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Smiles-Vorstand Karl Nestmeier
E-Mobilität steht vor dem Durchbruch

Seit über 20 Jahren arbeitet Karl Nestmeier, Smiles-Vorstand, als deutscher Marktführer im Bereich der E-Mobilität. Jetzt steht er vor dem Durchbruch.

Karl Nestmeier
Foto: Achim Hartmann

Mit Ihrem elektrisch betriebenen Cityel sind Sie unter den Elektroauto-Anbietern Marktführer in Deutschland. Fürchten Sie jetzt die Konkurrenz der großen Autohersteller?
Nestmeier
: Konkurrenz belebt das Geschäft. Das macht uns überhaupt keine Angst, denn wenn die Autohersteller nun auch das Wort Elektroauto in den Mund nehmen, dann wird diese Form der Fortbewegung endlich als normaler Akt der Mobilität wahrgenommen. Und dadurch landen viele Kunden dann auch bei uns.

Unsere Highlights

Woran krankt es Ihrer Meinung nach noch bei der Weiterentwicklung der E-Mobilität?
Nestmeier
: Es wird immer so getan, als ob E-Autos noch nicht so weit wären. Dabei erwartet doch keiner die Leistungsfähigkeit eines Passat V6. Unser Ansatz ist, mit E-Autos nicht jeden Handelsvertreter zu bestücken, sondern Kurierfahrer oder Berufspendler, die mit Reichweiten von 80 bis 120 Kilometern pro Tag auskommen. Dann sind E-Autos auch wirtschaftlich sinnvoll. Für größere Reichweiten braucht man größere Akku-Pads, was die Anschaffungskosten deutlich erhöht. Dann liegt ein E-Auto in den Betriebs- und Unterhaltskosten schnell über einem Auto mit Verbrennungsmotor.

Wie teuer ist es, ein E-Auto der Smiles AG zu fahren?
Nestmeier
: Die Kosten pro Kilometer bei vier Jahren Haltedauer und einer Fahrleistung von 10.000 Kilometern pro Jahr betragen beim Cityel 15 Cent, beim Tazzari 31 Cent. Bei einem vergleichbaren Smart Fortwo mit konventionellem Antrieb belaufen sich die Kosten auf 34 Cent, beim VW Polo 1.2 sind es 38 Cent.

Warum bieten Sie seit Jahren E-Autos an und sind in Deutschland sogar Marktführer, während die Autoindustrie immer noch an der Entwicklung arbeitet?
Nestmeier
: Die Autoindustrie hat einen höheren Perfektionsanspruch, was aber nicht heißt, dass sie besser ist. VW würde nie ein Auto wie den Tazzari Zero bringen. Ihr Modell müsste größer und schneller sein und andere Vorstellung erfüllen, was die Gestaltung des Innenraums angeht. Wir besetzen das Konzept der Downsizing-Mobilität mit Geschwindigkeiten von 65 bis 100 km/h und Reichweiten bis 150 Kilometern. Schließlich belaufen sich 80 Prozent der Autofahrten pro Tag auf eine Strecke von weniger als 50 Kilometer. Außerdem machen wir bewusst Abstriche bei der Ausstattung zugunsten einer besseren Effizienz und eines günstigeren Preises.

Die CO2-Bilanz mancher Elektroautos fällt keineswegs besser aus als bei Modellen mit Verbrennungsmotor. Wie sieht das bei Ihren Modellen aus?
Nestmeier
: Die sparsamsten Elektrofahrzeuge mit nur vier bis fünf kWh Stromverbrauch pro 100 Kilometer verursachen rund 25 Gramm CO2 pro Kilometer. Energetisch entspricht dies zirka 0,4 Liter Benzin. Daraus resultieren Stromkosten pro 100 Kilometer von rund einem Euro.

Woher kommen Ihre Kunden?
Nestmeier
: Am Anfang waren es zu 50 Prozent Öko-Akademiker und 50 Prozent Gewerbetreibende. Die machen jetzt jeweils noch 20 Prozent aus, der Rest sind ganz normale Familien, Pendler und Privatkunden, bei denen die Wirtschaftlichkeit eine große Rolle spielt.

Wie lange hält bei Ihnen die Lithium-Ionen-Batterie?
Nestmeier
: Hochwertige Batterien schaffen durchaus 5.000 Ladezyklen, da käme man bei 80 Kilometern pro Tag auf eine Lebensdauer von 400.000 Kilometern. Batterien werden aber ab einem bestimmten Alter schlechter, realistisch sind zehn Jahre. Der Tausch kostet bei einem Cityel rund 1.300 bis 2.000 Euro.

Bei diesem Auto handelt es sich im Prinzip um einen dreirädrigen Kabinenroller. Wie sicher ist das Auto?
Nestmeier
: Unsere Batterie ist im Gegensatz zu vielen anderen Lithium-Ionen-Batterien sogar für die Luftfracht zugelassen. Sie befindet sich in einem crashgeschützten Einbauraum. Und wir hatten noch nie einen unfallbedingten Batterieschaden. Bei einem Aufprall verdichtet sich beim Cityel die Sandwichbauweise, und die Piloten sitzen im Prinzip wie in einem umgedrehten Fahrzeughelm, der sie schützt. Aber eins ist auch klar: Absolute Sicherheit gibt es weder für Elektroautos noch für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.

Plädieren Sie eigentlich grundsätzlich für Elektromobilität, oder geben Sie auch Autos mit Verbrennungsmotoren weiter eine Chance?
Nestmeier
: Für lange Strecken ist das Auto mit Verbrennungsmotor besser, das muss man ganz klar sagen. Trotzdem halte ich einen Marktanteil für E-Autos von drei bis fünf Prozent im Jahr 2020 für realistisch. Es liegt sicher nicht an der Technik, sondern an der Akzeptanz durch den Kunden.

Der tut sich manchmal noch schwer, eine passende Steckdose für sein E-Auto zu finden. Wie soll das aus Ihrer Sicht funktionieren?
Nestmeier
: Dieses gesamte Thema wird zehn Mal heißer gekocht, als es hinterher gegessen wird. Die meisten Nutzer werden privat laden oder auf dem Firmengelände. Und zu der Diskussion um unterschiedliche Stecker: Ich kann alle Steckersysteme über einen Adapter verbinden.

Sie beschäftigen sich seit 20 Jahren mit Elektromobilität. Wie lautet Ihr Fazit?
Nestmeier
: Wir werden 2010, wenn alles gut läuft, ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen. Wir haben in diesem Jahr bislang 600 Fahrzeuge verkauft, 2009 waren es rund 250. Der Umsatz steigt um den Faktor drei bis vier, weil wir neue Modelle wie den Tazzari Zero im Programm haben, von dem wir bislang 80 Einheiten absetzen konnten. 2011 werden wir der Planung nach Geld verdienen - aber das hat dann auch zehn Jahre gedauert, bis wir an diesen Punkt gekommen sind.

Karl Nestmeier - ein Pioneer der Elektroauto-Mobilität

Karl Nestmeier zählt in Deutschland zu den Pionieren der Elektroauto-Mobilität und versucht bereits seit 20 Jahren, alternative Antriebskonzepte zu etablieren. Als Vorstand der Smiles AG mit Firmensitz in Aub bei Würzburg ist er Marktführer für Elektroautos in Deutschland, beschäftigt 22 Mitarbeiter und verfügt über ein Grundkapital von 5,74 Millionen Euro.

Am Firmensitz selbst wird der dreirädrige Cityel gefertigt, der für 9.999 Euro eine Reichweite von bis zu 120 Kilometern bietet und vor allem für Pendler oder Botendienste gedacht ist. Der Einsitzer wurde bislang rund 6.000 Mal verkauft. Zusätzlich vertreibt Nestmeier den zweisitzigen REVAi und seit Februar den Tazzari Zero. Der 550 Kilogramm schwere Kleinwagen aus Italien bietet für 23.990 Euro Platz für zwei Personen, 180 Liter Stauraum und eine Reichweite von bis zu 140 Kilometern. Der Antrieb des Hecktrieblers erfolgt über einen 15 kW starken E-Motor vor der Hinterachse.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

148 Seiten