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Range Rover Sport am Pikes Peak
Mit 510 PS gegen den 4.300-Meter-Berg

Wo Sport draufsteht, muss auch Sport drin sein. Deshalb schickte Land Rover die Neuauflage des Range Rover Sport vor seiner Markteinführung zum Pikes Peak auf Rekord-Jagd. Mit überraschendem Ergebnis für den 510 PS starken, ganz serienmäßigen 2,3-Tonner.

Pikes Peak, Range Rover Sport V8 5.0 SC
Foto: Hersteller

Das war definitiv die komfortabelste Fahrt, die ich bisher hier hoch hatte." Paul Dallenbach klopft etwas Bergstaub von seinem Rennanzug, der immer noch aussieht, als wäre er gerade frisch gestärkt aus der Reinigung gekommen. Vor wenigen Sekunden war der US-Amerikaner in neuer Rekordzeit für Serienautos von 12,35 Minuten den Pikes Peak bei Colorado Springs hochgestürmt. Der Range hatte sich keine drei Minuten mehr Zeit genommen als die bis zu drei Mal so starken, kompromisslosen Hill-Racer. Kein Luxus-SUV und kein anderes Serien-Auto war in den letzten 24 Jahren offiziell schneller auf dem Gipfel. Allerdings hatte es seit dem damaligen Mazda MX-6 in dieser Kategorie auch keiner mehr versucht. Dabei repräsentiert das Strecken-Layout mit 156 Kurven, unzähligen davon Haarnadeln, doch die Antithese zu den üblichen Fähigkeiten eines 4,85-Meter-Geländewagens.

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Range Rover bricht 24 Jahre alten Rekord

Seine Ankunft hätten das Kamerateam und die Fotografen fast verpasst. Statt des typischen Gebrülls hochgezüchteter Rennmotoren huschte der neue Range Rover Sport trotz seines 510 PS starken Kompressor-V8 nur mit einem sachten, tieffrequenten Rauschen über die Ziellinie auf 4.300 Meter Höhe. "Ich bin überrascht, wie stark der Range hier oben noch war. In der Höhe verliert er doch rund 40 Prozent seiner Leistung." Nun gut, 60 Prozent von 510 PS sind in der sauerstoffarmen Luft immer noch über 300 PS, und die haben den 2,3-Tonner deutlich schneller nach oben gehievt, als die Wetten unten im Tal liefen. Er soll mit seiner Alu-Karosserie auch deutlich abgespeckt haben, vorausgesetzt, man kreuzt sich nicht einmal quer durch die Aufpreisliste. Dem Rekordauto fehlt aber weder Soundsystem, Sitzheizung noch sonst etwas von dem, was man eben so braucht, wenn es einem auf dem Berg mal kalt und langweilig wird.

Die Zeichen standen bis auf das prächtige Wetter nicht super günstig für eine absolute Topzeit. Paul ist zwar einer der erfahrensten Pikes-Peak-Racer überhaupt, hat schon 17 Rennen dort absolviert und hielt auch mal den Streckenrekord, aber einen Allradler jagte er noch nie nach oben. Zumal es sein erster Turn mit vollem Einsatz war, nachdem er letztes Jahr mit einem 1.400 PS starken Boliden der offenen Klasse mit hängendem Gaspedal bei über 200 km/h in die allgegenwärtigen Nadelbäume krachte. "Ein etwas mulmiges Gefühl hatte ich schon, als ich die Stelle passierte."

Da hilft es auch, wenn das Comeback-Auto nicht annähernd an die Topspeed der reinrassigen Renner herankommt, dafür aber nach seiner Analyse mit Beherrschbarkeit überzeugt: "Klar haben die Reifen gewimmert, aber mich hat weder starkes Unter- noch Übersteuern gestört. Er war schön im Fluss." Paul muss ja Positives über den neuen Sport mit seiner aufwendigen Doppelquer- (vorne) und Multilenker-Aufhängung sagen, schließlich bezahlt ihn Range Rover für den Job. Immerhin: Das kaum sichtbare, sehr gleichmäßige Abnutzungsbild der 22-Zoll-Reifen bestätigt seine Aussage.

In der Pikes-Peak-Version steckt sogar die schwerere Allradvariante mit elektromechanischer Mehrscheiben-Kupplung und in der Basis paritätischer Kraftverteilung. Die Reifen sind die größten, die es für den Luxus-SUV gibt. Bis auf den vorgeschriebenen Überrollbügel entspricht dieser der Serie. Das ESP wurde vor dem Start mit einem zweisekündigen Tastendruck deaktiviert und verfügt auch nicht über eine Notfall-Logik wie zum Beispiel die AMG-Modelle.

2,3 Tonnen entern den Berg

Etwas heikler wurde es nach Pauls Aussage nur an den welligen Stellen, wo der Untergrund sich seit letztem Jahr etwas bewegt hat und die Luftfederung ihre gewaltigen 27 Zentimeter Federweg ausnutzen musste. "Da ging er beim Anbremsen voll ins ABS, ansonsten waren die Bremsen sehr standfest." Wenn er das so lässig erzählt, schweift der Blick kurz in den mit edlem beigen Leder ausgeschlagenen Innenraum. Sportlicher und tiefer sitzt der Pilot am Steuer, die typische Range Rover-Solidität ist allgegenwärtig. Hat ihn wirklich nichts gestört? "Doch, das konstante Piepsen des Gurtwarners hat genervt" – Paul musste sich in zusätzliche Hosenträgergurte schnallen.

Rennsport-Legende Pikes Peak

Der Pikes Peak ist eben gefährlich und mit seiner anspruchsvollen Strecke eine Legende für Rennsport-Fans. Die Deutschen kennen ihn spätestens, seit Walter Röhrl 1987 das Heck eines Audi Sport Quattro S1 mit wildem Flügelwerk über die Abgründe neben der Schotterpiste driften ließ. Inzwischen ist die Strecke geteert, was dazu führte, dass die Bestzeiten explodierten. Auslaufzonen gibt es aber immer noch keine, und wer sich verbremst, purzelt auch mal ein paar hundert Meter den Berg hinunter.

Das neue Sports-Trumm von Range Rover hat der Berg jedenfalls nicht kleingekriegt, mit dem Rekord für Serienautos ist ihm erst mal ein Husarenstück geglückt. Zumindest so lange, bis Nissan GT-R, Porsche GT3 und Co. sich à la Nordschleife auf der 20 km langen Strecke austoben – the race is on. Vielleicht ist dann Paul wieder am Steuer. Wie gut es mit einem Allradler funktioniert, hat er ja jetzt erfahren.

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