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Skoda-Chef Bernhard Maier im Interview
Kodiaq-Coupé, SUV unter Yeti, Billig-Crossover für China

Skoda-Chef Bernhard Maier spricht über die SUV-Offensive mit einem Modell unterhalb des Yeti, die Strategie bis 2025, Skodas größten Einzelmarkt China sowie ein Billig-Crossover dafür, das schon 2018 kommt.

Kodiaq-Coupé, SUV unter Yeti, Billig-Crossover für China
Foto: Porsche AG
Mit dem Kodiaq bringt Skoda nun zum ersten Mal einen großen SUV. Welche Rolle spielt das Auto in Ihrer Strategie 2025?

Maier: Für uns ist der Kodiaq der Auftakt zu einer breit angelegten SUV-Offensive. Die ist eine von drei Säulen unserer Strategie. Es ist unser Ziel, im nächsten Planungszeitraum bis 2025 weiter profitabel zu wachsen. Um das zu erreichen, wollen wir neue Fahrzeugsegmente und neue Märkte für Skoda erschließen. Dritter Baustein werden neue Geschäftsfelder sein, die sich aus der Digitalisierung und den neuen alternativen Antrieben ergeben.

Unsere Highlights
Mit Yeti und Kodiaq haben Sie künftig zwei SUV im Programm. Wie geht die Offensive weiter?

Maier: Dazu kommt sicher das eine oder andere Derivat, das sich in den SUV-Baureihen anbietet.

Die Konzernschwester Seat bringt 2017 einen SUV im Kleinwagensegment, in dem Renault und Peugeot mit Captur und 2008 bereits sehr erfolgreich unterwegs sind. Braucht nicht auch Skoda möglichst schnell einen kleinen SUV?

Maier: Es gibt einen klaren Trend zu Crossover-Modellen im Kleinwagensegment. Da geht es um Individualisierung und Lifestyle. Auch hier können wir uns ein Produkt vorstellen, das zu Skoda passt. Wir arbeiten an einem solchen Auto. Über Details möchte ich erst dann sprechen, wenn das Projekt eine gewisse Reife erreicht hat.

In China soll es eine coupéhafter gezeichnete Version des Kodiaq geben. Wäre das nicht auch etwas für Europa?

Maier: Wir wissen aus internen Untersuchungen, dass das Fahrzeug, das Sie ansprechen, auch in Märk­ten außerhalb Chinas gut ankommen würde. Daher prüfen wir, in welcher Form wir es nach Europa bringen können. Wir gehen hier Schritt für Schritt vor. Jetzt starten wir erst einmal mit dem Kodiaq. Das Wachstum, das wir mit diesem Automobil anstoßen, müssen wir auch bewältigen. Unsere Werke laufen derzeit an der Kapazitätsgrenze, da alle Modelle aus unserem Programm sich über den Erwartungen verkaufen.

Skoda Fabia SUV
Christian Schulte
An einem SUV in Polo- bzw. Fabia-Größe arbeitet Skoda bereits.
Also steuert Skoda erneut auf ein Rekordjahr zu, obwohl der Kodiaq noch nicht einmal im Handel ist?

Maier: Ich sehe gute Chancen, dass wir das gute Ergebnis aus dem Vorjahr nochmals übertreffen können. Unser Ziel ist eine Umsatzrendite von sieben bis acht Prozent. Das Absatzziel liegt bei über 1,1 Millionen Fahrzeugen. Die Auslieferungen des Kodiaq werden dann Anfang kommenden Jahres marktwirksam.

Was macht Skoda eigentlich so erfolgreich?

Maier: Wir sind eine starke Marke mit einer sehr guten Mannschaft. Bei unseren Produkten stehen wir schon immer für ein überlegenes Raumangebot, hohe Funktionalität und ein überzeugendes Preis-Wert-Verhältnis. Das ist die rationale Seite unserer Marke, die wir jetzt um ein sehr emotionales Design erweitern. Dann steht Skoda auch für smartes Understatement. Und in diesem Wertekanon finden sich unsere Kunden gerne wieder.

Das klingt aber reichlich bescheiden. Es gibt nicht wenige Autofans, die der Meinung sind, dass das Design der aktuellen Skoda-Modelle auch höher positionierten Marken wie VW oder gar einer Premium-Marke wie Audi gut zu Gesicht stehen würde.

Maier: Attraktives Design kostet nicht zwangsläufig mehr Geld und ist für mich deshalb keine Frage von Premium oder nicht Premium. Wir können ja nicht mit der Einstellung antreten, keine schönen Autos bauen zu wollen.

Und wie gehen Sie mit der Kritik um, Skoda sei im Vergleich zu VW schon zu gut?

Maier: Grundsätzlich gilt in einem Mehrmarkenunternehmen, dass jede Marke für sich erfolgreich sein muss, denn die Summe der Teilergebnisse definiert den Gesamterfolg. Die Diskussion der internen Konkurrenz wird von außen überbewertet. Die nüchternen Zahlen sprechen eine andere Sprache. VW hat sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt – und Skoda eben auch.

Sie haben angekündigt, mit Skoda auch neue Märkte erobern zu wollen. Welche Länder schauen Sie sich an?

Maier: Skoda verkauft seine Autos aktuell in 102 Märkten. Hauptabsatzregionen sind Europa und China, und wir sind auch in Ländern wie Russland oder Indien aktiv. China ist bereits heute unser größter Einzelmarkt, in dem wir 2016 voraussichtlich über 300.000 Autos absetzen werden. Dort sehen wir das Potenzial, unseren Absatz zu verdoppeln, unter anderem mit dem neuen Kodiaq. Aber es gibt große Märkte, in denen Skoda noch nicht vertreten ist. Dass wir im nächsten Jahr nach Südkorea, Singapur und in den Iran gehen, steht schon fest. Aktuell analysieren wir Nordamerika. Dort werden immerhin 25 Prozent aller Neuwagen der Welt verkauft. Einen Markteintritt dort im Rahmen einer Zehnjahresplanung nicht zu prüfen, wäre doch fragwürdig. Wir stehen hier nicht unter Zeitdruck. Ein Szenario wird in den nächsten Monaten geprüft, 2017 treffen wir dann eine Entscheidung.

Skoda Yeti
Christian Schulte
Der neue Yeti wächst um 20 Zentimeter und dürfte dem Kodiaq ähneln.
VW setzt darauf, in Zukunft Fahrzeuge für spezielle Kundenbedürfnisse in einzelnen Märkten anzubieten. Wird Skoda das auch machen?

Maier: Wir entwickeln derzeit für China ein günstiges Crossover-Einstiegsmodell, das besonders auf die Kundenbedürfnisse der stark wachsenden mittelgroßen Städte ausgerichtet ist, in denen die Kaufkraft noch nicht so hoch ist wie in den Metropolen an der Küste. Ziel ist es, das Auto mit zwei Motoren und zwei Ausstattungslinien, also weniger Individualisierungsmöglichkeiten, anzubieten. Wir haben so die Komplexität und damit die Kosten reduziert, und das geben wir über den Preis an die Kunden weiter. Marktstart ist 2018.

Wie sieht es mit weiteren neuen Modellen aus? Zum Beispiel einem Imageträger mit einer coupéhaften Linie wie der Studie Vision C, die Skoda auf dem Genfer Autosalon 2014 präsentiert hat? Oder mit einem Cabrio?

Maier: Wenn Sie durch unser Museum gehen, dann finden Sie viele Fahrzeugkonzepte aus der Geschichte unserer Marke, die als Inspiration für neue Modelle dienen könnten. Aber das reicht nicht aus. Es geht auch nicht darum, ob uns selbst ein neues Modell gefällt, sondern unseren Kunden. Dann stellen sich die Fragen: Passt es zu unserem Modellangebot, hat es nachhaltiges Potenzial? Und es muss sich rechnen. Angesichts der Umbrüche, vor denen die Autoindustrie in den kommenden Jahren steht, konzentrieren wir uns neben der SUV-Offensive vor allem auf die Themen Elektrifizierung, Digitalisierung und neue Geschäftsfelder.

Skoda Yeti 1.4 TSI, Frontansicht
Dino Eisele
Seit 2009 im Angebot, hat Skoda vom aktuellen Yeti über 580.000 Stück verkauft. Die Nachfrage ist immer noch so hoch, dass Skoda jetzt auch ein Werk im russischen Nischni Nowgorod nutzt.
Wann kommt das erste Elektroauto von Skoda?

Maier: Wir werden im Jahr 2019 unser erstes elektrifiziertes Fahrzeug auf den Markt bringen. Das wird ein Skoda Superb Plug-in-Hybrid. Kurz danach folgt dann unser erstes rein elektrisches Modell. Wir prüfen derzeit noch, welche Karosserieform dieses Auto bekommen wird.

Steht ein Raumkonzept zur Diskussion? Schließlich bietet die Elektroauto-Architektur des VW-Konzerns die Möglichkeit, auf einer Grundfläche, die der eines Golf entspricht, das Platzangebot eines Passat zu schaffen.

Maier: Klar ist für mich: Raumkonzepte werden mit der zunehmenden Automatisierung von Fahrzeugen und damit neuen Nutzungsmöglichkeiten neu interpretiert. Da Skoda als Marke immer für ein besonders großzügiges Raumangebot steht, ist das durchaus eine Option.

Verkauft Skoda nach dem Abgas-Skandal weniger Fahrzeuge mit Dieselmotor?

Maier: Wir verzeichnen bislang keinen Rückgang der Nachfrage nach Dieselfahrzeugen. Der Anteil liegt stabil bei etwa 46 Prozent.

Opel hat nach der Entscheidung der Briten, die EU zu verlassen, wegen der sinkenden Nachfrage seine Produktion zurückfahren müssen. Hat der Brexit Auswirkungen auf Skoda?

Maier: Großbritannien ist für Skoda der viertgrößte Einzelmarkt, deshalb beobachten wir sehr genau, wie sich der Markt dort entwickelt. Aktuell bewegen wir uns allerdings nach wie vor auf einem relativ stabilen Gesamtmarktniveau.

Nach vielen Jahren bei Porsche sind Sie im vergangenen Jahr an die Spitze von Skoda gewechselt. Was ist Ihr Eindruck heute, nach knapp einem Jahr als Vorstandsvorsitzender?

Maier: Als ich zu Skoda kam, bin ich sofort von der Begeisterung und die Dynamik, die in diesem Unternehmen zu spüren sind, erfasst worden. Wir haben in Böhmen eine sehr vitale Ingenieurs- und Handwerkskunst mit sehr viel Liebe zum Detail. Damit kann ich mich sehr gut identifizieren. Das Unternehmen ist unheimlich agil. Und wir haben noch eine Größe, die es uns erlaubt, Entscheidungen schnell umzusetzen.

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