MISSING :: structure.inactiveTabOverlay
{"irCurrentContainer":"9441385","configName":"structure.inactiveTabOverlay"}
MISSING :: ads.vgWort
{"irCurrentContainer":"9441385","configName":"ads.vgWort"}

VW-Führungskrise nach Piech-Rücktritt
Piëch gegen neue Aufsichtsräte - Wie geht es nun weiter?

Der Rücktritt von Ferdinand Piëch als Aufsichtsratschef von Volkswagen kam im aktuellen Führungsstreit rund um den amtierenden VW-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn für alle Beobachter überraschend. Wie geht es nun weiter? Unterdessen hat VW zwei neue Aufsichtsräte bestimmt, sie kommen aus der Familie Piëch. Aber der Patriarch widerspricht. Siehe Chronologie.

Piëch gegen neue Aufsichtsräte - Wie geht es nun weiter?

Wird Winterkorn vorzeitig Aufsichtsrats-Chef?

Das einzige was fest steht sind zwei Termine, am 4.5. tagt der VW-Aufsichtsrat unter dem Vorsitz des kommissarischen Vorsitzenden Berthold Huber. Einen Tag später wird Huber dann auch die Ordentliche Hauptversammlung des Konzerns leiten. Bis zu diesem Zeitpunkt wird es einen neue Aufsichtsrats-Vorsitzenden und vielleicht auch einen neuen VW-Vorstandschef geben. Die Suchen laufen auf Hochtouren.

Unsere Highlights

Als möglicher Kandidat für den Vorsitz des Aufsichtsrates gilt VW-Boss Martin Winterkorn, der sich in der Führungskrise bisher durchgesetzt hat und ohnehin Piëch 2017 beerben sollte. Sein Vertrag als Konzernchef läuft noch bis 2016, das Präsidium des Aufsichtsrates hat eine Vertragsverlängerung kürzlich vorgeschlagen. Experten hoffen jetzt jedoch, dass es früher einen Generationenwechsel an der Spitze der Geschäftsführung geben wird und Winterkorn in den Aufsichtsrat wechselt.

Auf keinen Fall Wolfgang Porsche!

Denn Winterkorn steht wie auch Piëch für einen eher altbackenen, patriarchischen und zentralistischen Führungsstil, den Insider als extrem hinderlich für die strategische Neuausrichtung des Konzerns ansehen. Des Weiteren bescheinigt man Winterkorn eher einen pragmatischen als einen visionären Charakter. Sollte Winterkorn tatsächlich erst 2017 als Boss in den Aufsichtsrat wechseln, müsste VW auf dem Posten mit einer Übergangslösung agieren – das könnte für den Zeitraum Berthold Huber sein oder eine anderer Kandidat – sicher auch nicht förderlich, den VW-Dampfer nachhaltig auf Kurs zu halten.

Das Vorschlagsrecht für den Nachfolger Piëchs liegt bei der Kapitalseite. Hier geben die Eigentümer-Familien den Ton an, halten sie über die Porsche SE Holding doch 50,7 Prozent der Aktien. Die Chance ist groß, dass es dann ein Mitglied des Familien-Clan sein könnte. Zunächst kristallisierte sich der Name Wolfgang Porsche heraus aber Piëch soll direkt nach seinem Rücktritt gesagt haben, es dürfe auf keinen Fall sein Cousin sein. Auch ein Bruder Ferdinand Piëchs, Michel Piëch, oder Ferdinand Oliver Porsche stehen oben auf der Kandidatenliste - bis zur Aufsichtsrats-Sitzung dürfte die jedoch jeden Tag länger werden.

Egal, wer das Rennen um den Vorsitz im Aufsichtsrat machen wird – insgesamt 6 Nachfolger für den Winterkorn-Posten als Vorstandschef stehen schon in den Startlöchern. In unserer Fotoshow zeigen wir, wer welche Chancen hat.

Der verrückte VW-April - wie in wenigen Tagen aus einem Autobauer mit globalem Führungsanspruch, eine Autoriese mit Führungskrise wurde: Eine Chronologie der Ereignisse:

10.4.2015:
VW-Aufsichtsrats-Chef Ferdinand Piëch attackiert ohne Vorwarnung seinen Duz-Freund und den Vorstandschef von Volkswagen in einem Interview mit dem Spiegel mit nur einem Satz: "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn". VW-Aufsichtsrat Hans Michel, jüngerer Bruder von Ferdinand Piëch wirft laut Spiegel Winterkorn vor, die Probleme im US-Geschäft nicht in den Griff zu bekommen und beim Projekt "Budget-Car" immer noch keine Entscheidung getroffen zu haben. Einig Aufsichtsräte stellen sich direkt nach der Veröffentlichung hinter Winterkorn, so z.B. Betriebsratschef Bernd Osterloh. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil war laut Spiegel "unangenehm überrascht". Unklar bleiben die Beweggründe für die öffentliche Distanzierung. Immer wieder wird als möglicher Grund das schlechte US-Geschäft genannt – auf der anderen Seite hat Winterkorn seit seinem Amtsantritt den Umsatz des Konzerns verdoppelt. Mehr zur Bilanz von Martin Winterkorn hier.

13.4.2015:
Piëchs-Vize Huber im Aufsichtsrat stellt sich vor Winterkorn: "Wir haben mit Herrn Winterkorn einen hervorragenden Automobilisten und Vorstandsvorsitzenden, der unser vollstes Vertrauen hat.“

15.4.2015:
Miteigentümer Katar nimmt erstmals Stellung zur VW-Führungskrise: "Beim amtierenden Vorstandschef Martin Winterkorn auf Distanz zu gehen, ohne eine mit dem Aufsichtsrat abgestimmte Alternative präsentieren zu können, ist nicht im Sinne von QIA", heißt es im Handelsblatt. QIA (Qatar Investment Authority) ist ein Staatsfond, der 17 Prozent der Stimmrechte bei VW hält.

16.4..2015:
Das Präsidium des Aufsichtsrates von VW tagt in Salzburg. Neben Ferdinand Piëch gehören zu dem 6-köpfigen Gremium Wolfgang Porsche, Stephan Weil als Ministerpräsident von Niedersachsen, VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh und dessen Vize Stephan Wolf sowie Berthold Huber von der IG Metall und Stellvertreter Piëchs im Aufsichtsrat. Auch Martin Winterkorn nimmt an dem 6-stündigen Treffen teil. Bis auf Ferdinand Piëch stellen sich alle Präsidiumsmitglieder vor Winterkorn und droht dem uneinsichtigen AR-Boss, dass man ihm den Rücktritt nahelege. Ohne Beschluss vertagt man sich auf den nächsten Tag.

17.4.2015:
Ferdinand Piëch feiert seinen 78. Geburtstag. Der Konzern gibt eine kurze Erklärung ab, in der VW-Boss WInterkorn im Amt bleibt und man dem Kontrollgremium die Vertragsverlängerung empfiehlt. "Das Präsidium des Aufsichtsrates der Volkswagen AG stellt fest, dass Professor Dr. Martin Winterkorn der bestmögliche Vorsitzende des Vorstands für Volkswagen ist. Das Präsidium legt großen Wert darauf, dass Herr Professor Dr. Winterkorn seine Funktion als Vorsitzender des Vorstands auch weiterhin so aktiv und erfolgreich wie bisher verfolgt und hat hierbei die uneingeschränkte Unterstützung des Gremiums. Das Präsidium wird dem Aufsichtsrat jetzt vorschlagen, den Vertrag von Herrn Professor Dr. Winterkorn in der Februar-Aufsichtsratssitzung des Jahres 2016 zu verlängern."

18.4.2015:
Der Machtkampf ist nicht entschieden, Experten vermuten, das Piëch die Niederlage nicht auf sich sitzen lassen wird. In der "Bild am Sonntag" wird ein Aufsichtsratsmitglied zitiert mit der Aussage: "Die Mehrheit ist gegen Piëch". Für eine Ablösung sind 14 Stimmen erforderlich, zu den 10 Stimmen der Arbeitnehmerseite sollen auch die Vertreter Niedersachsens und der der Porsche-Familie Piëch abwählen.

19.4.2015
Rückendeckung für Piëch: Aufsichtsratsvize Huber sagt dem Spiegel: "Es gibt keinen Grund, den Rücktritt von Dr. Piëch zu betreiben."

23.4.2015:
Der NDR und die Deutsche Presseagentur (dpa) berichten: Piëch will Martin Winterkorn doch ablösen und habe bei einem Treffen in Stuttgart bereits bei den Familien Piëch und Porsche für einen möglichen Nachfolger geworben. So soll er bereits Porsche-Chef Matthias Müller für die Nachfolge Winterkorns in Stellung gebracht haben. Piëch dementiert noch am gleichen Tag gegenüber dem Spiegel: "Herr Winterkorn und ich haben uns vergangene Woche ausgesprochen und uns auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit geeinigt. Ich betreibe seine Ablösung nicht."

25.4.2015:
Der Rücktritt Piëchs. In einer Pflichtmitteilung des Konzerns legt Ferdinand Piëch sein Mandat als Chef des Aufsichtsrates mit sofortiger Wirkung nieder. Auch seine Frau Ursula tritt von ihrem Posten als Aufsichtsrat zurück. Kommissarisch wird der stellvertretende Aufsichtsrats-Chef Berthold Huber dem Kontrollgremium vorstehen.

Die Erklärung von VW im Wortlaut:

  1. Die Mitglieder des Präsidiums haben einvernehmlich festgestellt, dass vor dem Hintergrund der vergangenen Wochen das für eine erfolgreiche Zusammenarbeit notwendige wechselseitige Vertrauen nicht mehr gegeben ist.
  2. Vor diesem Hintergrund hat Prof. Dr. Ferdinand K. Piëch sein Amt als Vorsitzender des Aufsichtsrates sowie alle seine Aufsichtsratsmandate innerhalb des Volkswagen Konzerns mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Auch Frau Ursula Piëch hat alle ihre Aufsichtsratsmandate im Volkswagen Konzern mit sofortiger Wirkung niedergelegt.
  3. Die Führung der Geschäfte des Aufsichtsratsvorsitzenden wird kommissarisch der Stellvertretende Vorsitzende Berthold Huber übernehmen. Herr Huber wird auch die Aufsichtsratssitzung am 4. Mai 2015 und die Hauptversammlung am 5. Mai 2015 leiten.
  4. Unter der Leitung von Herrn Huber werden Vertreter der Anteilseigner und Arbeitnehmer den dann zur Wahl zu stellenden Vorsitzenden in vertrauensvoller Zusammenarbeit festlegen. Die Wahl des künftigen Vorsitzenden des Volkswagen Aufsichtsrats erfolgt auf Vorschlag der Kapitalseite.

27.4.2015:
Katar plant einen Neubesetzung für einen der beiden Aufsichtsratsmandate. Das Emirat will den Militärwissenschaftler und Luftwaffenpiloten Sheikh Abdullah Bin Mohammed Bin Saud Al-Thani in das Konrollgremium entsenden.

30.4.2015:
Auf Antrag des VW-Vorstands sind Frau Dr. Louise Kiesling und Frau Julia Kuhn-Piëch vom zuständigen Amtsgericht Braunschweig mit sofortiger Wirkung zu Mitgliedern des Aufsichtsrats der Volkswagen AG bestellt worden. Nach Informationen der "Bild"-Zeitung widersprach Piëch jedoch der Nominierung seiner beiden Nichten. Er hält nichts von der Entscheidung, seine Nichten als Aufsichtsräte einzusetzen. Er will eigene Kandidaten durchsetzen, meldet der Spiegel. Beide seien zu unerfahren und hätten bislang kaum Berührung mit der Autoindustrie. Piëchs eigene Kandidaten sind laut "Bild" der ehemalige BMW-Manager und langjährige Linde-Chef Wolfgang Reitzle und Ex-Siemens-Vorstandsmitglied Brigitte Ederer.

Dr. Louise Kiesling PhD (RCA) ist 57 Jahre alt und hat nach ihren Studienabschlüssen in Modedesign (Universität für Angewandte Kunst, Wien) und Automobildesign (Royal College of Art, London) als Designerin in Deutschland, Österreich und Großbritannien gearbeitet. Sie ist Gesellschafterin und Geschäftsführerin mehrerer Wirtschaftsunternehmen, darunter befindet sich die Textilmanufaktur Backhausen GmbH (Hoheneich, Österreich).

Julia Kuhn-Piëch (34 Jahre) hat in Wien das Studium der Rechtswissenschaften abgeschlossen und anschließend an der Technischen Universität Wien Immobilien- und Liegenschaftsmanagement studiert. Sie ist als selbstständige Immobilienmanagerin tätig und gehört seit 2014 dem Aufsichtsrat der MAN Truck & Bus AG an. Louise Kiesling ist eine Tochter von Louise Daxer-Piëch, Schwester Ferdinand Piëchs. Julia Kuhn-Piëch ist eine Tochter von Hans Michel Piëch, der ebenfalls im VW-Aufsichtsrat sitzt. Hans Michel ist der jüngere Brüder von Ferdinand Piëch. Mit der Bestellung erfüllt der Aufsichtsrat von VW bereits jetzt schon die Frauenquote von 30 Prozent, die ab 2016 gilt.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 21 / 2024

Erscheinungsdatum 26.09.2024

148 Seiten