaßner sein Ergebnis.
Ergebnisse 9. Lauf, Rallye Deutschland, Endstand (19 Prüfungen/405,67 km/1192,99 Gesamt-km):
1. Sébastien Loeb/Daniel Elena (Frankreich/Monaco) – Citroën C4 3:59:38,3 Std.;
2. Daniel Sordo/Diego Vallejo (Spanien) – Citroën C4 + 0:51,3 Min.;
3. Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (Frankreich) – Citroën C4 + 2:13,3;
4. Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (Finnland) – Ford Focus + 2:33,9;
5. Petter Solberg/Chris Patterson (Norwegen/Großbritannien) – Citroën C4 + 6:47,7;
6. Matthew Wilson/Scott Martin (Großbritannien) – Ford Focus + 8:46,7;
7. Kimi Räikkönen/Kaj Lindström (Finnland) – Citroën C4 + 8:50,5;
8. Khalid Al Qassimi/Michael Orr (Vereinigte Arabische Emirate/Großbritannien) – Ford Focus + 17:36,5;
9. Mark van Eldik/Robin Buysmans (Niederlande) – Subaru Impreza + 17:53,0;
10. Patrik Sandell/Emil Axelsson (Schweden) – Skoda Fabia + 17:58,8;
Fahrer-Wertung, nach 9 von 13 Läufen:
1. Sébastien Loeb (Frankreich) – Citroën Total 191 Pkt.
2. Sébastien Ogier (Frankreich) – Citroën Junior Team 133
3. Jari-Matti Latvala (Finnland) – BP-Ford Abu Dhabi 117
4. Petter Solberg (Norwegen) – Petter Solberg 100
5. Daniel Sordo (Spanien) – Citroën Total 95
6. Mikko Hirvonen (Finnland) – BP-Ford Abu Dhabi 86
7. Matthew Wilson (Großbritannien) – Stobart M-Sport 56
8. Federico Villagra (Argentinien) – Munchis 26
9. Henning Solberg (Norwegen) – Stobart M-Sport 25
10. Kimi Räikkönen (Finnland) – Citroën Junior Team 21
Team-Wertung, nach 9 von 13 Läufen:
1. Citroën Total 308 Pkt.
2. BP-Ford Abu Dhabi 222 Pkt.
3. Citroën Junior Team 168 Pkt.
4. Stobart M-Sport 118 Pkt.
5. Munchi's 40 Pkt.