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VLN-Vorschau Finallauf 2011
Saison-Schlussspurt am Nürburgring

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Das Manthey-Team fand zum VLN-Saisonende 2011 wieder zurück auf die Siegerstraße: Lucas Luhr und Arno Klasen holten zwei Siege in Folge. Der Erfolg war beide Male eine Frage von Sekunden - und von Litern.

 VLN-Langstreckenmeisterschaft 2011
Foto: BR-Foto

Olaf Manthey gehört nicht unbedingt zu den Menschen, die permanent ein Dauergrinsen im Gesicht tragen. Erstens entspricht das nicht seinem Naturell, und zweitens ist der Teamchef einfach viel zu ernsthaft in allem, was er tut. Doch seine Gesichtszüge vor dem achten Saisonlauf der Langstreckenmeisterschaft Ende September verrieten schon ein hohes Maß an Missmut. Der Grund war für alle Interessierten in den VLN-Ergebnislisten der Saison 2011 zu finden: Sein Porsche-Team, das im Nürburgring-Rennsport seit Jahren den Standard definiert, hatte nach sieben Saisonläufen nicht einen einzigen Sieg auf dem Konto. Sieben unterschiedliche Teams teilten sich die Siegerlorbeeren - doch von Manthey keine Spur. Nur beim 24h-Rennen am Nürburgring konnte das Vorzeigeteam aus Meuspath die oberste Sprosse des Podiums erklimmen.

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Porsche und damit auch Olaf Manthey haderten die gesamte Saison über mit den technischen Einstufungen am Nürburgring. Unter anderem auch deshalb wechselte die Mannschaft in schneller Folge vom GT3-Auto auf das GT2-Projektil und im Sommer wieder zurück auf den Porsche 911 GT3 R. Manchmal verhinderte schieres Pech einen wohlverdienten ersten Saisonsieg, ein anderes Mal wurde das traditionell in den Farben Gelb und Grün lackierte Topauto des Manthey-Teams durch Unfälle zurückgebunden. Die Saisonbilanz war nach Manthey-Maßstäben jedenfalls bescheiden - besonders im Vergleich mit den Vorjahren.

Ende der Pechsträhne trotz Tank-Poker

Ende September hatte die Strähne der Erfolglosigkeit ein Ende: Beim achten Lauf siegten Stamm-Profi Lucas Luhr und Arno Klasen, keine drei Wochen später doppelte das Duo beim neunten Lauf mit einem weiteren Sieg nach. Beide Siege waren das exakte Gegenteil dessen, was man im Rennsport einen Spaziergang zu nennen pflegt: Beim achten Lauf ging es um Sekundenbruchteile - und noch ein bisschen weniger. Das Manthey-Team war in einen harten Zweikampf mit dem Audi R8 des Phoenix-Teams verstrickt. Als Lucas Luhr zum letzten Splash&Dash-Stopp kurz vor Schluss an die Box kam, war klar, dass nur die absolut notwendige Menge an Benzin in den Tank fließen würde. „Denn Stippler saß uns im Genick“, so Schlussfahrer Luhr, der in der Tat direkt vor Stippler wieder zurück auf die Bahn schoss. Alles schien angerichtet für eine phantastische Schlussrunde.
 
Die schöne Aussicht auf ein gewaltiges Finale verpuffte bereits fünf Kilometer später. Luhr: „In der Arembergkurve verrauchte direkt vor mir ein Clio-Motor. Ich konnte gerade noch die Kupplung treten, rutschte endlos sideways und kam mit großer Not und kurz vor dem Kiesbett noch außen um die Kurve herum.“ Frank Stippler hatte weniger Glück: „Ich sah noch im Rückspiegel, wie Frank ins Kiesbett rauschte und in die Leitplanken einschlug“, so Luhr. Der Krimi war vorbei, zumindest fast: „Teamchef Olaf Manthey kam an den Funk - was selten genug vorkommt - und sagte, ich müsste jetzt unbedingt Sprit sparen“, so Luhr. „Ich schaltete extrem früh hoch und ließ das Auto bergrunter nur noch rollen.“ Das Manthey-Team hatte beim letzten Stopp die Nachtankmenge ultraknapp kalkuliert, um keine Track-Position, sprich die Führung, zu verlieren. Doch jetzt wurde der Sprit knapp und das Reglement fordert, dass im Ziel mindestens drei Liter Benzin im Tank sein müssen. Bei der Überprüfung nach dem Rennen wurden 3,2 Liter vorgefunden - der erste Saisonsieg hing also am seidenen Faden. Dafür war der Knoten endlich geplatzt.

Drei Wochen später war das Manthey-Team mit Luhr und Klasen abermals in einen harten Zweikampf verstrickt, diesmal mit dem Mercedes SLS AMGT GT3 des Teams von Peter Mamerow. Und wieder sollte jede Sekunde zählen. Dabei hatten Luhr und Klasen den Nachteil, von Startplatz 21 ins VLN-Rennen gehen zu müssen, weil während des Zeittrainings der zweite Gang des Sechsganggetriebes Zicken machte. „Wir hatten kein Ersatzgetriebe mehr, weil wir am Vortag schon beim Haribo-Auto die Schaltbox wechseln mussten“, sagt Manthey. Die Mechaniker des Teams vollbrachten ein kleines Wunder: In anderthalb Stunden wurde das malade Getriebe ausgebaut, repariert und wieder an seinem angestammten Platz montiert. „Eine außergewöhnliche Leistung“, lobte der stolze Teamchef.
 
Das Rennen wurde durch eine Unterbrechung in zwei Teile zerrissen: Nach 70 Rennminuten ereigneten sich unabhängig voneinander drei Unfälle, so dass alle Streckensicherungswagen im Einsatz waren - und die Rennleitung bei einem weiteren Unfall nicht mehr adäquat hätte reagieren können. Michael Illbruck verschrottete seinen Pinta-911 im Bereich Tiergarten, kam mit Rippenprellungen aber glimpflich davon. Zeitgleich erforderte ein brennender Renault Clio in der Fuchsröhre Löschmaßnahmen, und zu allem Überfluss ereignete sich vor der Hohen Acht ein weiterer Unfall zwischen zwei Fahrzeugen, bei dem eine Streckenpostin verletzt wurde, als ein teilnehmendes Fahrzeug über die Leitplanke in den Wald stürzte. Glücklicherweise wurde bei der Streckenpostin letztlich nur eine geringfügige Beckenverletzung diagnostiziert.

Russisches Roulette durch viele Gelbphasen

Die Mercedes-Piloten Chris Mamerow und Armin Hahne beendeten den turbulenten ersten VLN-Rennabschnitt zwar mit einem Vorsprung von 2,857 Sekunden auf den 911 von Manthey, doch im zweiten Abschnitt hatte Luhr im entscheidenden Schlussspurt das bessere Ende für sich: „Das war heute ein russisches Roulette mit den vielen Gelbphasen“, so der zweitplatzierte Chris Mamerow nach dem Rennen. „Lucas hatte am Schluss bei einer Situation mehr Glück als ich.“ Nach der addierten Rechnung siegten Luhr und Klasen nach 24 Runden mit einem Vorsprung von gerade einmal 4,524 Sekunden. „Das war ein ultraknappes Rennen“, so Manthey. „Chris Mamerow wusste, dass er wegen des Vorsprungs aus dem ersten Rennabschnitt nur direkt hinter Lucas ins Ziel fahren musste. Ich habe Lucas am Funk zu einer Extraleistung angefeuert - und er hat das sehr gut umgesetzt.“

Kein 24h-Start 2012 von Manthey?

Zu der im VLN-Fahrerlager viel diskutierten Frage, ob das Manthey-Team im nächsten Jahr wieder mit einem topbesetzten Elfer in der VLN und beim 24h-Rennen am Nürburgring antreten wird, gibt es klare Ansagen vom Teamboss: „Das Thema ist definitiv abgehakt. Wir haben lang genug mit den Verantwortlichen über die Fahrzeugeinstufungen diskutiert. Mein Team wird weiterhin Kundenfahrzeuge am Nürburgring einsetzen, aber wir verlagern unser sportliches Hauptaugenmerk.“ Wohin, das will Olaf Manthey noch nicht preisgeben: „Ich kann nur so viel sagen, dass wir nicht in die ADAC GT Masters Serie einsteigen.“
 
Sollte Manthey der Marke Porsche treu bleiben - wovon auszugehen ist - bleiben nach dem fortwährenden Disput um die Einstufung der GT3-Wagen offensichtlich nur Einsätze in einer internationalen Meisterschaft, in der GT2-Rennwagen zugelassen sind. Die neue Sportwagen-WM vielleicht?
 
Der Meisterschaftszug ist mittlerweile ebenfalls in den Zielbahnhof eingebogen: Das Black-Falcon-Trio Carsten Knechtges, Manuel Metzger und Tim Scheerbarth errang mit ihrem BMW Z4 in der VLN-Serienwagenklasse V5 den siebten Klassensieg und liegt damit in der Tabelle praktisch uneinholbar in Führung. Alle potenziellen Meisterschaftsgegner blieben beim neunten Lauf auf der Strecke: Der Volkswagen Scirocco von LMS Engineering kämpfte mit technischen Problemen, und die Clio-Reiter Jannik Olivo und Elmar Jurek schieden nach einer unverschuldeten Kollision aus. Nur ein Wertungsausschluss beim Saisonfinale könnte das Black-Falcon-Trio noch vom Titelgewinn abhalten, weil Wertungsausschlüsse nicht als Streichresultate gezählt werden dürfen. Kein Grund also für Missmut oder Mürrischkeit im BMW-Camp - vielmehr dürfte jetzt einen ganzen Winter lang Dauergrinsen angesagt sein.

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Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten