In diesem Jahr beginnt die Superkarpata nach der Teamvorstellung im Schlosshof Halbturn mit einer kleinen Sonderprüfung. Es gilt über einen imaginären Graben einen Verletzten von einem Teamfahrzeug zum anderen zu bergen, als zusätzliche Schwierigkeit darf man eine gewisse Mindesthöhe nicht unterschreiten. Obwohl wir eine sehr einfache und stabile Seilbrücke aufgebaut haben, scheitern wir leider um Haaresbreite an der zusätzlichen Hürde und müssen ohne Zeitgutschrift für den ersten Korridor in die lange Überführungsetappe nach Rumänien starten.
Schlafplatz am Straßenrand
Wir finden wie im Vorjahr erst weit nach Mitternacht einen Schlafplatz am Straßenrand und starten am nächsten Morgen wenig ausgeruht zum eigentlichen Startplatz am Prislop Pass nahe der ukrainischen Grenze auf 1416m. Bei den letzten Instruktionen durch den Veranstalter bricht wie immer das obligatorische Unwetter los, danach erhalten wir unser Kartenmaterial und unsere Navigatoren können sich endlich an die Planung der Route durch den Korridor machen.
Die Gewitterwolken halten ihr Versprechen nicht und wir können nach einer kurzen Fahrt im Nebel endlich den ersten Korridor der Superkarpata Trophy 2013 in Angriff nehmen, stehen aber bald darauf zwischen anderen Teams in einem zum Bachbett mutierten Hohlweg im Stau.
Die Tagesfahrzeit geht dem Ende zu, nachdem wir vergeblich versucht haben, einen gerodeten Hang zu überqueren. Mit einigen anderen Teams finden wir eine gemütliche Wiese und verbringen unsere erste Nacht in der rumänischen Wildnis.
Braunbären am Zelt
Die Tage bei der Superkarpata beginnen unbarmherzig früh, aber mit der Gewissheit, dass Braunbären ums Zelt streifen, schläft man ohnehin nicht sonderlich fest. Abgesehen davon braucht es auch seine Zeit, bis eine Reisegruppe von neun Leuten verköstigt und in die drei Volvos verstaut ist.
In den nächsten Tagen müssen wir uns immer wieder bei halsbrecherischem Gefälle über Bergketten kämpfen, kleinere Kolateralschäden wie zerbrochenes Scheibenglas werden großmütig hingenommen. Andere technisch bedingte Stopps verursachen mehr Bauchschmerzen.
In einem Hohlweg blockiert plötzlich das Lenkgetriebe eines Volvos nach unsanftem Kontakt mit einem Baumstumpf. Zum Glück lässt sich das Problem mit ein paar gezielten Hammerschlägen beheben. Trotzdem kommen wir an diesem Tag nicht mehr gut voran und müssen am Ende sogar noch mitten im Hang übernachten, weil wir in einer Sackgasse feststecken und die Fahrzeit zu knapp wird, um einen besseren Schlafplatz zu finden.
Nachdem der Regen der letzten Tage viel Wege für uns unfahrbar gemacht hat verlassen wir den Korridor kurz und finden eine Route, die uns dem Zwischenziel ein gutes Stück näher bringt.
Den letzten Tag vor dem Zwischenziel suchen wir uns schon relativ früh einen Platz zum übernachten an einem Bach. Nachdem wir unsere Rouladen von der Fleischerei Schwieger aufgegessen haben und zufrieden am Lagerfeuer sitzen, bekommen wir überraschend Besuch von einer rumänischen Familie, die uns mit leckerem selbst gebackenen Kuchen und Wein willkommen heißt. Beim zweiten Besuch der Familie kurz darauf, bei dem es wieder reichlich selbst erzeugte Mitbringsel gibt, erfahren wir das er Förster in der Gegend ist und sich freut, das wir in seinem Wald unterwegs sind...
Flachgelegtes Küchenmobil
Gut gelaunt geht es am nächsten morgen Richtung Zwischenziel, die kurz darauf gedämpft wird, weil unser Küchenmobil bei einer schlammigen Bergauffahrt auf die Seite gelegt wird. Die Aktion geht gerade so gut und wir können den Volvo selber bergen, beschließen aber, den Weg ins Ziel außerhalb des Korridors zu fahren.
Im Zwischenziel haben wir Zeit auszuruhen, eine spannende Sonderaufgabe ist zu absolvieren und es besteht die Möglichkeit den Dreck der ersten Etappe abzuwaschen. Ich beuge mich dem Gruppenwaschzwang.
Bei der Prüfung erschießen wir uns im wahrsten Wortsinn eine Zeitgutschrift mit einer mittelalterlichen Schleuderkonstruktion, einem Trebuchet. Wir sind so begeistert von der Funktionstüchtigkeit, dass wir den ganzen Nachmittag weiter schleudern könnten.
Am nächsten Morgen geht es in den zweiten Korridor der Superkarpata Trophy 2013, der noch nasser und steiler als der erste beginnt. Wir kommen gut voran und helfen dem Team Greenhorn, denen im Einstiegsbachbett der Vorderachsantrieb kaputt gegangen ist, ein Stück den Berg hoch. Mit den großen alten Volvos kämpfen wir uns im Regen über den ersten Bergrücken, die Seilwinden sind im Dauereinsatz und oben auf dem Grat wartet noch eine nette kleine Trialaufgabe auf die Fahrer. Bei extremer Schräglage und mit eingeschränkten Sicherungsmöglichkeiten geht es über den Gipfel.
Die Superkarpata Trophy 2013 hat es in sich
Am nächsten Tag der Superkarpata Trophy 2013 warten ähnliche Sicherungsaufgaben auf uns, als wir an eine enge Spitzkehre mit 1,2m Absatz kommen. Der zweite Korridor hat es allgemein in sich. Viele Wege sind zugewachsen und enden im schlimmsten Fall so steil, das wir die Volvos an den Seilwinden wie eine Spinne am eigenen Faden ablassen müssen. Dagegen sind dann Reifenwechsel umzingelt von 15 Hütehunden nahezu Erholung.
Am letzten Tag wartet im Ziel wieder eine Prüfung auf uns, bei der wir reichlich Zeitgutschrift ergattern können. Wir sollen mit Bordmitteln ein Floß für zwei Personen bauen und im Dunkeln auf einem Fluss fahren. Mit unserer reichhaltigen Ausrüstung ist das kein großes Problem. Ärgerlich ist nur, das wir unser Schlauchboot umsonst durch die Karpaten gefahren haben.
Am nächsten Tag findet in Sibiu die Abschlussfeier statt, bei der wir überraschend den Team Spirit Award gewinnen.
Ich möchte mich hier im Namen des Team Bedrock bei allen bedanken, denen wir helfen oder die wir verköstigen konnten, denn ohne dieses Miteinander, würde die Superkarpata nur halb soviel Spaß machen.
Text: Christoph Masurek