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VLN-Vorschau 8. Rennen 2011
Die heiße Phase der VLN beginnt

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Das nächste und drittletzte Rennen der VLN leitet die heiße Phase im Meisterschaftskampf ein. Als Vorbereitung blicken wir zurück auf den letzten Lauf, den Saisonhöhepunkt 2011 in der Langstreckenmeisterschaft am Nürburgring.

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Foto: SB-Medien

Das achte Rennen des Jahres wird in der VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring am kommenden Samstag (24. September 2011) ausgetragen. Gestartet wird das Vier-Stunden-Rennen um zwölf Uhr mit einem Feld von über 170 Fahrzeugen. Darunter sind spektakuläre GT-Sportwagen, seriennahe Renntourenwagen und klassischen Gruppe-H-Fahrzeuge. (Hier zeigen wir alle Rennwagen der VLN-Saison 2011).

Neben dem großen Starterfeld kann das Eifelwetter für zusätzliche Spannung sorgen. Denn es geht einen Tag nach dem offiziellen Herbstanfang, am 23. September, vier Stunden lang über die 24,369 Kilometer lange Kombination aus Nürburgring Kurzanbindung und Nordschleife. Was die Zuschauer und Fahrer beim letzten VLN-Rennen 2011 geboten bekamen, war ein Knüller: Der Wettergott präsentierte sein ganzes Repertoire, von Sonne bis Platzregen. Dadurch seifte der frontgetriebene Audi TT RS des Raeder-Teams die leistungsstärkere Konkurrenz ein.

Unsere Highlights

Glück und Pech liegen dicht beieinander

Wenn es so etwas wie einen Renngott wirklich gibt, dann saß er beim 6h-Ruhr-Pokal-Rennen der VLN mit einer Pulle Bier, einer Tüte Chips und einem Audi TT RS-Fankäppi auf der Couch. Breit grinsend zappte er mit seiner Fernbedienung zwischen den Knöpfen Regen, Sonne und Graupel hin und her. Und damit es noch etwas spannender wurde, drückte er wenige Minuten vor Schluss auch noch auf die Defekt-Taste.
 
Die traf ausgerechnet den bis Runde 35 führenden Audi TT RS von Christian Hohen-adel, Frank Biela und Michael Ammermüller. Für die VLN-Fans war der leistungstechnisch stark unterlegene Fronttriebler längst der Sieger der Herzen. Doch Vibrationen am linken Vorderrad zwangen Ammermüller nochmal in die Box. Zwar stand ohnehin ein Tankstopp an, aber die Notreparatur am losen Radlager sollte die Truppe rund um Teamchef Nicki Raeder zunächst den sicher geglaubten Sieg im Kampf David gegen Goliath kosten. Denn der große Bruder Audi R8 LMS von Luca Ludwig, Christopher Mies und Christopher Haase wartete auf Platz zwei nur darauf, den Audi TT RS als Nachspeise zu vernaschen.
 
Der kleine Happen war noch nicht ganz verdaut, da klatschten die Regentropfen fies auf den Asphalt. Aus der Nordschleife wurde das Nordbad. Rennleiter Horst Golombeck musste das Rennen aufgrund des starken Regens und wegen Aquaplaning in den Streckenabschnitten Aremberg, Wehrseifen, Breidscheid und Brünnchen abbrechen. In diesen Sekunden waren nur noch laute Schreie aus Box Nummer 23 zu hören. Dem Raeder-Team dämmerte, dass der Rennabbruch den Sieg bedeuten musste - denn bei Schwenken der roten Flagge ist das Klassement der vorherigen Runde maßgeblich.

„Ich sagte gerade noch „Oh Shit“ zu Christian Hohenadel, da haben plötzlich alle losgeschrien und lagen sich in den Armen, beschreibt Frank Biela die Achterbahnfahrt der Gefühle. Sie sollte für die Audi TT RS-Kutscher noch nicht beendet sein: Vor der VLN-Siegerehrung stellten sich Christian Hohenadel und Christopher Mies den Fragen der Journalisten. Hohenadel wurde auf den emotionalen Sieg angesprochen, da schaltete sich ein Journalist ein und bemerkte: „Ihr habt gar nicht gewonnen.“ Hohenadels Herz rutschte abermals in die Hose. Dabei ging der Journalist fälschlicherweise davon aus, dass Mies auf den Sieg angesprochen wurde - und wollte die Situation nur klarstellen.

VLN bleibt spannend bis zu Siegerehrung

Die Verwechslung trug ein bisschen Ironie in sich, denn während die Siegerehrung vorbereitet wurde, knobelte die Rennleitung in der Tat noch über dem VLN-Reglement. Der Audi R8 überquerte zum 36. Mal die Zielline, als 30 Sekunden später das Rennen abgebrochen wurde. Der Audi TT RS stand zu diesem Zeitpunkt im Streckenabschnitt Aremberg im Kies. Der starke Regen und das wegen des defekten Radlagers durchfallende Bremspedal machten eine Weiterfahrt unmöglich. Der Audi TT RS hätte also keine 36. Runde mehr geschafft. Darüber hinaus schaltet sich bei Fallen der roten Flagge die Zeitnahme inklusive der Transponder aus.
 
Dass der Audi TT RS auch noch mit einer Zeitgutschrift von 2:30 Minuten unterwegs war, machte der Rennleitung das Leben nicht leichter. Maßgeblich war schließlich die Position der Fahrer in der letzten Runde vor dem Abbruch - also Runde 35. Damit war der zweite Sieg eines Fronttrieblers in der Geschichte der Langstreckenmeisterschaft besiegelt. Die Zeitgutschrift von 2:30 Minuten war die Folge eines kuriosen Rennbeginns. Denn der Audi TT RS spielte seine Stärke aus geringem Gewicht, einfacher Fahrbarkeit und Frontantrieb bei teils trockener und teils nasser Strecke bereits im Qualifying aus und fuhr auf Pole. Es war die erste Pole-Position eines Fronttrieblers in der VLN-Geschichte. Die Fans freilich trauten ihren Augen nicht, weil der Polesitter nicht in der ersten Startposition stand - sondern wie immer in der zweiten Startgruppe ins Rennen ging. Deshalb wurde dem Fronttriebler bei jeder Zielüberquerung der Nachteil der 2:30 Minuten später gestarteten zweiten VLN-Startgruppe gutgeschrieben.
 
Am Ende des Tages fehlten Teamchef Nicki Raeder und Peter Oberndorfer, dem Geburtshelfer des Audi TT RS-Kundensportprojekts, die Worte. „Das 24-Stunden-Rennen hat mich nicht halb so viele Nerven gekostet wie dieses Rennen, fasste Oberndorfer seine Gefühlslage zusammen. „Das Radlager hat sich kurz vor Schluss gelockert. Eigentlich komisch, das ist vorher noch nie passiert. Wir vermuten einen Material- oder Fertigungsfehler. So ein Drehbuch hätte ich mich wirklich nicht zu schreiben getraut.“

Besser als jedes Drehbuch

Hätte denn jemand so ein Drehbuch überhaupt schreiben dürfen? Das fragten sich einige im VLN-Fahrerlager. Nicht wenige hatten ein „Gschmäckle“ bei dem plötzlich auftretenden Defekt nur wenige Minuten vor Schluss und vermuteten Stallregie hinter dem langen Boxenstopp. Schließlich steht die Marketing-Welt Kopf, wenn ein Audi TT RS einen Audi R8 verbläst. „Wir haben eine halbe Stunde vor Rennende mit quattro-Chef Werner Frowein darüber gesprochen. Er hat gesagt, wenn der TT RS da vorne fährt, dann fährt er da. Wir machen das ja nicht wie in der Formel 1, das ist doch keine Show“, entgegnete Oberndorfer den Verschwörungstheoretikern.
 
Für das neue Kundensportprojekt hätte es überhaupt keine bessere Werbung geben können - getreu dem Motto: Win on Sunday, sell on Monday. Am Freitag vor dem 6h-Rennen fuhren nämlich die ersten zehn interessierten Teams den Audi TT RS Probe. Bestellungen für die 2,5-Liter-Variante werden ab sofort entgegengenommen. Das ursprünglich geplante Baukasten-Prinzip ist allerdings hinfällig. Denn in der Saison 2012 wird es zunächst nur die SP4T-Variante geben. Und die hatte bei den wechselhaften Mischbedingungen Ende August genug Potenzial, um den Großen in die Suppe zu spucken.

Erstes VLN-Podium für BMW Z4 GT3

Bei all dem Wirbel um die Fronttriebler-Fraktion ging der dritte Platz von Pedro Lamy und Marko Hartung im Schubert BMW Z4 fast unter. Es war der erste Podestplatz der VLN-Saison 2011 für das GT3-Auto des Teams Schubert. „Wir haben beim 24h-Rennen am Nürburgring Fortschritte gemacht, und ich bin mit der Performance des Autos hochzufrieden“, sagte Teammanager Stefan Wendl. Dass es bisher noch nicht für einen Gesamtsieg reichte, ist vor allem damit zu erklären, dass die Fahrerbesetzung nicht immer nur aus Profis bestand. Daneben war das Team auch nicht regelmäßig am Start. Aufgrund des Zeitmangels am Anfang der Saison trägt der Z4 GT3 außerdem die Dunlop-Entwicklungsreifen des GT2-Autos - und nicht die größere Reifendimension an der Vorderachse, die in der FIA GT3 Europameisterschaft Verwendung findet.
 
Schon zu Beginn des Rennens verabschiedeten sich der Pinta-Porsche, der Mercedes SLS vom Team Mamerow und ein SLS von Rowe Racing. Bei Platzregen rodelten sie fast synchron auf Slicks im Streckenabschnitt Hatzenbach von der Strecke. Der zweite Rowe-SLS mit der eher schwächeren Fahrerbesetzung blieb nach dem Start auf Regenreifen und sicherte sich damit in den ersten beiden Stunden einen Führungskampf mit dem Manthey-Porsche. „Mit dem Dunlop-Regenreifen können wir auch bei abtrocknenden Bedingungen draußen bleiben“, erklärte Teammanager Florian Rhotert den Taktikstreich. Schließlich verzockte man sich aber in der zweiten Rennhälfte mit der Reifenwahl - die Siegchancen waren dahin.

Der Manthey-Porsche hing nach 26 Runden am Abschlepphaken. Marc Lieb wollte zwei langsamere Autos überholen, da übersah einer den gelb-grünen Porsche und es knallte. „Typischer Nordschleifenunfall“, fasste Lieb das Geschehen zusammen. Zuvor wurden bei einem Boxenstopp zwei Mechaniker des Teams bei einem Unfall mit der Luftlanze verletzt. Der Frikadelli-Porsche, der in der letzten Rennstunde noch Siegchancen hatte, strandete ebenfalls mit Unfall.

Unfälle gehören in der VLN zum Standard

Das Knutschen der Leitplanke gehört bei der Langstreckenmeisterschaft zum Standard. Bei jedem Rennen müssen bis zu 520 Meter dran glauben. Macht in Summe einen Schaden von 30.000 bis 40.000 Euro pro Veranstaltung. Beim Anblick der Unfallbilder vom sechsten VLN-Lauf rieben sich aber in der Fahrerbesprechung sogar erfahrene Nordschleifen-Piloten die Augen. VLN-Vorstand Hans-Jürgen Hilgeland führte den 600 Teilnehmern Onboard-Videos vom vorausgegangenen Lauf vor.
 
Das Rennen musste abgebrochen werden, weil zwei Clio auf einer Ölspur ins Rutschen kamen, schließlich auf dem Dach landeten. Aber keiner der Streckenposten konnte helfen, weil so mancher Pilot im Slalom einfach durchpreschte. „Wollen Sie wirklich Menschleben gefährden, wenn Sie unterwegs sind?, fragt der Sprecher im Film. Im Video ist zu sehen, wie bei doppelt geschwenkter gelber Flagge ein Fahrer sogar noch einen Gang hochschaltet. Die Reaktion vieler Anwesender: Gelächter. Nur über die falsche Reaktion des Fahrers - oder etwa, weil sie es lustig fanden? Von hinten rief jemand: „Das ist doch nicht lustig.“ Die wenigsten hatten es gehört.
 
„Das hat mich schon erschreckt, aber das sagt ja auch viel aus“, meinte Hilgeland. Ist die Sicherheit der rund 300 Streckenposten nicht gegeben, können sie niemand anderen sichern. Die meisten Autos aus der Spitzengruppe waren entgegen vieler Erwartungen vernünftig unterwegs. Aber es geht eben auch im Mittelfeld um harte Positionskämpfe. Da will mancher mit Gewalt fünf Sekunden in einer Gelbphase gutmachen. Angesichts der hohen Budgets für eine Saison wirkt die maximale Geldstrafe von 5.000 Euro eher schlaff.
 
Aus sportlicher Sicht drohen Stop & Go-Strafen, Zeitstrafen, ein Rundenabzug wie beim dritten Lauf der VLN oder gar ein Wertungsausschluss. Den Hütern des Sports entgeht dabei nur wenig. Die Nordschleife ähnelt dem Big-Brother-Haus, das mit Kameras übersät ist. Während des Qualifyings und des Rennens sitzen die Verantwortlichen vor einer großen Bildschirmwand und beobachten. Es erinnert ein wenig an einen Kontrollraum der NASA. Immer wieder klingelt das Telefon, und neue Infos von Streckenposten laufen ein.

VLN-Titelkampf ist noch offen

Wer im Kampf um die Meisterschaft mitreden will, sollte nur selten Thema dieser Telefongespräche sein. Ausfälle sind in der Meisterschafts-Tombola echte Nieten. Die Chance auf den Hauptgewinn unter Berücksichtigung der Streichergebnisse haben derzeit noch mehrere Kandidaten. Der Black Falcon BMW Z4 in der Besetzung Carsten Knechtges/Manuel Metzger/Tim Scheerbarth aus der stark besetzten V5-Klasse gehört bei vielen im Fahrerlager zu den Favoriten. Derzeit liegen die Jungspunde noch auf Platz 14 in der Meisterschaft. Sollte das Trio patzen, haben sie mit dem Mathol-Aston Martin von Norbert Bermes, Rickard Nilsson und Wolfgang Weber starke Gegenspieler. Ebenfalls noch gut im Rennen sind Elmar Jurek und Jannik Olivo mit ihrem Renault Clio.

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