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Sondermodelle des VW Golf II
Fire, Ice & Dynamite

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„Die neueste Idee von Volkswagen“: Mit diesem Slogan bewarb VW in den Achtzigern auch die Sondermodelle des Golf II. Sie sollten dem pragmatischen Alltagsauto mehr Exklusivität verleihen.

VW Golf II, Sondermodelle
Foto: Archiv

Bei den Volumenherstellern wie Ford, Opel und VW war in den 80ern eine wahre Flut von Sondermodellen zu verzeichnen. Um den Verkauf anzukurbeln, setzten die Marketingstrategen auf besondere Lackierungen, Polsterfarben und Ausstattungsdetails sowie Sport-Trends oder die USA als Coolness-Garanten. Für die mehr oder weniger schrillen Ergebnisse ist die Youngtimer-Gemeinde heute dankbar: Viele freuen sich, wenn sie ein seltenes Modell auftreiben können.

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VW Großmeister bei Sodermodellen

VW war lange Zeit Großmeister bei solchen Sondermodellen, die dem Betrachter den Geist ihrer Zeit entgegenschmettern. Da denkt man gleich an Scirocco II „White Cat“ und „Tropic“ mit ihrem heute liebenswert schrullig wirkenden Disco-Stil oder das Golf I Cabrio „Etienne Aigner“ in seinem herrlich dekadenten Ornat.

Die Editionen des Golf II, die die Wolfsburger ab Mitte der 80er offerierten, sind aber nicht weniger die Erinnerung wert. Obwohl die Abwrackprämie 2009 eine breite Schneise in die Reihen der alten Golf geschlagen hat, dürften noch jede Menge Exemplare des Golf, der von 1983 bis 1992 genau 6.300.987 Mal vom Band lief, Deutschlands Straßen bevölkern.

Darunter ist auch das frühe Sondermodell „Match“ (1985), das dem Tennis-Trend der Achtziger huldigt – und der Farbe schlechthin in diesem Sport: Auf Schriftzügen, Kühlergrillrahmen und Sportsitzen dominiert Weiß. Selbst die Lochscheibenfelgen sind in Wagenfarbe lackiert, wenn Alpinweiß als Außenlack gewählt wurde. Im Vergleich zu Modellen wie Opel Corsa „Steffi Special“und Ford Escort Cabrio „Boris Becker“ wirkt der Golf dennoch geradezu dezent. „Hit“, „Sky“ oder „Fun“ heißen andere Modelle. Sie transportieren ihre vermeintlichen Ideale über schrille Schriftzüge auf C-Säule und Heckdeckel.

Golf Flair macht in Kiwibraun-Metallic auf elegant

„Flair“„ nennt sich 1986 eine Golf Edition, die Eleganz und Gediegenheit verkörpern will. Unverwechselbar wird sie durch die Sonderlackierung in Kiwibraun-Metallic und die mit gestreiften Stoffen in Erdtönen bezogenen Sportsitze. Sogar die “Avus„-Aluräder sind in den speziellen Farbton getaucht. In Sachen Farben und Polster tobt sich Volkswagen noch 1990 mit dem Sondermodell “Moda„ aus.

Wer damals laut Werbung “im aktuellen Trend„ liegen wollte, wurde mit Lackierungen in Brillantschwarz oder Dark Burgundy – einem sehr dunklen Violettton -, BBS-15-Zöllern mit schwarz lackiertem Felgenstern sowie einer auffälligen Stoff-Innenausstattung mit neonbunten “Moda„- Streifen geködert. Und weil's so schön war, gab es sogar noch eine Einkaufstasche aus dem Bezugsstoff dazu.

Neben Geschmacksfragen waren aber immer auch der Ausstattungsumfang und der attraktive Paketpreis ein Kaufargument für ein Sondermodell. Der VW Golf II “Bistro„ beispielsweise bot 1987 unter anderem grüne Wärmeschutzverglasung, einen höhenverstellbaren Fahrersitz, Mittelkonsole mit Aschenbecher und Zigarettenanzünder sowie das Radio “alpha„. Erheblich kurioser als diese Zusammenstellung wirkt die Werbesprache der Achtziger, die die Kundschaft mit Formulierungen wie “Und die Motoren? À la carte„ in frankophil beflügelte Kauflaune versetzen soll.

Golf Memphis, Manhattan, Boston und Madison

Doch die Marketingstrategen bei VW bedienen sich weit über das alte Europa hinaus. Wie durch die damals beliebten Kleidungsstücke mit Stars- and- Stripes-Beflaggung, konnte man sein Faible für unbegrenzte Möglichkeiten zwischen 1987 und 1991 auch als Fahrer eines deutschen Autos präsentieren. “Memphis„ (1987), “Manhattan„ (1988), “Boston„ (1989) und “Madison„ (1990) hießen die Modelle, und ein Bezug zu den USA war dabei höchstens in der Anzeigenwerbung auszumachen.

Wer es doch lieber schriller mag, muss das wohl bekannteste Sondermodell wählen: Der Golf II “Fire and Ice„ (1990–1991) lässt im Stil der beginnenden Neunziger eine optische Keule auf den Betrachter niedersausen, zumindest ähnlich spektakulär wie die Ski-Action-Filme von Willy Bogner junior, nach denen das Sondermodell benannt ist. Die Lackierung in Dark Violet Perleffekt beißt sich herrlich mit dem Interieur-Ensemble aus hellviolettem, blauem und schwarzem Stoff sowie violettem Kunstleder.

Fire, Ice and Dynamite

Da kann einem der Werbebotschaft gemäß tatsächlich “heiß und kalt zugleich„ werden. Die in geringer Stückzahl gebaute Sonderserie “Dynamite„ – eine Reverenz an den zweiten Bogner- Film “Fire, Ice and Dynamite„ – setzt noch einen drauf. Neben den bereits beim “Fire and Ice„ verbauten sportlichen Anbauteilen trägt der “Dynamite„ Miniatur-Kuhfänger, Zierstreifen und Rückleuchten-Schutzgitter in den angesagten Farben mittlerweile historischer Werbekugelschreiber, nämlich Mint oder Pink.

Im Gegensatz zu allen bisher genannten Modellen, die meist auf der Ausstattungslinie CL basieren und die bekannten 1,3-, 1,6- und 1,8-Liter-Benziner und -Diesel besitzen, war der “Fire and Ice„ ausschließlich mit den Varianten des 1,8-Liter-Ottomotors (90 bis 160 PS) und dem stärksten Diesel erhältlich.

Es lebe der Golf-Sport

Die Sportmodelle des VW Golf II GTI, GTI 16V und GTI G60 wurden ebenfalls mit Sondermodellen bedacht. Große Popularität genießen vor allem die „Edition One“ (1989–1991) und „Edition Blue“ (1991). Sie zeichnen sich durch eine sehr umfangreiche Ausstattung, das konsequent mauritiusblaue Interieur und die dunklen Metallic- und Perleffekt-Lacke aus. Den Gipfel der Exklusivität erklimmt jedoch 1989 das Sondermodell „Limited“ mit nur 71 Exemplaren. Der bei Volkswagen Motorsport in Handarbeit gefertigte Viertürer leistet mit modifiziertem G60-Triebwerk 210 PS und erreicht damit eine Höchstgeschwindigkeit von über 220 km/h. Wie seine Leistungsdaten hat auch die Farbkombination den heutigen Standard erreicht: innen wie außen schwarz.

Der Vorwurf „Langweilig!“ gegenüber dem Entwurf des VW Golf II von Herbert Schäfer dürfte durch die Vielfalt der Sondermodelle nun wirklich entkräftet sein. Gerade in seiner Schlichtheit eignete er sich hervorragend für die vielen Marketing-Ideen.

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Erscheinungsdatum 05.09.2024

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