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Renault-Spionageaffäre
Betrug statt Spionage

Aus Angst vor Industriespionage ist Renault mit großer Wahrscheinlichkeit einem Betrüger auf den Leim gegangen. Eine angebliche Spionageaffäre hat sich als Fehlalarm herausgestellt. Es werde nun wegen Betrugs ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft am Montag (14.3.) in Paris mit.

Renault, Logo, Produktion, Unternehmen
Foto: Renault

Renault-Chef Carlos Ghosn entschuldigte sich umgehend bei den drei Managern, die im Januar überraschend entlassen worden waren. Renault warf ihnen vor, strategische Informationen über die Entwicklung von Elektroautos an die chinesische Konkurrenz weitergegeben zu haben.

Ghosn mit Entschuldigung und Bonusverzicht

"Ich habe mich getäuscht, wir haben uns getäuscht und nach den Ausführungen des Staatsanwalts sieht es so aus, als ob wir absichtlich getäuscht wurden", sagte er am Abend im Fernsehen. Die drei Manager sollten entschädigt werden und wieder Posten bei Renault bekommen, falls sie dies wünschten. Ghosn schloss seinen  Rücktritt aus. Er kündigte aber an, auf seinen Bonus in Höhe von 1,6 Millionen Euro zu verzichten. Der Verwaltungsrat, der am Nachmittag in einer außerordentlichen Sitzung zusammengekommen war, habe dies bereits akzeptiert.
 
Unterdessen ist der Mitarbeiter der Sicherheitsabteilung ins Visier der Justiz geraten, der die Affäre ins Rollen gebracht hatte. Er berief sich auf einen anonymen Informanten, der angeblich Beweise für die Spionagefälle hatte. So wurden mehrere Konten in der Schweiz und in Liechtenstein angeführt, auf die die verdächtigten Mitarbeiter hohe Kommissionszahlungen erhalten haben sollten. Später stellte sich heraus, dass diese Konten überhaupt nicht existierten. Der fragliche Mitarbeiter wurde am Wochenende festgenommen, als er über Guinea an die Elfenbeinküste reisen wollte, um dort als Berater von Präsident Alassane Ouattara zu arbeiten,
 
Renault hat dem ungenannten Informanten nach Informationen der Staatsanwaltschaft mehr als 300.000 Euro gezahlt. Das Unternehmen geriet in die Kritik, weil es lediglich auf interne Ermittlungen gesetzt hatte und sich allzu früh von dieser Version überzeugt zeigte. Ghosn hatte in einem Fernseh-Interview behauptet, dass es eindeutige Beweise für die Spionage gebe. "Wir werden ausspioniert, weil wir so gut sind", erklärte er selbstsicher.
 
Mitarbeiter des Konzerns klagen über ein "paranoides Klima", berichtete die Zeitschrift "Nouvel Observateur" kürzlich. Die Entwicklung des Elektroautos gilt als wichtigstes Projekt des Unternehmens. Gemeinsam mit dem japanischen Schwesterkonzern Nissan hat Renault bereits rund vier Milliarden Euro investiert. In diesem und im kommenden Jahr will Renault vier Elektroautos auf den Markt bringen. Derzeit sind mehr als 100 Patente angemeldet.

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Frankreichs Regierung verärgert über Renault-Blamage

Die französische Regierung hat verärgert auf die überraschende Wende in der vermeintlichen Spionageaffäre beim Autobauer Renault reagiert. Die Entschuldigung des Konzernchefs Carlos Ghosn, der unter falscher Annahme drei Manager gefeuert hatte, seien noch nicht das Ende der Geschichte, sagte Industrieminister Eric Besson am Dienstag dem Sender RTL. "Es wird eine Untersuchung durch einen externen Experten geben, um die Verantwortlichkeiten exakt zu bestimmen", fügte Besson hinzu.

Regierungssprecher François Baroin zeigte sich überrascht, dass Renault dem Betrüger auf dem Leim gegangen sei. "Ich finde es ungewöhnlich, dass sich ein so großes Unternehmen so dilettantisch verhält und sich in eine Geheimagenten-Affäre unterster Schiene verwicklen lässt", sagte er dem Sender LCI. "Das kann nicht folgenlos bleiben", betonte er.
 
Oppositionschefin Martine Aubry forderte Ghosn indirekt zum Rücktritt auf und machte sich darüber lustig, dass er bei einem Jahreseinkommen von 9,2 Millionen Euro auf den Bonus in Höhe von 1,6 Millionen Euro verzichten wolle. "Wenn er seinen Bonus verzichtet, wird er kaum am Hungertuch nagen", sagte sie dem Sender France Info.

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