Ausstrahlung kann man nicht üben oder kaufen, Ausstrahlung hat man einfach. Wer die skurrile Welt der Nürburgring-Internet-Foren durchzappt, stößt im Zusammenhang mit der Nordschleife immer wieder auf einen Namen: Uwe Alzen. Er gilt den Fans als Prototyp eines Rennfahrers: Klare Aussprache statt gekünsteltes Marketing-Geschnatter, bodenständig und echt und mit vier Pole Positions beim 24h-Rennen auf dem Nürburgring erwiesener Maßen einer der schwersten Eisenfüße, die das Nordschleifen-Fahrerlager aufzubieten hat.
Uwe Alzen und sport auto ein Team
Seit vielen Jahren gehört Uwe Alzen bereits zum Fahrerkader der Motor Presse Stuttgart, bei der auch sport auto erscheint. In diesem Jahr ziert das sport auto-Logo den Heckflügel des BMW Z4 GT3, den das Team von Uwe Alzen in der Langstreckenmeisterschaft einsetzt. Positiver Nebeneffekt der Partnerschaft: Exklusiv für sport auto wird Uwe Alzen in Form einer Kolumne Stellung nehmen zu den brennenden Themen des Nürburgring-Rennsports.
Für die neue VLN-Saison hat Uwe Alzen am Nürburgring schwer aufgestuhlt. Neben einem Porsche bringt der 45-Jährige aus Betzdorf einen BMW Z4 GT3 an den Start. „Das ist ein riesiger Umstieg für mein Team, denn ein GT3-Auto ist viel komplexer als der Cup-Elfer von Porsche.“ Das Einsatzteam für den BMW umfasste beim ersten VLN-Rennen insgesamt acht Teammitglieder. Pilotiert wird das Top-Auto von Uwe Alzen, Alex Margaritis und Philipp Wlazik.
Neues Auto, erstes Rennen
„Mit Platz fünf im Gesamtklassement ist mir beim ersten Rennen ein großer Stein vom Herzen gefallen“, so Alzen nach dem Saisondebüt. „Wir hatten vorher nur einen kurzen Rollout in Hockenheim absolviert. Das ist eigentlich zu wenig Zeit, um ein Auto abzustimmen und dem Team die Chance zu geben, sich mit der Technik im Detail vertraut zu machen.“
Von außen betrachtet könnte man hinzufügen: Der Auftritt vom Truck über die Hospitality bis zur Boxeneinrichtung ist ganz klar podiumsverdächtig. Uwe Alzen steht nicht im Ruf, kleine Brötchen zu backen. „Man muss seinen Partnern und Sponsoren bei so einem Projekt schon etwas bieten, da kann man nicht mit‘m Bauzelt zum Ring fahren.“
„Wir haben im Rennen den Splash&Dash-Stopp vorgezogen, weil wir wegen der nicht vorhandenen Testzeit null Erfahrung mit dem Reifenverschleiß hatten“, so Alzen. Dabei wechselte das Team von den weichen Dunlop-Pneus auf die mittlere Mischung, was laut Alzen die perfekte Wahl für den Rest des Rennens blieb. „Zwischendrin haben wir wegen des unterschiedlichen Boxenstopp-Rhythmus sogar mal kurz geführt. Aber ich habe meinen Jungs schon vor dem Rennen eingebläut: Bei den ersten zwei Rennen geht es für uns erst mal ums Überleben und Lernen. Dann haben wir genug Erfahrung mit dem Auto, um den nächsten Schritt nach vorne machen zu können.“
Der ewige Streitpunkt BOP
Grantig reagiert Uwe Alzen auf die aktuelle Einstufung der GT3-Fahrzeuge, die sogenannte Balance of Performance: „Über die Renndistanz haben wir im Schnitt knapp vier Sekunden pro Runde auf die Topautos eingebüßt, hauptsächlich deshalb, weil der Restriktor für den BMW viel zu klein ist. Gegen die Porsche sehen wir bei der Topspeed kein Land, bei der Beschleunigung geht der Mercedes SLS AMG stiften. Wenn ich da berghoch im Verkehr einmal vom Gas muss, verliere ich sofort den Anschluss. Außerdem haben viele GT3-Teams wieder die üblichen Spielchen abgezogen, um ihre wahre Performance zu verschleiern.“
Das Einsatzauto befindet sich übrigens exakt auf dem Stand des Vorjahres, während für die meisten anderen GT3-Autos neue Technik-Updates homologiert wurden: „Es gibt bei BMW nur einen Upgrade-Kit für die Nordschleife, das sogenannte Step-up-Differenzial, um den Beugewinkel für die Antriebswellen zu reduzieren“, erklärt Alzen. Doch diesen Baustand verwendet im Moment nur das Schubert-Team, bei dem Uwe Alzen als Werkspilot auch das 24h-Rennen am Nürburgring bestritten hat.
Es ist zu voll auf dem Nürburgring
Was Uwe Alzen sonst noch ärgert: „Die Zustände auf der Rennstrecke sind mittlerweile ein Witz, es sind viel zu viele Autos auf der Bahn. Die VLN sollte dem Beispiel des 24h-Rennens folgen und die maximale Starterzahl auf 190 oder noch besser 180 Autos begrenzen. Der Verkehr in den ersten Runden war abartig, wir hatten ja nie freie Fahrt und sind da teilweise mit Rundenzeiten von über neun Minuten herumgeschlichen. Das macht keinen Spaß mehr!“
Alzen verweist auch zu Recht darauf, dass die Kapazität in den Boxen mittlerweile komplett ausgeschöpft ist: „In eine Box passen heute eh nur noch höchstens sechs Autos rein, dann ist die Hütte voll. Einige Teams müssen schon vor der Box schrauben, weil drinnen kein Platz mehr ist. Hier muss dringend etwas geschehen.“ Und wenn es nach dem eher ungeduldigen Uwe Alzen ginge, dann am besten bitte gleich morgen!
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